Demokratisch Handeln - Der Wettbewerb 2010
Ein Mahnmal für Weinheim

Themen:

  • NS-Geschichte

Am 22. Oktober 1940 wurden aus 137 badischen Gemeinden jüdische Bürger nach Gurs deportiert. Seit 2002 gibt es ein Mahnmalprojekt der Abteilung Jugendpastoral der Erzdiözese Freiburg und des Evangelischen Amts für Kinder- und Jugendarbeit der Landeskirche. Ziel ist es, dass Schülerinnen und Schüler für jeden der 137 Orte zwei Memorialiensteine gestalten, die an das Geschehene erinnern und eine Botschaft für gegenwärtige und künftige Generationen enthalten. Ein Stein wird dann an den Orten aufgestellt, in denen die Deportation stattgefunden hat. Der andere wird Teil eines zentralen Mahnmals für die verschleppten Juden Badens in Neckarzimmern. Die unterschiedlichen Memorialsteine werden zu einem Gesamtkunstwerk vereint, das einen Davidstern bildet.Schon zu Beginn des Schuljahres 2009/10 beschlossen die Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse an der Dietrich-Bonhoeffer-Schule das Projekt "Ein Mahnmal für Weinheim" durchzuführen. Drei Lehrer unterstützten die Jugendlichen bei ihrem Vorhaben. Im November 2009 bat der Oberbürgermeister der Stadt Weinheim offiziell darum, ein Mahnmal für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus zu gestalten. Damit das Projekt realisiert werden konnte, suchte sich die Schülergruppe zunächst Sponsoren. Viele ausserschulische Partner, wie die Freudenberg Stiftung, die Amadeu-Antonio-Stiftung, der Lions Club Weinheim, der Rotary Club Weinheim und die Stadt Weinheim standen den Jugendlichen mit Rat und Tat zur Seite. Im Geschichtsunterricht informierten sich die Schüler zunächst über die historischen Hintergründe. Parallel dazu erarbeiteten sich die Jugendlichen im Kunstunterricht das Grundlagenwissen zur Bedeutung von Symbolen in der Kunst und den Zweck von Mahnmalen. Bei einem fächerübergreifenden Lehrgang untersuchte die Gruppe bereits bestehende Denkmäler in Weinheim auf ihre Aussage und Wirkung hin. Ausserdem stellten zwei Mitarbeiter der Werkstatt eG Heidelberg mögliche Materialien für das Mahnmal vor und klärten über die zu berücksichtigenden Rahmenbedingungen auf. Im April 2010 sammelten die Schüler während eines zweitägigen Planungsworkshops Ideen und erstellten Modelle aus Holz und Ton. Ein Stein-Modell mit einem Durchbruch in der Mitte soll auf den Verlust der jüdischen Bürger im Weinheimer Alltag verweisen. Ein zweites Modell zeigt einen Koffer als zentrales Symbol und soll in der Schule aufgestellt werden. Die Modelle bauten die Schüler innerhalb von vier Tagen, in denen sie tatkräftig von den Mitarbeitern der Werkstatt eG unterstützt wurden. Am 17. Oktober wurde der Gedenkstein für Neckarzimmern in das zentrale Mahnmal eingefügt. Im Weinheimer Schlosshof fand am 9. November 2010 die Übergabe des Koffer-Modells an die Öffentlichkeit statt. Die Jugendlichen führten an diesem Tag eine Gedenkveranstaltung in der Schule durch. (JS)

[Weinheim, 2010]

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Breslauer Strasse 60
69469 Weinheim