Demokratisch Handeln - Der Wettbewerb 2005
"Günter Grass: Im Krebsgang - Ein Schulprojekt"
Themen:
- Praktisches Lernen, Kunst, Ästhetik, Theater
Der Literaturkurs des zwölften Jahrgangs behandelt im Unterricht die Novelle „Im Krebsgang“ von Günther Grass. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich dabei produktiv mit der Entstehungsgeschichte des Werkes auseinandersetzen und dessen Auswirkungen erschliessen. Die Idee des Projektes entsteht im Februar 2005. Der Literaturkurs besucht eine Lesung von Günter Grass, bei der der Dichter aus jener Novelle liest. In der Novelle geht es um den Untergang der „Wilhelm Gustloff“. Die „Wilhelm Gustloff“ war ein Schiff, das nach einem in der Schweiz von einem serbischen Juden erschossenen Naziführer benannt war. Das Schiff wurde 1945 von einem sowjetischen U-Boot versenkt, dabei starben mehr als 8.000 Menschen, meist Zivilisten. Die Aufgabe der Schüler besteht nunmehr darin, die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der Novelle zu rekonstruieren und in einen zeitlichen Rahmen zu stellen. Grass, der sich von diesem Projekt angetan zeigt, stellt den Schülern seinen privaten Briefwechsel zur Novelle zu Verfügung. Darunter befinden sich auch Briefe von prominenten Schreibern wie dem ehemaligen Bundespräsident Johannes Rau, dem amerikanischen Autor John Irving oder auch von dem Sohn und Enkel jenes David Frankfurter, der Wilhelm Gustloff in der Schweiz erschossen hatte. Die Schüler bearbeiten das Material, indem sie es in verschiedene Themenbereiche einteilen und sich darüber in Form von Referaten gegenseitig informieren. Hierbei entsteht nun die Idee, die Ergebnisse in einer kleinen Ausstellung mittels Schautafeln und Faksimiles zu visualisieren. Es kommt der Gedanke auf, diese auch der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek anzubieten. Letztere nimmt das Angebot begeistert an. Nunmehr müssen die jungen Kuratoren der Ausstellung die Genehmigungen der Briefschreiber einholen. Dutzende von Briefe werden verfasst und erfolgbringend in die ganze Welt geschickt. Alle Adressaten stimmen der Veröffentlichung ihrer Briefe in dieser Ausstellung zu. Es werden auch Fotos und andere Utensilien der „Wilhelm Gutsloff“ wie Aschenbecher oder eine Speisekarte mit an die Schüler geschickt. Schnell bemerken die, dass ihr Vorhaben nicht in einem Semester zu bewältigen ist und weit über den zeitlichen Rahmen des Unterrichts hinausgeht. Motiviert jedoch von der Möglichkeit, das Konzept einer Ausstellung selbstständig zu entwickeln und anschliessen umzusetzen, beenden die Jugendlichen auf freiwilliger Basis die Arbeit an der Ausstellung. Dabei werden sie finanziell von der Grass-Stiftung und der Schule unterstützt. Auf diese Weise können die anfallenden Kosten für den Katalog, die Schautafeln und das Porto beglichen werden. Die Ausstellung wird im Januar 2006 in der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek gezeigt und wird dann weiter an die Grass-Stiftung nach Bremen und weiter nach Neumünster gegeben. (FW)
[Kiel, 2005]
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Berufliche Schule TechnikGellertstrasse 18 A
24114 Kiel