Demokratisch Handeln - Der Wettbewerb 2007
Oberkante – Unterlippe: Klima – Hochwasser – Renaturierung
Themen:
- Ökologie
„Oberkante – Unterlippe“ ist ein mehrdeutiger Titel für ein ökologisch basiertes Unternehmen praktischen und forschenden Lernens, bei dem Schülerinnen und Schüler aus Holland, Ungarn und Polen gemeinsam mit ihren Soester Gastgebebern an einem Thema von globaler politischer Dimension arbeiten. „Oberkante – Unterlippe“ sagt uns alltagssprachlich, dass das Mass voll und das Fass kurz vor dem Überlaufen ist – gemeint ist hier die zunehmende Hochwasser- und Flutgefahr gerade in den dicht besiedelten mitteleuropäischen Kulturräumen, in denen industrieller Fortschritt zur vermeintlichen Zähmung natürlicher Fliesswasserverläufe geführt hat. „Oberkante – Unterlippe“ ist zugleich aber auch die Bezeichnung für die konkrete regionalräumliche Studie an diesem Nebenfluss des Rheins. Das Projekt bearbeitet die politische Herausforderung des Hochwasserschutzes als demokratische Herausforderung der Kommune und als grenzüberschreitende Aufgabe. Im September 2007 führen zwölf Schüler der Soester Biologie-AG gemeinsam mit Jugendlichen aus den Partnerschulen eine ökologisch-biologische Feldstudie durch. „Gibt es lokale Antworten auf globale Probleme?“, so formulieren die Jugendlichen die leitende Projektidee, bei der Handeln vor Ort sich mit gesellschaftlichen Aufgaben globaler Dimension verbindet. Es soll nicht nur gezeigt werden, dass die Folgen der Globalisierung immer auch lokal auftreten und die Menschen im Einzelnen betreffen. Vor allem soll nach Handlungskorridoren für demokratisches und zivilgesellschaftliches Engagement gesucht werden: Nicht Resignation angesichts einer scheinbar machtlosen Globalisierung, sondern Ermunterung zur Beteiligung und zum Engagement sind Zielperspektiven des Projektes. Der gemeinsame Fokus der Hochwassergefahr verbindet die beteiligten Schulorte überdies über die Schulpartnerschaft hinaus im Feld des verhandelten Themas. Zunächst werden ortsnahe ökologische Untersuchungen durchgeführt, die die Teilgruppen sich bei ihrer Begegnung wechselseitig vorstellen. Anschliessend beforscht die internationale Gruppe zehn Tage lang die Lippeauen in der Nähe von Soest in Blick auf nachweisbare Erfolge der dort erfolgten Renaturierung des Flusses. Es werden Untergruppen gebildet, die auf einzelne Themenbereiche wie Wasseranalysen, Untersuchungen der Flora und Fauna, aber auch zeichnerische und schauspielerische Darstellung der Situation und Umwelt genauer eingehen. Biologische Expertisen werden mit kreativ-medialer Bearbeitung und Vermittlung der Ergebnisse verbunden. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass die Renaturierung der Lippe erfolgreich ist, indem die neukultivierte natürliche Flora und Fauna die Situation bei kleinen und mittleren Hochwassern positiv beeinflusst hat – sie zeigen allerdings auch, dass die Folgen der Klimaerwärmung in der Bioindikation auch der Lipperegion bereits nachweisbar ist. Zum Abschluss des Projektes findet eine Podiumsdiskussion mit Entscheidungsträgern und Projektpartnern statt. Schliesslich werden die fachlichen Ergebnisse und ein Forderungskatalog zum politisch-ökologischen Handeln in allen beteiligten Ländern an die zuständigen Parlamente und Minister versandt. Über den Europaabgeordneten Südwestfalens werden auch das Europaparlament und der zuständige EU-Kommissar zum Handeln aufgefordert. (WB)
[Soest, 2007]
Kontaktdaten
Conrad-von-Soest-GymnasiumParadieser Weg 92
59494 Soest