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Demokratisch Handeln - Projekt 190/08

Schatten über Deutschland


Themen:

  • NS-Geschichte
  • Praktisches Lernen, Kunst, Ästhetik, Theater

Fliehende Ehepartner, Verschleppung von schwangeren Frauen, die die Stimme gegen das Regime erheben, Verrat der besten Freunde – wie ist das nationalsozialistische Regime in das alltägliche Leben der Menschen eingedrungen? Diese Fragen stellen die Szenenbilder in Bertolt Brechts Theaterstück "Furcht und Elend des Dritten Reiches". Der S3-Kurs "Darstellendes Spiel" des Gymnasium Grootmoor bearbeitet das Stück und bringt es in der Schule und in einer Hamburger Kirche zur Aufführung. Die Einnahmen dieser Aufführungen spenden sie dem Projekt "Zeitzeugenbörse", deren Erinnerungsarbeit sie unterstützen möchten und daraus sie selbst vielfältig Anregung bezogen haben.Wie ist es zur eigenständigen Inszenierung gekommen? Unter der Anleitung und Moderation zweier Lehrerinnen setzen sich 20 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums mit Brechts Theaterstück kreativ und reflexiv auseinander. Musikalisch unterstützt werden sie von dem Komponisten Heiner Winters. Aus den 24 Szenen des Stückes wählen die Jugendlichen elf Szenen. Es interessieren sie Fragen wie diese: Wie hat der Nationalsozialismus die Menschen verändert? Wie dringt die nationalsozialistische Gesinnung unablässig auch in die privaten Bereiche der Familie? Schnell wird klar, dass es hier nicht nur um den Menschen jener Zeit geht. Die Momente menschlichen und gesellschaftlichen Versagens – Misstrauen, Denunziation, Verzweiflung und Angst – sind eben auch Faktoren, Motive und Reaktionen heutiger Kommunikation und Sozialität. Der NS-Faschismus zeigt also soziale Strukturen und Motive, die in jeder Gesellschaft entstehen können – weshalb jede Gesellschaft in dieser Hinsicht beständig gefährdet ist, so folgern die Schüler. Im Zuge der Arbeit an dem Stück treffen sie bei der "Zeitzeugenbörse" auf Hamburger Gesprächspartner, Kinder von Opfern und Tätern der NS-Zeit, die von ihrem Leben und ihren Erfahrungen berichten und sich auf Fragen ausführlich einlassen. Diese Gespräche haben die Schüler so beeindruckt, dass sie diese Zeitzeugengespräche aus eigener Initiative fortsetzen. In der Dokumentation betonen die Jugendlichen, dass diese Gespräche ihnen die Auseinandersetzung mit den Bildern und Szenen von Brechts Theaterstück erleichtert und die Aktualität des Textes vor Augen geführt haben. In der Folge schreiben sie Szenen um, ergänzen Brechts Bilder durch eigene Texte und wählen als Titel für dieses Stück: "Schatten über Deutschland". Der Komponist Heiner Winters unterstützt die Wirkung der Szenen am Klavier. Besonders beeindruckt sind die Jugendlichen von den Gesprächen mit dem Zeitzeugen Claus Günther, der mit ihnen intensiv über seine Kindheit während der NS-Zeit und über seine Wahrnehmung der Reichspogromnacht gesprochen hat. Aufgrund dessen haben sie mit einer neuerlichen Aufführung zum 70. Jahrestag der Reichspogromnacht in der Osterkirche in Bramfeld an diesen Tag erinnert und der Opfer des 9. November 1938 gedacht. (WB)

Kontaktdaten:

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Gymnasium Grootmoor
Am Damm 47
22175 Hamburg

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