Demokratisch Handeln - Der Wettbewerb 2016
Flucht – damals und heute
Themen:
- Zusammenleben, Migration, Minderheiten
Geflüchtete Jugendliche der Klasse InteA1b an der Max-Eyth-Schule in Dreieich verarbeiten ihre eigenen Erlebnisse im berufsvorbereitenden Projektunterricht des Faches Holztechnik, indem sie eine Sitzbank entwerfen, bauen und gestalten. Diese Auftragsarbeit, die gemeinsam mit dem Verein Hugenotten und Waldenser e.V. aus Marburg erdacht wurde, verbindet die Flucht der Hugenotten aus Frankreich und deren Ansiedlung in Neu-Isenburg vor 300 Jahren mit den aktuellen Erfahrungen sowie Problemen der Ankunft der unbegleiteten Jugendlichen dieser Klasse aus acht Ländern. Basierend auf dem Förderkonzept "InteA" des Hessischen Kultusministeriums, das für Jugendliche eine möglichst schnelle Versorgung mit bedarfsgerechten Bildungsangeboten garantiert, um eine zügige Integration in das Beschäftigungssystem zu ermöglichen, arbeiten die Jugendlichen hauptsächlich praktisch im berufsbezogenen Unterricht. Arbeitsteilig in verschiedenen Gruppen und begleitet durch einen 16-stündigen thematischen Deutschunterricht wird der Metallrohling der Parkbank, der von der Innovativen Produktionsschule des Schulcampus' der Max-Eyth-Schule übernommen wurde, weiterverarbeitet. In einem demokratischen Verfahren diskutieren die Jugendlichen verschiedene Gestaltungsideen und üben an Probestücken mit unterschiedlichen Holzbearbeitungsmaschinen und Werkzeugen. Durch Anwenden der Kenntnisse im Umgang mit Werkzeugmaschinen und sicherheitsrelevanten Aspekten des Arbeitsschutzes kommen neben betreuten auch zunehmend eigenverantwortliche Schülertätigkeiten zur Anwendung. Die Wissenserwerbe zur Flucht und Besiedlung der Hugenotten eignen sich die Jugendlichen in einem gemeinschaftlichen Unterrichtssetting mit Jugendlichen der elften Klasse des Beruflichen Gymnasiums des Schulcampus an. Dazu erarbeiten die Gymnasiasten geeignete Referate und präsentieren diese in der Klasse IneA1b. Die geflüchteten Jugendlichen üben sich in der weiteren Anwendung der deutschen Sprache, und die Gymnasiasten erhalten unmittelbare Eindrücke von Flucht und Verfolgung. Für alle Jugendlichen wird deutlich sichtbar, dass das Bild ihrer Heimatstadt bereits seit über 300 Jahren von Einwanderungen geprägt und verändert wird. Vor diesem historischen Hintergrund gestalten die Jugendlichen ihre Sitzbank entsprechend künstlerisch. Die Lernfortschritte und Erkenntnisse dokumentieren sie in ihrem Lerntagebuch, das als Bewertungsgrundlage für den Arbeitsprozess und zur Evaluierung des Lernprozesses an der Schule genutzt wird. Beim Stadtfest in Neu-Isenburg wird die Bank von der Stadt als besonderes Sitzmobiliar für das Rathaus ersteigert. Die Jugendlichen berichten auf einer Pressekonferenz über den Prozess der Fertigstellung und geben Interviews. Über die Events berichten verschiedene Lokalzeitungen mehrfach, sodass die Teilnahme der geflüchteten Jugendlichen am öffentlichen Leben der Stadt allumfassend wahrgenommen wird. (CS)
[Dreieich, 2016]
Kontaktdaten
Max Eyth SchuleFrankfurter Straße 160-166
63303 Dreieich