Demokratisch Handeln

Demokratisch Handeln - Projekt 16/97

Ibrahim soll bleiben

Themen:

• Zusammenleben, Migration, Minderheiten

Ibrahim ist ein Junge aus Togo. Als er 1996 nach Deutschland kommt, gehört er zu den asylsuchenden Kindern. Ein Jahr später steht seine Abschiebung bevor. Das Verwaltungsgericht hatte seinen Asylantrag rechtskräftig abgelehnt. Was war in dieser Situation zu tun? Der Junge war zugleich Mitschüler und Gefährte der Kinder in der Schule geworden. Wie sollte auch ihnen diese politische Entscheidung plausibel gemacht werden?Lehrer und Schüler besuchen zunächst den togoischen Menschenrechtsverein, um sich über die Situation vor Ort zu informieren. Die Nachrichten, die sie erhalten, sind alles andere als erfreulich. Mord steht auf der Tagesordnung. Ausserdem ist Ibrahim familiär "entwurzelt", da sein Vater und Bruder in Togo bereits verhaftet wurden. Die Mädchen und Jungen des Schulzentrums an der Kornstrasse wollen das scheinbar Unvermeidliche nicht hinnehmen und sammeln Unterschriften, die sie dem Innensenator überbringen. Der Abschiebetermin rückt immer näher, doch die gesamte Schule will nun gegen Ibrahims Ausweisung protestieren. Eine Demonstration wird geplant und Kontakt zum Bürgerschaftspräsidenten und Bürgermeister Scherf aufgenommen. Die Demonstration wird zu einem Höhepunkt und zu einer Begegnung mit Politikern, die in unterschiedlicher Weise sehen und wegzusehen gelernt haben. Der Abschiebetermin verstreicht, aber die Angst bleibt. Zwei Tage vor den Sommerferien gibt es eine weitere Aktion: Schüler schreiben Briefe an Politiker. Das öffentliche Interesse an Ibrahim wächst. Derzeit läuft ein Asylfolgeantrag. Die Jugendlichen versprechen, weiter für Ibrahim zu kämpfen. Das Projekt verbindet politisch disparate Erfahrungen. Aus menschlicher und sozialer Sicht ist die Abschiebungsentscheidung kaum zu verantworten. Was aber ist zu tun, wenn die Behörden dabei bleiben? Die Lehrer und Schüler geraten möglicherweise in ein Dilemma mit dem Gewaltmonopol des Staates. (SB)