Demokratisch Handeln

Demokratisch Handeln - Projekt 194/03

Das mutige Klassenzimmer

Themen:

• Zusammenleben, Migration, Minderheiten
• Schule, Schulleben

Ein Einbruch ins Schulgebäude steht am Beginn des neuen Schuljahres 2002/2003 an der Erich-Kästner-Gesamtschule. Unbekannte, aber ortskundige Personen dringen am Wochenende vor dem ersten Schultag in die Hamburger Bildungseinrichtung ein, stehlen Schulmaterial und verwüsten den Klassenraum der zukünftigen Klasse 5a.Am 19. August 2002, dem ersten neuen Schultag, werden die Schülerinnen und Schüler der neuen fünften Klassen an der Erich-Kästner-Gesamtschule eingeschult. Die Kinder, die von diesem Tage an der Klasse 5a angehören, sehen sich mit Vandalismus und Diebstahl konfrontiert. Schockierender als dies beides aber ist für die neue Klasse 5a die Aufschrift an der Tafel ihres Klassenraumes: "ERFURT WAR NUR DER ANFANG". Die Kinder können diesen Satz sofort richtig einordnen. Sie begreifen den intendierten Zusammenhang mit dem Erfurter Schulmassaker vom April des Jahres 2002 und bekommen Angst, erkennen jedoch im Gespräch mit ihren Tutoren, dass ihre Angst genau das ist, was die Täter mit ihrer Tafelaufschrift erzeugen wollen. Gemeinsam mit ihren Tutoren reden die Schüler über ihre Ängste. Sie begegnen den drohenden Unbekannten, indem sie ihnen schulöffentlich mitteilen, dass sie deren Absicht der Einschüchterung durchschaut haben. Sie entwickeln selbst die Idee, sich mit einem offenen Brief an die Einbrecher zu richten, in dem sie ihnen mitteilen, dass sie sich nicht einschüchtern lassen. Der Brief wird an mehreren Stellen der Schule ausgehängt. Auf den Aushang folgen positive Rückmeldungen von Lehrern und Schülern anderer Klassen. Der Brief und die ermutigende Resonanz helfen den Kindern, den Schock und die Angst angesichts einer unverhohlenen Gewaltandrohung zu überwinden. In Hamburg werden die Schüler der Klasse 5a im Januar 2003 mit dem Bertini-Preis ausgezeichnet. (LW)