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Begrüßung und Eröffnung der Ausstellung "Projekte demokratischen Handelns in Sachsen"

Karl Mannsfeld, Sächsischer Staatsminister für Kultus:

Liebe Schülerinnen und Schüler,
sehr geehrte Lehrerinnen und Lehrer,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

auch wenn es wohl ein eher zufälliges Zusammentreffen ist, so hat es doch eine symbolische Bedeutung: 1989 wird erstmalig der Wettbewerb Demokratisch Handeln für die allgemeinbildenden Schulen der Bundesrepublik Deutschland ausgeschrieben und im gleichen Jahr gehen unter der Losung "Wir sind das Volk" hunderttausende Menschen in der damaligen DDR für die Demokratie auf die Straße.

In kurzer Zeit entstand, was längst nicht mehr alle in Ost und West auf der Tagesordnung hatten: das endlich wiedervereinte demokratische Deutschland. Auch in Sachsen konnten wir in den zurückliegenden Jahren nunmehr erleben, dass die Demokratie nicht nur eine Herrschaftsform ist, sondern den mündigen und tätigen Bürger braucht, um auch Lebensform zu sein.

Und so erleben wir gegenwärtig leider auch noch zu oft, dass viele Demokratie und demokratische Rechte als Selbstverständlichkeit sehen, die man per Verfassung besitzt und zum eigenen Vorteil nutzt. Die Bereitschaft, sich in der Demokratie einzubringen und Verantwortung auch dann zu übernehmen, wenn nicht nur eigene Interessen betroffen sind, dieses Bereitschaft lassen auch Erwachsene zuweilen vermissen. Um so wichtiger erscheint es mir, die Jugendlichen in unserem Land frühzeitig mit dieser Verantwortung vertraut zu machen und sie in unterschiedlicher Form demokratische Leistungen im Alltag erleben zu lassen.

Roman Herzog hat es als Bundespräsident einmal so formuliert: "Demokratie ist gewiss eine Sache der Vernunft - aber sie ist auch eine Sache des Herzens." Ich bin überzeugt, dass in den über 2000 Beiträgen die in den vergangenen Jahren am Wettbewerb "Demokratisch Handeln" teilgenommen haben, jede Menge Wissen steckt, Sachverstand und unterschiedlichste Fähigkeiten, aber zweifellos auch ein großes Maß an Engagement und Leidenschaft - eben Herz.

Demokratisches Handeln zu unterstützen und beachtliche Leistungen einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen, diese Ziele des Wettbewerbs zu fördern, ist der Sächsischen Staatsregierung seit Jahren ein wichtiges Anliegen. Erfolgreich kooperieren wir dabei mit den Bundesländern Baden-Württemberg, Berlin, Bremen, Brandenburg, Hamburg und Thüringen und unterstützen gemeinsam das Förderprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

Dabei erhalten sächsische Schulen ganz konkrete Hilfe und Unterstützung durch die vom Kultusministerium eingerichtete regionale Beratungs- und Unterstützungsstelle, die an der Sächsischen Akademie für Lehrerfortbildung in Meißen seit 1995 ihre Heimstatt gefunden hat. Seit ihrer Gründung findet der Wettbewerb "Demokratisch Handeln" an Sachsens Schulen eine überdurchschnittliche Resonanz. Die Qualität sächsischer Projekte kann sich im bundesweiten Vergleich sehen lassen und findet auch bei den jeweils abschließenden Veranstaltungen "Lernstatt Demokratie" große Beachtung. Ich möchte deshalb hier die Gelegenheit nutzen, Herrn Dr. Wildfeuer für seinen Einsatz in der regionalen Beratung Sachsens zu danken.

Engagierte Schülerinnen und Schüler haben gemeinsam mit ihren Lehrkräften auch für den Wettbewerb des Jahres 2003 wieder interessante Projekte von hoher Qualität eingereicht. Unter den 219 Einsendungen waren allein 46 Bewerbungen aus Sachsen. Und es spricht ganz sicher für deren Qualität, wenn unter den 56 von der Jury für die Endauswahl benannten Projektgruppen immerhin sieben sächsische sind. Ich freue mich ganz besonders, dass unsere kleine Ausstellung eine Auswahl aus der Fülle der Beispiele demokratischer Leistungen einer größeren Öffentlichkeit präsentiert. Ich bin überzeugt, jeder aufmerksame Betrachter wird sehr schnell feststellen, dass Jungen und Mädchen in ganz Deutschland aufmerksam und kritisch ihre Umwelt wahrnehmen und dabei im besten Wortsinn Weitblick beweisen. Und sie begnügten sich nicht damit, Missstände oder Probleme zu erkennen, sie fanden Lösungsansätze und setzten sie in die Praxis um.

Und so haben sie sich eingemischt und Dinge selbst in die Hand genommen. Manchmal war das sicherlich gar nicht so einfach und zahlreiche Hindernisse mussten zunächst aus dem Weg geräumt werden. In diesem Zusammenhang erscheint es mir sehr wichtig, dass wir in der politischen Bildung an unseren Schulen nicht nur allgemein zum demokratischen Engagement aufrufen, sondern auch das Funktionieren unserer demokratischen Ordnung auf den verschiedenen Ebenen vermitteln. Denn die Bereitschaft und Befähigung zum demokratischen Handeln verlangt auch, dass man über die Mechanismen und Wirkungsweisen Bescheid weiß. Das verbreitete Vorurteil "Ich kann ja sowieso nichts ändern", erwächst ja gerade vielfach aus Bequemlichkeit, aber sehr oft eben auch aus Unkenntnis. Es kommt also auf beides an: Die Bereitschaft zum Engagement und das Wissen, wo und wie ich demokratisch Einfluss nehmen kann.

Ich bin überzeugt, die so gewonnenen Erfahrungen sind Ermutigung, auch in Zukunft demokratisches Engagement in unseren Alltag zu tragen und aktiv an der Bürgergesellschaft mitzuwirken. Gerade vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen in unserem Lande ist dies ein wichtiges Signal, das möglichst viele hören müssen. Zweifellos können die Mädchen und Jungen mit ihren Projekten aber auch als Beweis dafür stehen, dass es durchaus Spaß macht, Verantwortung zu übernehmen, sich mit ungewohnten Themen zu beschäftigen und Dinge ins Rollen zu bringen. Vielleicht kann die Ausstellung einige Besucher anregen, selbst einmal aktiv zu werden und eigene Projekte zu entwickeln.

Der schönste Dank an alle, die sich am Wettbewerb "Demokratisch Handeln" schon einmal beteiligt haben, ist sicherlich, wenn ihr Vorbild Schule macht und die Zahl derer weiter wächst, für die Demokratie nicht nur eine Staatsform, sondern vor allem auch eine Lebensform ist.

Karl Mannsfeld, Sächsischer Staatsminister für Kultus 
Karl Mannsfeld,
Sächsischer Staatsminister für Kultus

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