Demokratisch Handeln

Demokratisch Handeln - Projekt 3/04

Avital Ben-Chorin - von Angesicht zu Angesicht

Themen:

• Geschichte, Lokalgeschichte, NS-Geschichte etc.

Seit nunmehr fünf Jahren stehen die Schülerinnen und Schüler des Goethegymnasiums mit Frau Avital Ben-Chorin in einem engen brieflichen Austausch. Frau Ben-Chorin wurde als Erika Fackenheim 1923 in Eisenach geboren und war Tochter des jüdischen Mediziners Dr. Julius Fackenheim. Im Jahre 1936 wanderte sie im Alter von 13 Jahren nach Israel aus, wo sie, wie sie sagt, "zu Hause ist". Ihre Eltern, den Grossvater, Verwandte und zwei ihrer Freundinnen ereilte ein viel schlimmeres Schicksal. Sie starben in den Konzentrationslagern Theresienstadt und Auschwitz. In Israel heiratete Frau Ben-Chorin später den bekannten Schriftsteller und Religionsphilosophen Shalom Ben-Chorin.Nach 1986, 1998 und 2001 weilte Frau Ben-Chorin im Jahre 2004 das vierte Mal in ihrer Heimatstadt Eisenach. Auf Einladung der Schüler der Goetheschule besuchte sie zusammen mit drei ehemaligen Klassenkameradinnen auch ihr ehemaliges Schulgebäude. Frau Ben-Chorin berichtet von ihrem Leben, von der Schule, von ihrer Ausreise und darüber, wie der Lehrer Hartmann jüdische Kinder an der Charlottenschule gequält habe. Zu ihren Erinnerungen gehört auch der "schaurige Umzug" am 1. April 1933, dem ersten Juden-Boykott-Tag. Nach ihrer Ausreise veränderte sich ihr Leben. Sie lernte Hebräisch und wurde eine bewusst gläubige Jüdin. Seit ihrer Heirat im Jahre 1943 setzt Frau Ben-Chorin sich zusammen mit ihrem Mann für den Dialog zwischen Juden und Christen ein und versucht nach dessen Tod sein Vermächtnis fortzusetzen. Im Jahre 1999 erschient das Buch ihres Mannes "Von Angesicht zu Angesicht" im Wartburgverlag in zweiter veränderter Auflage. Bei der Präsentation des Buches in Anwesenheit des ehemaligen Thüringer Kultusministers Michael Krapp ist Frau Ben-Chorin sehr davon berührt, dass dieses Buch nun in den Thüringer Schulen Einzug hält.In der Auseinandersetzung der Schüler mit dem Leben von Frau Ben-Chorin treffen unterschiedliche Wissenshorizonte aufeinander. Im persönlichen Kontakt werden Berührungsängste abgebaut und demokratische Umgangsformen erlernt. Der briefliche Austausch und das Zusammentreffen mit Frau Ben-Chorin wird für die Jugendlichen zu einem nachhaltigen Erlebnis. (IL)