Demokratisch Handeln - Der Wettbewerb 1996
Tätige Nächstenliebe

Themen:

  • Zusammenleben, Migration, Minderheiten

Die Fachkonferenz der Religionslehrer, Schulleitung und das Kollegium fasst den Entschluss für ein Projekt "Tätige Nächstenliebe". Was soll geschehen? Für alle ca. 100 Schüler der 8. Jahrgangsstufe werden im ersten Schulhalbjahr die obligaten zwei Religionsstunden durch praktische Hilfen für einen älteren, hilfsbedürftigen oder behinderten Menschen ersetzt. Die Schüler sollen sich für den Zeitraum von dreieinhalb Monaten eines Menschen annehmen, dem sie an einem Nachmittag für zwei Stunden zur Seite stehen. Pädagogisch gesprochen sollen mit Bezug auf reformpädagogische Traditionen -bspw. bei Kurt Hahn in Salem -neue Lernsituationen erprobt werden. Und was geschieht? Obwohl eigentlich alle -Schüler wie Eltern- dafür sind, türmen sich zunächst Bedenken, Einwände und Hindernisse. Eltern fragen nach Haftung, Betreuung, Verantwortung, Kontrolle und nach dem Sinn des Projektes. Auch die Schüler sind nur bedingt begeistert. Zitat eines Schülers: "Grosses Stöhnen ging durch die Klasse."Trotzdem gelingt es, die Jugendlichen zu überzeugen. Jeder Schüler sucht sich selbst einen bedürftigen Menschen und hilft. So liest eine Schülerin einer fast blinden Frau, die 84 Jahre ist, vor, andere kaufen ein oder erledigen kleine Besorgungen. Ein älterer Mann freut sich, weil er sich mit einem Schüler einfach nur unterhalten kann. Nicht alle Versuche zu helfen gelingen, aber auch Erfahrungen des Scheiterns oder der Überforderung sind wichtig. Die Erfahrungen der Schüler und Eltern sind nachdem das Projekt eine erste Zeit gelaufen ist meist positiv. Viele Eltern betonen die erzieherische Wirkung dieses Unternehmens.

[Wiesbaden, 1996]

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Helene-Lange-Schule
Langenbeckstr. 6-18
65189 Wiesbaden