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Demokratisch Handeln - Projekt 4/13

Das Schülergericht – eine sinnvolle "gelbe Karte"?


Themen:

  • Zusammenleben, Migration, Minderheiten
  • Kommunikation, Moderation, Konfliktlösung
  • Kommune, lokales Umfeld
  • Staat, Wahlen, Institutionen

Anne-Kathrin Wagner besucht das Gymnasium Einsiedel und engagiert sich als Schülerrichterin am Schülergericht in Chemnitz. Das Schülergericht ist eine gerichtliche Institution, die als Alternative zu Strafprozessen für jugendliche Straftäter entwickelt wurde. Die Polizei nimmt bei einer Straftat die Ermittlungen auf und leitet die Akte nach Abschluss der Sachbehandlung an die Staatsanwaltschaft weiter. Wenn es in dem Fall um einen Ersttäter und eine kleinere bis mittlere Straftat geht, kann die Staatsanwaltschaft diesen an ein Schülergericht übergeben. Kleinere Delikte umfassen bspw. das Erschleichen von Leistungen ("Schwarzfahren"), Internetmobbing und Diebstahl bis hin zu leichter Körperverletzung. Für den Angeklagten ist die Verhandlung seines Falls vor einem Schülergericht freiwillig, er kann sich auch für eine gewöhnliche Gerichtsverhandlung vor einem Jugendrichter entscheiden. Wenn er sich allerdings für ein Schülergericht entscheidet, sind dessen Sanktionen bindend. Drei Schülerrichter kommen mit dem oder der Angeklagten zu einem Gremiumsgespräch zusammen. In diesem Gespräch werden alle Fragen zur Tat sowie zur Person des Angeklagten geklärt. Sodann beraten die Schülerrichter über Sanktionierung und Fristsetzung. Durch die zahlreichen Informationen über den Angeklagten sind sie in der Lage, eine spezifische und individuelle Sanktion zu wählen. Das höchste Ziel ist die Vermeidung einer weiteren Straftat. Am Schülergericht Chemnitz ist bis jetzt bei 30 bearbeiteten Fällen nur ein Rückfall zu verzeichnen.Im Jahr 2010 kann die Schülerin Anne-Kathrin Wagner an einer Ausbildung zur Schülerrichterin teilnehmen. Die Ausbildung wird von der Arbeiterwohlfahrt, die auch das Projekt "Schülergericht" betreut, organisiert. Das Kennenlernen der Aufgaben von Polizei und Jugendgerichtshelfern und Besuche von Gerichtsverhandlungen mit auswertenden Gesprächen gehören zur Ausbildung wie auch Gespräche mit Bewährungshelfern und der Besuch einer Strafvollzugsanstalt. Ende des Jahres 2010 kann das Schülergericht Chemnitz seine Arbeit aufnehmen. Um das Projekt bekannter zu machen und weitere Mitwirkende zu gewinnen, entwickelt das Schülergericht gemeinsam mit einer Designerin eine Karte, die die wichtigsten Informationen enthält und die an öffentlichen Orten ausgelegt werden kann. Studenten der Hochschule Mittweida im Studiengang Medienmanagement drehen 2012 einen Film über das Schülergericht. Um zukünftigen Schülerrichtern bei Gesprächen mit Delinquenten eine Hilfe zu bieten, entwickelt Anne-Kathrin Wagner eine Broschüre. In dieser beschreibt sie Gesprächstaktiken und Redewendungen, analysiert Tätertypen und Motive und listet Sanktionsbeispiele auf. Meinungen zum Schülergericht holt sie durch Interviews und über ein Community-Forum ein, sodass zum einen die Arbeit des Schülergerichts bekannter wird, zum anderen auch Einwänden und Desinformation begegnet werden kann. (HS)

Kontaktdaten:

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Gymnasium Einsiedel
Niederwaldstrasse 11
09123 Einsiedel

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