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Demokratisch Handeln - Projekt 263/06

Die Jüdin, der Beamte und das Dorf


Themen:

  • Geschichte, Lokalgeschichte, NS-Geschichte etc.
  • Kommune, lokales Umfeld
  • Zusammenleben, Migration, Minderheiten

Der Grundkurs "Darstellendes Spiel" des Schulzentrum Walliser Strasse in Bremen hat eine Geschichte aufgegriffen und auf doppelbödige Weise inszeniert, die in einem Reportage-Film des WDR von Gert Monheim bereits 2003 Aufsehen erregt und Ratlosigkeit hinterlassen hat: "Mariannes Heimkehr: Die Jüdin, der Beamte und das Dorf". Es geht dabei um das Verhältnis von Täterschaft und Opfern bei der Massendeportation jüdischer Bürgerinnen und Bürger sowie die fehlende Bereitschaft zur Re-Integration und das mangelnde Unrechtsbewusstsein gegenüber den wenigen Überlebenden des Holocaust am Beispiel der Schneidertochter Marianne Stern, geb. Winter, aus dem westfälischen Hemmerden bei Grevenbroich.Sie hat als Einzige ihrer Familie die Vernichtungslager der Nazis überlebt. Als sie 1945 in ihren Geburtsort zurückkehrt, wohnen in ihrem Elternhaus Fremde. Das Eigentum der Familie ist in der Nazizeit versteigert worden und befindet sich jetzt im Besitz von Nachbarn oder Bewohnern der umliegenden Dörfer. Marianne Stern steht völlig mittellos da. In ihrer Not muss sie sich an denselben Finanzbeamten wenden, der den Besitz ihrer Eltern "arisiert" hat: Josef Krüppel. So akkurat, wie er früher die Enteignung jüdischer Bürger durchgeführt hat, so akkurat bemüht er sich nun um die Entschädigung der wenigen, die zurückgekehrt sind. Die Geschichte erzählt von den weitgehend verdrängten Erfahrungen einer ganzen Generation. Der NS-Terror hat sich dauerhaft zwischen die jüdischen und die nichtjüdischen Bürger gestellt, das Kriegsende bedeutete keinesfalls das Ende der Täter-Opfer-Situation.Was haben die Schüler aus der Geschichte gemacht? Ein herausragend knapp und mit wechselnden Bildern inszeniertes Bühnenstück, das mit wenig Text, wenig Bühnenbild und intensiver Darstellung diese beklemmende Geschichte nachzeichnet. Auf einer zweiten Ebene spielen sie Videosequenzen und Interviews ein, die sie in Hemmerden selbst gemacht haben auf der Suche nach Wissen und Positionen der Bürger heute zur Geschichte der Marianne Stern. Herausgekommen ist ein bedrückendes Kammerspiel um die Aktualität von Ausgrenzung, Bürokratie und Antisemitismus sowie ein Appell an die Verantwortung für eine lebendige Erinnerung an dieses unvorstellbare Staatsverbrechen: der Vertreibung der jüdischen Bürger, ihrer staatlich angeordneten Plünderung und Ermordung verbunden mit der Tatsache, dass das Unrecht gesehen worden ist, aber nicht verhindert wurde. (WB)

Kontaktdaten:

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Schulzentrum Walliser Strasse
Walliser Strasse 125
28325 Bremen

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