Demokratisch Handeln - Der Wettbewerb 2004
Der Mann unter der Treppe

Themen:

  • Geschichte, Lokalgeschichte, NS-Geschichte etc.

Zwei Schülerinnen der elften Klasse des Albert-Schweitzer-Gymnasiums aus Vetschau (Spreewald) erarbeiten eine umfangreiche Dokumentation über Joachim Gottschalk, einen berühmten Theater- und Filmschauspieler der dreissiger Jahre. Gottschalks Familie war im Nationalsozialismus zunehmender Ausgrenzung unterworfen, da seine Frau Meta Wolff früher Jüdin war. Die Situation spitzt sich 1941 so stark zu, dass die Familie Selbstmord begeht. Für die beiden Schülerinnen ist das Verhalten von Joachim Gottschalk und seiner Familie ein Beispiel für den stillen und verzweifelten Widerstand gegen Ideologie und Terror der Nationalsozialisten.Die Idee zu dem Projekt entsteht, als die beiden Schülerinnen zum Thema Widerstand in ihrer Heimatregion recherchieren. Dabei erfahren sie zum ersten Mal von der Biografie Joachim Gottschalks. Obwohl er im Nachbarort Calau geboren ist und dort sogar eine Strasse nach ihm benannt und ein Denkmal an ihn erinnern soll, kennen nur die wenigsten Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums seinen Namen, wie bei einer Umfrage ermittelt werden kann. Um die Geschichte der Familie bekannt zu machen, beschliessen die Schülerinnen, eine Ausstellung zu erstellen, die anlässlich des 100. Geburtstages von Gottschalk in Calau gezeigt werden soll. Die Ausstellung zeichnet mittels Tafeln, Begleitheften, vielen Originaldokumenten und eines Audio-Guide den Lebensweg Gottschalks und die Geschichte seines Gedenkens in der DDR und im wiedervereinigten Deutschland nach. Man erfährt, dass Gottschalk schon früh Schauspieler werden will und auch tatsächlich zu einem grossen Bühnen- und Kinostar aufsteigt. Auf der Bühne trifft er auch seine zukünftige Frau Meta Wolff. Sie ist Jüdin, nimmt jedoch Gottschalk zuliebe den evangelischen Glauben an. Trotz Gottschalks Popularität ist die Familie – ein Sohn wird bald geboren - zunehmenden Repressalien ausgesetzt. Schliesslich sieht Gottschalk keinen Ausweg mehr: Zusammen mit seiner Frau fasst er den Beschluss zum Selbstmord. Abschliessend wird auch das wenig ruhmvolle Verhalten der DDR-Behörden thematisiert, was die Erinnerung an Gottschalk betrifft. Für die beiden Schülerinnen hat Gottschalk ein "Zeichen gegen die Naziherrschaft" gesetzt. Obwohl es sich um keinen aktiven Widerstand handelte, stellt seine "Verzweifelungstat" doch ein Fanal gegen das menschenverachtende System der Nazis dar. Daher fordern sie: "Dieser aufrechte Mensch darf nicht vergessen werden." (JW)

[Vetschau, 2004]

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