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Demokratisch Handeln - Projekt 129/07

Die Spaltung der Stadt


Themen:

  • Armut, Obdachlosigkeit
  • Kommune, lokales Umfeld
  • Arbeit, Arbeitslosigkeit

Der Grundkurs Wirtschaft im zwölften Jahrgang der Schule führt sein Projekt von Mai bis Ende November 2007 durch. Elf Schüler und eine Schülerin arbeiten in dieser Zeit in der Regel wöchentlich drei Stunden im Rahmen des schulischen Fachunterrichtes an dem sozialpolitischen Problem der „Spaltung“ des Arbeitsmarktes nicht nur in Deutschland, sondern v.a. im Bereich des Stadtstaates Bremen. Dabei lässt sich die Spaltungsthese nicht nur auf den Arbeitsmarkt beziehen, sondern auf die soziale Konfiguration der Gesellschaft insgesamt: So spricht man in Bremen von einer „Abkoppelung“ ganzer Stadteile aus einer positiven wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung. Projektpraktischer Ausgangspunkt für die Bearbeitung dieser These ist der sogenannte „Sozialindikatorenindex“ des Senators für Soziales. Eine erste kritische Auseinandersetzung mit der vorhandenen Datenlage dieses Indexes zeigt, wie inaktuell er ist: Viele Zahlen sind überholt, so z.B. sind die Auswirkung der Reform von Sozialhilfe und Arbeitslosenunterstützung im Rahmen von Hartz IV noch nicht sichtbar. Deshalb beschliesst der Grundkurs Wirtschaft, aktuelle Daten für die Stadt zusammenzutragen und auf der „Nacht der Jugend 2007“ entsprechend öffentlich zu präsentieren. Es ist sofort klar, dass die Datenerhebung und -analyse nur exemplarisch zu schultern ist: Arme Stadtteile (Tenever, Gröpelingen), durchschnittliche Quartiere (Walle, Stadt Bremen) sowie wohlhabende Stadtbezirke (Schwachhausen, Oberneuland, Borgfeld) werden deshalb im Sinne von regionalen Typen identifiziert. Zugleich begleitet die Projektgruppe ihre Recherche mit einer fundierten Öffentlichkeitsarbeit und thesenhaften Zuspitzung des sozialpolitischen Grundproblems: „Wer arm ist, hat mehr Kinder; wer arm ist, stirbt früher; in armen Stadtvierteln ist die Migrantenquote überdurchschnittlich hoch; wer arm ist, ist weniger mobil; wer arm ist, beteiligt sich weniger an Wahlen …“ sind Beispiele solcher thesenhafter Zuspitzungen für die erhebungsleitenden Indikatoren. Eine Reihe von Expertengesprächen werden vorbereitet und durchgeführt, Daten eingeholt, ausgewertet und grafisch dargestellt. Dem Projekt ist es geschickt gelungen, die eigene Sozialdatenrecherche öffentlichkeitszugewandt aufzubereiten und mit den aktuellen wirtschaftsethischen Debatten um „Managergehälter“, relativen Reichtum, Kreditvergabepraxis von Banken und ähnlichen Aspekten konkreter Erfahrung wirtschaftlicher Benachteiligung zu verknüpfen. Der Darstellungs- und Aufklärungswert der Recherchen des Projektes ist beachtlich. Bei der „Nacht der Jugend“ wird das Projekt mit Diskussionsveranstaltungen begleitet. Dabei gelingt es offensichtlich, einen renommierten Bremer Reeder zur Begründung eines „Unternehmerfonds“ mit einer Ersteinlage von 500.000,- Euro zu bewegen, der insbesondere bei der Berufsfindung und der Lehrstellensuche helfen soll. Weitere Ausstellungen, Presseberichte und Kontakte zu Sozialwissenschaftlern, die das Thema „Soziale Spaltung“ ebenfalls bearbeiten, bereichern das Projekt, das mit einer umfassenden öffentlichen Resonanz, solider Datenrecherche und origineller öffentlicher Präsentation auf eine prekäre soziale Dissonanz in Wirtschaft und Gesellschaft der Gegenwart aufmerksam macht. (WB)

Kontaktdaten:

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Schulzentrum Walliser Strasse
Walliser Strasse 125
28325 Bremen

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