Demokratisch Handeln - Der Wettbewerb 2008
"Ach, wie gut, dass jemand weiss …" - Kinderrechtsverletzungen in Grimmschen Märchen
Themen:
- Kinderrechte, Kinderpartizipation
Die Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassenstufe erkunden in ihren Projekttagen im September 2008 die Volksmärchen der Gebrüder Grimm unter dem Gesichtspunkt der Verletzung von UN-Kinderrechten. Die Recherche zur aktuellen Umsetzung der Kinderrechte und die kritische Analyse der wohlbekannten Märchen verbinden sie mit dem seit längerem bestehenden Wunsch, gemeinsam einen Film zu drehen. Der Verstoss gegen verschiedene Kinderrechte kann in mehreren Märchen festgestellt werden. Für die entsprechenden Szenen entstehen Scripte, die von einem Team in ein übergreifendes Drehbuch integriert werden. Ein engagierter Kameramann hilft den Schülern bei der professionellen Verfilmung. Die Schüler bereichern den Filmdreh durch ihre kulturelle Heterogenität, etwa in Form der mitgebrachten Kostüme oder der Sprachenvielfalt. Den jungen Filmemachern ist die Brisanz zwischen eigenem Spass am Dreh und Ernst des Themas bewusst. Durch ihre Kreativität in Drehbuch und Gestaltung der Kostüme bei gleichzeitiger konsequenter Rollenübernahme gehen sie diese Gratwanderung an. An geeigneter Stelle wird die Inszenierung unterbrochen durch geschriebene Einblendungen zur aktuellen Situation von Kinderrechtsverletzungen in der realen Welt. In ihrem Drehbuch lassen die Schüler die Menschen durch eine hilfesuchende Märchenfee und einen findigen Reporter auf die Verletzung der Kinderrechte im Märchenland aufmerksam machen. Die empörten Menschen im Film überlegen, wie sie gewaltlos den Einhalt der UN-Konvention erreichen können. Der Protest zieht sich durch verschiedene gesellschaftliche Ebenen der Menschenwelt im jeweiligen Habitus: ein Bundeskanzler hält eine seriöse Ansprache, eine Rap-Gruppe verfasst ein Lied, eine Vertreterin des Kinderschutzbundes bringt Forderungen zum Schutz des Kindeswohles vor, ausländische Fernsehsender berichten in ihren Nachrichten, Passanten werden befragt und beziehen nach subjektiven Empfinden Stellung. Ihren unmenschlichen Umgang mit den Kindern verteidigende Märchenprotagonisten und eine laissez faire Auffassung von Toleranz einiger Menschen werden in Diskussionen durch die protestierenden Demonstranten argumentativ entkräftigt und die Täter zum Umdenken bewegt. Die Schüler verarbeiten im Film die eigenen Diskussionen im Klassenverband zu Vor- und Nachteilen gewaltfreier Erziehung. In einer Talk-Show kommen die Märchenkinder zu Wort und erzählen von ihren Emotionen bei den erlebten Demütigungen und äussern ihre Wünsche für die Zukunft. In den letzten Szenen ihres Filmes zeigen die Schüler, wie sie sich eine gewaltfreie Märchenwelt vorstellen: die Märchenfiguren gehen miteinander rücksichtsvoll und freundlich um.Bei der Premiere erhält der Film ein positives Echo bei Eltern, Lehrern und Vertretern verschiedener Organisationen. Mehrere Organisationen, die sich für die Rechte von Kindern weltweit einsetzen, Schulen und ein örtliches Programmkino sind an einer Verwendung des Films im Rahmen ihres eigenen Engagements interessiert. (SKa)
[Münster, 2008]
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48159 Münster