Demokratisch Handeln

Demokratisch Handeln - Projekt 234/04

Sie waren so alt wie wir ...

Themen:

• Geschichte, Lokalgeschichte, NS-Geschichte etc.
• Zusammenleben, Migration, Minderheiten

Die Bremer Gesamtschule-Ost, die mit einem Anteil ausländischer Schülerinnen und Schüler von etwa 45% in der Integration unterschiedlicher Ethnien, Sprachen und Kulturen eine wesentliche Bedingung ihres Lernangebotes sieht, greift in einem Projekt im Geschichtsunterricht das Thema Krieg und Gedenken auf, dabei wird eine Exkursion an eine holländische Kriegsgräberstätte zum Mittelpunkt des Projekt-Lernens. Auslöser für dieses Projekt ist die mediale und innenpolitische Erfahrung des Irak-Krieges, der für die Jugendlichen die Frage aufgeworfen hat, welche Folgen Formen einer Aussenpolitik, die militärische Gewalt einbezieht, jeweils für die Zivilbevölkerung vor Ort haben.Eine Fülle an das Thema begleitenden und aufgreifenden Aktivitäten in der Stadt Bremen hat eine ebensolche Fülle an Ideen und Einzelaktivitäten bei den Schülern ausgelöst. Ein Kunstprojekt zum Spannungsfeld "Krieg bringt...., Frieden bringt" wird durch eine Ausstellung auf der Kriegsgräberstätte Bremen-Osterholz beendet. Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges werden in die Schule eingeladen. Parallel zu diesen Aktivitäten entsteht die Idee und der Plan zur einwöchigen Projektfahrt an eine Kriegsgräberstätte in Holland, die unter das Thema "Sie waren so alt wie wir...." gestellt wird und im Sommer 2004 stattfindet. Die Fahrt wird im Geschichtsunterricht (Thema: Erster und Zweiter Weltkrieg) vorbereitet. Intensive Auseinandersetzungen mit den Kriegsgräbern und einzelnen Biografien, die hinter den Gräbern verborgen sind, stehen im Mittelpunkt der Reise, die durch einen Besuch im Anne-Frank-Haus in Amsterdam beendet wird. Doch das Projekt wird weitergeführt: Eine Sammlung für die Kriegsgräberfürsorge, Zeitzeugenbesuche in der Schule und Zeitzeugenbefragungen auf Marktplätzen und in Altenheimen münden schliesslich in eine systematische Auseinandersetzung mit den Parteien der neuen Rechten NPD und DVU sowie der Bremer Szene rechtsradikaler Rockmusik. Eine sorgfältige Dokumentation dieses Projektes gibt Einsicht in das Bemühen der Jugendlichen, hinter den anonymen Zahlen grosser Opfer der beiden Katastrophen des 20. Jahrhunderts einzelne Menschen und die Alltagserfahrung von Krieg, Diktatur und Gewalt anschaulich zu machen. Eine Vorstellung, ein inneres Bild vom Unvorstellbaren zu bekommen und zugleich daraus das Motiv für soziales und politisches Engagement abzuleiten ist letztlich das Projektziel, wobei die umfassende Geltung der Menschenrechte, der Demokratie und der Toleranz in den Mittelpunkt von Politik gestellt wird. (WB)