Demokratisch Handeln

Demokratisch Handeln - Projekt 2/04

Erinnerungen - Begegnungen

Themen:

• Geschichte, Lokalgeschichte, NS-Geschichte etc.

Die eingereichte Dokumentation fasst die Kontakte der Stadt Eisenach und speziell auch der Regelschule "Johann Wolfgang Goethe" zu ehemaligen jüdischen Bürgern der Gemeinde zusammen. In Eisenach leben heute keine Juden mehr. Von der einst über 400 Mitglieder zählenden jüdischen Gemeinde retteten sich viele ins Ausland: nach Israel, den USA oder nach Südamerika. Die Nationalsozialisten verschleppten über 100 Bürger in die Konzentrationslager, wo sie auf grausame Weise ums Leben kamen.Während des Projektes (vgl. Spurensuchende Brücken bauen 01/04) ist in mehreren Klassen immer wieder die Frage gestellt worden: "Wie verhielten sich eigentlich die Eisenacher Bürger während der Pogrome gegen ihre jüdischen Nachbarn?" Zunächst nutzen die Schülerinnen und Schüler vorhandene Dokumente und Erlebnisberichte, doch bald darauf stellt man Kontakte zu ehemaligen jüdischen Einwohnern Eisenachs her. Zuerst laden die Schüler Frau Lilo Rosenberg in die Schule ein. Sie kommt im Rollstuhl mit einem Betreuer und zeigte den anwesenden Schülern unter Tränen die Stelle am Haupteingang, an der man sie verprügelt und von der Treppe gestossen hatte. Wenig später fällt Schülern der neunten Klasse auf, dass während der Eisenacher Begegnungswoche Frau Avital Ben-Chorin in Eisenach weilte. Sie war unter ihrem Mädchennamen Erika Fackenheim von 1929 bis 1936 Schülerin der Goetheschule, die damals den Namen Charlottenschule trug. Nach einem Brief der Schüler entwickelt sich ein besonders intensiver Gedankenaustausch. Intensiv beschäftigen sich die Schüler auch mit den Lebenserinnerungen von Chaim Wolnerman, einem ehemaligen Eisenacher, der 1993 in Haifa verstarb.Die Ergebnisse der Briefkontakte und der Recherchen fliessen in die Broschüre "120 Jahre Goetheschule Eisenach" ein, die anlässlich des Jubiläums im Jahr 2004 veröffentlicht wird. Im Vorwort der Publikation heisst es, dass das Projekt "Spurensuche" mit dazu beigetragen hat, dass sich die Schüler mit der Geschichte der Stadt und der Geschichte der Schule, die ein aufgeschlagenes Geschichtsbuch sei, verbunden fühlen. (IL)