Demokratisch Handeln - Der Wettbewerb 2011
Stolpersteine – Jüdische Schicksale direkt vor unseren Füssen – Gemeinsam gegen das Vergessen

Themen:

  • NS-Geschichte

Die Beschäftigung mit dem "Tagebuch der Anne Frank" im Deutschunterricht sensibilisiert die Schülerinnen und Schüler des Staatlichen Gymnasiums Arnstadt für die Themen "Nationalsozialismus" und "Judenverfolgung". Die Jugendlichen schlagen vor, sich mit dem Schicksal ehemaliger jüdischer Mitbürger in ihrer Heimatstadt Arnstadt und Umgebung auseinanderzusetzen. Unterstützung erhalten sie dabei von einem Mitarbeiter der Stadtjugendpflege, der auch gleichzeitig die Stolpersteinverlegungen des Künstlers Gunter Demnig in Arnstadt organisiert. Während der Recherchen äussert er, dass er Jugendliche für einen Arbeitseinsatz auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof in Plaue sucht. Die Idee tragen zwei Schülerinnen in die Klasse und finden spontan Freiwillige. Während der Vorbereitungen begeistern sich weitere Jugendliche, so dass an den Aufräumarbeiten während der Projektwoche alle Schüler der Klasse teilnehmen. Sie kehren Laub zusammen, verstauen es in grossen Säcken und legen einige Grabstätten wieder frei. Anschliessend erstellen sie einen Lageplan der Gräber und notieren in einer Legende den Zustand der Grabsteine. Als besonderen Höhepunkt der Projektwoche empfinden die Jugendlichen den Besuch von Rabbi Pal und das Gespräch mit ihm auf dem Friedhof. Nach der interessanten und gelungenen Projektwoche beschliessen die Jugendlichen mit eigenen erfolgreichen Aktivitäten die Zusammenarbeit mit dem Jugendpfleger fortzusetzen und am Stolpersteinprojekt mitzuwirken. Mit den Einnahmen eines Kuchenbasars finanzieren sie einen eigenen Stolperstein. Sie nehmen an der Verlegung der Stolpersteine aktiv teil und verlesen Texte, die nach Zeugenaussagen des Auschwitz-Prozesses verfasst sind. Die von mehreren Jugendlichen erstellte Projektdokumentation beinhaltet neben der Darstellung des Projektverlaufes auch Rechercheergebnisse, Zeitungsausschnitte und Bilder der Aufräumaktion. Einige Fotografien zeigen den Zustand des Friedhofes vor und nach der Säuberung. Sie lassen erahnen, wie viel Zeit und Mühe die Jugendlichen für ihre Arbeit aufwenden. Gleichzeitig reflektieren sie ihr Projekt in persönlichen Statements. Dabei verknüpfen sie gewonnene historische Erkenntnisse mit Problemen der Gegenwart, mit persönlichen Empfindungen und dem Zusammenleben in der Klasse. Sie diskutieren selbstständig im Klassenverband, wie sie ihr Projekt weiterführen. Jeder Vorschlag wird gemeinsam überdacht, Entscheidungen als Gruppe getroffen und die Arbeit auf alle verteilt. Die Jugendlichen führen das Projekt fort und planen einen weiteren Arbeitseinsatz auf dem jüdischen Friedhof und die Verlegung eines weiteren Stolpersteines. Ein Patenschaftsvertrag mit der jüdischen Gemeinde Erfurt regelt die ehrenamtliche Pflege des jüdischen Friedhofes durch das Gymnasium Arnstadt. Dieser wird nicht an ihre Klasse gebunden, so dass auch nach ihrem Abitur eine achte oder neunte Klasse das Projekt fortsetzt. (TT)

[Arnstadt, 2011]

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Staatliches Gymnasium Arnstadt
Käfernburger Strasse 2
99310 Arnstadt