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Demokratisch Handeln - Projekt 130/07

Romeo und Julia. work in progress


Themen:

  • Ethik, Religion, Lebensgestaltung
  • Zusammenleben, Migration, Minderheiten
  • Praktisches Lernen, Kunst, Ästhetik, Theater

Dokumentiert wird ein Theaterstück in Planung, Aufführung und öffentlicher Wirkung, das in dem für die Oberstufen des Landes Bremen möglichen Unterrichtskurs „Darstellendes Spiel“ der Schule entstanden ist. Der Kurs greift das Thema der „Zwangsverheiratung“ in muslimischen Kulturen auf und spinnt es dabei in das dramaturgische Gerüst der Geschichte von Shakespeares „Romeo und Julia“ ein. Zugleich macht er in einer Art doppelbödigen szenischen Spiels nicht nur diese aktuelle Form der „Zwangsverheiratung“ zur Sache des Liebesdramas, sondern auch die Kritik an einer repressiven Auslegung von, durch den Islam mit bedingten, Verhaltensnormen zum Gegenstand des Bühnenspiels – insbesondere die Ungleichheit der Rechte von Männern und Frauen. Die Kursteilnehmerschaft selbst spiegelt mit einem Anteil von sechs muslimischen Schülerinnen und Schülern bei 20 Kursteilnehmern insgesamt das zugrunde liegende Kultur- und Unterdrückungsproblem wider. Prompt kommt es bei den Proben auch zu Konflikten innerhalb der Kursgruppe, insoweit insbesondere die muslimischen Jungen bei der Kritik an der Praxis von Zwangsverheiratungen die Gefahr sehen, dass der Koran einseitig missverstanden werden könnte. Die Dokumentation gibt ausführlich auch über die pädagogische Begleitung dieser Konfliktlinie innerhalb der Kursgruppe Auskunft: So will ein muslimischer Schüler aus dem Kurs aussteigen – was nun schulrechtliche Probleme hätte nach sich ziehen können, da er den Kurs als Pflichtunterrichtsteil gewählt hat. Auch diese schulinterne Konfliktwahrnehmung wird dokumentiert und kritisch reflektiert. Die Inszenierung wird in Teilen erstmals beim öffentlichen „Landestheatertreffen Bremerhaven“ im Juni vorgestellt und zieht eine öffentliche Diskussion mit rund 60 Schülern aus dem Zuschauerkreise nach sich, in der besonders die muslimische Jugend engagiert auftritt. In den Herbstferien gibt es weitere intensive Probenarbeit, am 5. November 2007 ist die schulöffentliche Premiere des ganzen Stücks in Bremen, nachfolgend finden weitere Aufführungen statt – stets gefolgt von öffentlichen Debatten zum Thema „Zwangsheirat“, die auch gezeigt haben, dass es im Umfeld muslimischer Migration dieses grundrechtsverletzende Problem auch in Bremen doch immer wieder gibt: Ein Politikum also! Schliesslich unterstützt die Bremer Senatsbehörde für Bildung weitere Aufführungen des Stücks, prinzipiell für alle bremischen Schulen. Ausgehend von der immer deutlicher sichtbaren Aussenwirkung der Arbeit dieses Kurses werden öffentliche Diskussionsveranstaltungen mit der türkischen Anwältin Seyran Ates und mit dem Leiter der Bremischen Senatskanzlei geplant. Die Presse im Stadtstaat greift das Thema und die Arbeit der Jugendlichen intensiv auf; weitere Vorstellungen des Stückes sind vorgesehen. Diese neue Adaption des klassischen und ethno-kulturell schon mehrfach abgewandelten Stoffes mit seinem sozialen Sprengstoff ist nach wie vor – wie es die Projektdokumentation ausweist – ein „work in progress“. (WB)

Kontaktdaten:

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Schulzentrum Walliser Strasse
Walliser Strasse 125
28325 Bremen

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