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Demokratisch Handeln - Projekt 239/04

"So werdet ihr als ehrbare Frauen erkannt und nicht belästigt"


Themen:

  • Praktisches Lernen, Kunst, Ästhetik, Theater
  • Zusammenleben, Migration, Minderheiten
  • Ethik, Religion, Lebensgestaltung

Der "Kopftuchstreit" in der Bildungspolitik und der Schule wird im Rahmen des bremischen Politik- und Kulturprojektes "Nacht der Jugend 2004" vom Schultheater-Kurs des Schulzentrums aufgegriffen: eine Sure aus dem Koran "So werdet ihr als ehrbare Frauen erkannt" wird zitiert und es wird versucht, in einer eindringlichen 15 Minuten dauernden szenischen Darstellung die Vielfalt an Argumenten und deren Brisanz in der Frage des "Kopftuchstreits" öffentlich sichtbar für Jugendliche aufzugreifen. Das Schulzentrum, das in einem sozialen Brennpunkt der Hansestadt liegt und von vielen ausländischen Schülerinnen und Schülern – insbesondere auch aus muslimischen Herkunftsländern – besucht wird, behandelt damit keine akademische Frage, sondern einen Streitpunkt, der im Umgang und in der kulturellen Repräsentation der eigenen Schülerschaft in der Schule sichtbar ist. Dabei geht es der Projektgruppe um eine mehrdimensionale Argumentation, die sich dem einfach Pro und Contra religiös gehaltvoller Kleidungstraditionen des Islam entzieht: Vielmehr steht der bis heute aktuelle politische Streit um das Kopftuchverbot für Lehrerinnen im Landesdienst, die Frage der Trennung von Kirche und Staat und das Verhältnis zwischen Religion und Menschenrechten im Mittelpunkt. Insbesondere die Rezeptionsgeschichte und Überlieferung einschlägiger Vorschriften aus dem Koran und weiteren Grundlagenschriften des Islam werden deshalb für die Konzeption des Stückes herangezogen. Vielfältige Argumente und Dimensionen von Vorurteilsbildung werden bei der Erarbeitung sichtbar. So zeigt sich, dass die Schüler von den Religionen und der Bedeutung ihrer Grundlagenschriften kaum Kenntnisse haben – weder in Bezug auf das Christentum und noch in Blick auf den Islam.Das Projekt entfaltet weitere Dimensionen einer selbst gewonnenen Präsenz des Themas in der Gruppe der Darsteller: Nachdem die Aufführung des Stückes aus Mängeln in der Vorbereitung und der technischen Begleitung bei der "Nacht der Jugend" zu scheitern droht, jedenfalls das junge Schauspielerensemble unzufrieden zurücklässt, wird ein weiterer öffentlicher Termin anberaumt, der – begleitet vom Bürgermeister der Stadt Bremen, Henning Scherf – im Rathaus zustande kommt. Die offene und umfassende Diskussion im Anschluss an diese Aufführung legt viele Kontroversen zutage. Sie belegt, wie viel Sprengstoff diese Frage gerade in auf kulturelle und religiöse Integration angewiesenen Klassen bereithält. (SB)

Kontaktdaten:

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Schulzentrum Walliser Strasse
Walliser Strasse 125
28325 Bremen

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