Demokratisch Handeln

Demokratisch Handeln - Projekt 127/04

Kommt Schrat - Kommt Tat

Themen:

• Schule, Schulleben
• Zusammenleben, Migration, Minderheiten
• Kommune, lokales Umfeld

Der Schüler-Rat der Schule für Körperbehinderte in Hamburg legt als Projekt sein Bemühen um das Recht auf Schulbildung für schwer- und mehrfachbehinderte Mitschüler vor. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich für eine Verbesserung der oft schlechten Ausbildungs- und Betreuungssituation für Behinderte in ihrer Heimatstadt ein. Der Schüler-Rat tritt bereits im vierten Jahr für die Rechte schwer- und mehrfach behinderter Mitschüler ein. In wechselnder Besetzung kämpfen sie für die Einführung weiterführender Schulmassnahmen für schwerbehinderte Schüler, deren Pflichtschulzeit abgelaufen ist, die aber weiterhin eine Schule besuchen möchten. Gegenwärtig besteht hier eine Gesetzeslücke, da in Einzelfällen der weitere Besuch gestattet wird, der Bescheid aber oft so kurzfristig erfolgt, dass im Falle einer Ablehnung eine Unterbringung in einer Tagesförderstätte o.Ä. nicht mehr vereinbart werden kann. Zudem gibt es eine lange Warteliste für solche Plätze. Die Bemühungen des Schülerrates beginnen 2001, als ihr Mitschüler Jan-Erik die Schule verlassen soll. Mit Briefen an "Jugend im Parlament" und später an Politiker, den Senator und den "Kummerkasten" der Bürgschaft erreichen die zwei damaligen Schülersprecher, dass ihr Mitschüler die Schule weiterhin besuchen darf. Da die Mitglieder des Schülerrates selbst lernbehindert sind, stellt es für sie eine grosse Herausforderung dar, sich in Gesetzestexte einzuarbeiten, Briefe zu formulieren und mit Behörden in Kontakt zu treten. Dennoch haken sie bei Politikern sämtlicher Parteien nach, unterstützt von Briefen der Elternvertreter und der Schulleitung. Die beteiligten Schüler des Schüler-Rates diskutieren in wöchentlichen Sitzungen über die geschilderten Probleme und koordinieren ihre Aktionen. Sie setzen sich damit für die Rechte ihrer Mitschüler ein, üben den Umgang mit demokratischen Strukturen, erfahren aber auch die Schwächen dieses politischen Systems. Sie erleben, dass gesetzlich garantiertes Recht immer wieder neu erkämpft werden muss. (KB)