Demokratisch Handeln

Demokratisch Handeln - Projekt 200/05

Des Kaisers neue Visionen

Themen:

• Praktisches Lernen, Kunst, Ästhetik, Theater
• Kommune, lokales Umfeld

Dieser Beitrag ist ein „pädagogischer Mosaikstein“ im gross angelegten bremischen Jahresprojekt „Nacht der Jugend“, dessen thematischer Schwerpunkt sich im Jahr 2005 auf die Frage der „Kinderarmut“ gerichtet hat.Der Kurs „Darstellendes Spiel“ des Schulzentrums Walliser Strasse entwickelt eine Theaterproduktion, in der die Schülerinnen und Schüler zu aktuellen lokalpolitischen Problemen der Stadt Bezug nehmen und darüber hinausgehend Münteferings Kapitalismuskritik aufgreifen. In Anlehnung an das Hans-Christian-Andersen-Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ entsteht das zweiteilige Theaterstück „Des Kaisers neue Visionen“.Seit 2002 organisiert das Schulzentrum Walliser zusammen mit fünf weiteren Bremer Schulen die „Nacht der Jugend“, die einmal im Jahr im Bremer Rathaus stattfindet. Seit 1998 findet diese Veranstaltung immer unter einem bestimmten Motto statt. Anhand der von Müntefering aufgeworfenen Kapitalismuskritik setzen sich die Schüler, aufgrund ihrer diesbezüglich bestehenden Unkenntnis mit dieser Thematik auseinander. Am Ende dieses Prozesses erhalten sie die Aufgabe, folgende Halbsätze sinnvoll zu beenden: „Ich liebe den Kapitalismus, weil…“; Ich liebe den Kapitalismus, aber ich würde ihn noch mehr lieben, wenn…“. Die vervollständigten Sätze werden diskutiert und eine Auswahl getroffen, die ihnen später als Textgrundlage für den ersten Teil ihrer Theaterproduktion dient. Dieser Teil wird dem eigentlichen Stück „Des Kaisers neue Visionen“ vorangestellt. Basierend auf Andersens Märchen erarbeiten die Jugendlichen das Stück „Des Kaisers neue Visionen“. In dem Stück spielen sie direkt auf lokalpolitische Missstände ihrer Stadt an, mit denen sie sich im Vorfeld auseinandergesetzt haben. Die „Nacht der Jugend“ ist eine Gelegenheit, bei der sich die Jugendlichen im Bremer Rathaus Gehör verschaffen können. Die Jugendlichen ergreifen diese Gelegenheit und erarbeiten ein Stück, was gespickt ist von Anspielungen auf Fehlinvestitionen der Stadt. Die schwierigen Aufführungsbedingung bei der „Nacht der Jugend“ beachtend, setzten die Jugendlichen verstärkt auf choreographische Elemente. Die Premiere hat die Theaterproduktion beim Bremer Landesschultheatertreffen 2005. Die Aufführung erhält anhaltenden Beifall, lediglich einige Aspekte der Schauspieltechnik werden kritisiert. Für die „Nacht der Jugend“ wird das Stück noch einmal überarbeitet und dem schmalen Zeitfenster angepasst. Die Jugendlichen beweisen mit ihrer Theaterproduktion, wie schwierige wirtschaftliche und politische Prozesse mittels kreativer Theaterarbeit verstanden, bearbeitet und kreativ verdichtet werden können, und wie in einem weitern Schritt die so gewonnene Position zu den verschiedenen Themen öffentlich dargestellt werden kann. (FW)