Demokratisch Handeln - Der Wettbewerb 2007
Schülerbegegnungsprojekt Auschwitz-Stutthof

Themen:

  • Geschichte, Lokalgeschichte, NS-Geschichte etc.

Deutsche und polnische Schülerinnen und Schüler setzen sich während zweier Begegnungen mit der gemeinsamen Vergangenheit ihrer beiden Länder, insbesondere der Zeit des Nationalsozialismus, auseinander. Die beiden Projektfahrten finden jeweils zu Beginn und am Ende eines Schuljahres statt, zum ersten Mal im Schuljahr 2006/07.Auf deutscher Seite organisieren zwei Lehrerinnen und ein Lehrer des Beruflichen Schulzentrums Wurzen die Begegnungen. Ihre Schüler besuchen das Berufsbildungszentrum nicht freiwillig; sie haben keinen Ausbildungsplatz und schlechte berufliche Aussichten. Ihre kognitiven Fähigkeiten sind oft wenig entwickelt, und ihr historisches Wissen ist begrenzt. Da rechtsextreme Aktivitäten in Sachsen und besonders in Wurzen/Muldetalkreis verbreitet sind, kommt der kritischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus eine besonders wichtige Funktion zu. Ein erstes Treffen der 16- bis 18-jährigen deutschen Schüler mit polnischen Jugendlichen, deren berufliche Aussichten ebenfalls schlecht sind, findet im November 2006 in der Internationalen Begegnungsstätte Auschwitz statt. Die nächste Schülerbegegnung umfasst zehn Tage und führt die Schüler im Juni 2007 nach Colditz, wo sie die Gräber von jüdischen und polnischen Zwangsarbeitern besuchen und pflegen. Sie beschäftigen sich mit der Geschichte von Colditz, wo es ein KZ für politisch Andersdenkende gab, und mit den Zwangsarbeitern, die in den nahegelegenen Hasag-Werken ausgebeutet wurden. Die Jugendlichen besichtigen das Stadtmuseum Colditz und das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig. In Leipzig empfängt sie der polnische Generalkonsul zu einer Gesprächsrunde. Im September 2007 reisen die deutschen Jugendlichen nach Olkusz in der Nähe von Krakau und Auschwitz. Gemeinsam mit ihren polnischen Altersgefährten besuchen sie u.a. Krakau, einen deutschen Soldatenfriedhof in Siemianowice und die KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Sie setzen sich in Gesprächsrunden sowohl mit ihrer eigenen Rolle in der gegenwärtigen Gesellschaft als auch mit der Geschichte des KZ Auschwitz auseinander. Schliesslich stellen sie in gemeinsamer Arbeit ein grosses Holzkreuz her, welches sie auf dem deutsch-polnischen Friedhof in Olkusz aufstellen. Ein Gespräch mit einem Überlebenden von Auschwitz schliesst diese Projektfahrt ab.Die Begegnungsfahrten organisieren die Lehrer des Berufsbildungszentrums, die Schüler bringen aber eigene Vorschläge ein und gestalten einzelne Tage der Fahrten gemeinsam mit ihren polnischen Altersgenossen. An den Gesprächsrunden nehmen sie aktiv teil, und durch Projektberichte, die in der Schule aushängen, verarbeiten sie das Erlebte und stellen es in ihrer Institution zur Diskussion. Die geplanten Treffen mit litauischen Jugendlichen in Stutthof im laufenden Schuljahr setzen das Projekt fort. (KB)

[Wurzen, 2007]

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Berufliches Schulzentrum Wurzen
Strasse des Friedens 12
4808 Wurzen