Demokratisch Handeln

Demokratisch Handeln - Projekt 217/05

Die Kinderarmut wächst! Was tun?

Themen:

• Zusammenleben, Migration, Minderheiten
• Kommune, lokales Umfeld
• Politik

Das hier umfassend dokumentierte Projekt ist im Rahmen des BLK-Modellprogramms „Demokratie lernen und leben“ durchgeführt und zugleich als Teil der jährlich wiederkehrenden Gedenkveranstaltung „Bremer Nacht der Jugend“ konzipiert worden. Das diesjährige Motto dieser Nacht „Ich will Dich sehen“ ist Ausgangspunkt, über die gegenwärtige Entwicklung von Kinderarmut vor Ort zu arbeiten – um hiermit einer Tabuisierung sozialer Ausgrenzung entgegenzuwirken. Zugleich ist die hier vorgelegte Projektdokumentation eine umfassende Einführung in einen Themenschwerpunkt politischer Bildungsarbeit bremischer Schulen in 2005, der sich in einer Reihe weiterer Beiträge in der Ausschreibung 2005 des Förderprogramms „Demokratisch Handeln“ zeigt.Auslöser für die Konkretisierung des Themas „Kinderarmut“ ist der Armuts- und Reichtumsbericht 2005 der Bundesregierung gewesen. Die sozialen Daten hierzu für das Land Bremen haben einen sichtbaren Anstieg der „Kinderarmut“, auch im Kontext der in dieser Zeit wirksam gewordenen Arbeitsmarkt-Reformen, deutlich werden lassen. Auf Ebene der Schule wird deshalb geplant, dass sieben Schulen mit neun Lerngruppen, betreut von acht Lehrenden, zu diesem Themenkreis zusammenarbeiten und je eigenständige Projektteile mit eigenen Erfahrungsbereichen und Handlungsformen entwickeln. Insbesondere geht es um die Regelsätze des Arbeitslosengeldes II, die Wechselwirkung von Armut und Bildung (gerade in Blick auf den Schulleistungsvergleich PISA), das „Lohnabstandsgebot“ bei ALG II und das soziale Phänomen der „working poor“, also der Menschen, die vollzeitig arbeiten und dennoch die Armutsgrenze nicht überwinden können. Mit Hilfe ausgewiesener sozialwissenschaftlicher Methoden werden Daten erhoben. Vorverständnis und Begriffsdimension von „Armut“ haben die Schülerinnen und Schüler an ihrer eigenen sozialen Lage auf dieser Basis selbst vergegenwärtigt und problematisiert. Insbesondere haben die Jugendlichen versucht, das früher gültige Konstrukt des „Warenkorbes“ vor dem Hintergrund gegenwärtiger Preisentwicklung und der gültigen Regelsätze des ALG II und des Sozialgeldes zu überprüfen. Die Projektgruppe der Schule „Walliser Strasse“ hat sich am Berliner Modell der Juniorwahl im Kontext der Bundestagswahl 2005 beteiligt und eine öffentliche Politikerdiskussion zum Thema „Kinderarmut“ an der Schule veranstaltet. Darüber hinaus wird eine Ausstellung erarbeitet, ein Expertenforum vorbereitet und durchgeführt sowie eine öffentliche Diskussionsveranstaltung zur „Nacht der Jugend“ am 9. November 2005 unter Beteiligung des Rechtssoziologen und ehem. Niedersächsischen Justizministers Chr. Pfeiffer im Bremischen Rathaus durchgeführt. Das Projekt gipfelt in einem appellativen Brief, den die Jugendlichen an alle mehr als 5.000 Lehrende der Schulen des Stadtstaates versandt haben.Sorgfältige Vorbereitung, eine intensive Dokumentation und die begleitende effektive Öffentlichkeitsarbeit zeichnen das Projekt zu diesem brisanten sozialpolitischen Thema aus. (WB)