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Demokratisch Handeln - Projekt 183/12

"Steine des Anstosses - An- und Innehalten"


Themen:

  • NS-Geschichte
  • Praktisches Lernen, Kunst, Ästhetik, Theater
  • Gesellschaft, Sozialforschung

Die AG "Steine des Anstosses" der Ida-Ehre-Gesamtschule aus Hamburg befasst sich mit dem Schicksal von jüdischen Kindern, die zur Zeit des Nationalsozialismus auf diese Schule gegangen sind. Im Jahr 1934 gingen 40 bis 50 jüdische Schülerinnen und Schüler auf die damalige Jahnschule. Sie sollten laut einem Zitat aus dieser Zeit "unter allen Umständen vermieden" werden. Die Mitglieder der AG fragen sich, was mit diesen Kindern geschehen ist und arbeiten ein Stück der Geschichte auf. Sie gehen ihrer Frage auf zwei Wegen nach: Zum einen forschen sie in Archiven und in alten Dokumenten der Schule. Zum anderen suchen sie mit einem Aufruf im jährlichen Rundbrief an überlebende Holocaustopfer der Senatskanzlei Hamburg sowie in Zeitungsartikeln im Abendblatt und im Wochenblatt nach Zeitzeugen. Während der Recherchearbeiten erstellen sie eine Liste mit 170 Namen. Diese Liste vergleichen sie mit bereits bestehenden Opferlisten. Tatsächlich befinden sich 14 Namen von jüdischen Schülern der Jahnschule darauf. Des Weiteren besteht Kontakt zu zehn jüdischen Ehemaligen, mit denen Gespräche, Interviews und E-Mail-Verkehr stattfinden. Weiterhin erreichen die Schüler die Verlegung eines Stolpersteines für Renate Freimuth, eine ehemalige jüdische Schülerin. Für sie wird eine Biografie erarbeitet und eine Gedenkfeier veranstaltet. Alle Ergebnisse des Projektes sind in einer ausführlichen Dokumentation festgehalten. Daraus ist eine Broschüre entstanden, die der Öffentlichkeit im Mai 2012 mit einer Lesung von Rolf Becker vorgestellt und in Hamburg verbreitet wird. Im September 2012 besucht die Enkeltochter einer ehemaligen Schülerin der Jahnschule die heutige Ida-Ehre-Schule. Sie ist Tänzerin und Choreografin und integriert die Jugendlichen in ihr Tanztheaterstück "Love On Mars – meine liebe Ursel". Die Flüchtlingsgeschichte der Grossmutter ist Thema und wird von den Schülern auf ganz eigene Weise erfahren. Im Rahmen der Aufführung des Stückes berichtet eine weitere Zeitzeugin über ihre Erfahrungen während der Nazizeit. Für den weiteren Verlauf des Projektes hat die AG bereits viele Ideen. Es ist angedacht, Unterrichtsmaterialien für die Schülerschaft zu erarbeiten und ein Denkmal für Wehrmachtsdeserteure zu gestalten. Auch eine damalige Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Lodz sorgt für Interesse. Inzwischen hat die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus nicht nur die AG-Mitglieder zu Recherchen angeregt – weite Teile der Schüler- und Lehrerschaft sind beteiligt. Das Projekt ist fest in den Schulalltag integriert und wirkt in den Stadtteil hinein. (AF)

Kontaktdaten:

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Ida-Ehre-Schule
Bogenstrasse 36
20144 Hamburg

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