Demokratisch Handeln

Demokratisch Handeln - Projekt 59/00

Bananenrepublik Deutschland

Themen:

• Politik

Das SZ Walliser Strasse im Bremer Stadtteil Tenever bemüht sich nach eigenem Bekunden seit Jahren, der - öffentlich so diagnostizierten - stetig grösser werdenden Distanz zwischen Jugend und Politik durch Gesprächsrunden mit Politikerinnen und Politikern zu aktuellen Themen entgegenzuwirken. Vor dem Hintergrund des Parteispendenskandals, der zum Jahresende 1999 die Bundesrepublik erschütterte, entsteht das Projekt "Bananenrepublik - Den Parteispendenskandal öffentlich diskutieren". Das Projekt wird von der Schulkonferenz getragen. Drei Politiker der CDU, SPD und der Grünen sagen zu. Ein Wirtschaftswissenschaftler der Universität Bremen, der in der Presse die Formulierung "Bananenrepublik auf hohem Niveau" auf die Spendenpraxis in der Bundesrepublik bezogen hat, wird ebenfalls zum Gespräch geladen. Das Stichwort Banane entwickelt vor diesem Kontext nunmehr seinen eigenen Reiz: "In Bremen als Hafenstadt spielte die Banane schon in den letzten Jahren eine grosse Rolle", heisst es in der Dokumentation. Um diesen beiden Akzenten des Bananen-Stichwortes die Farbe der Gegenständlichkeit zu geben, sucht die Schule jetzt einen örtlichen Fruchtimportbetrieb, der bereit ist, für die öffentliche Diskussion 300 Bananen zu spenden. Ein türkischer Kleinbetrieb ist dazu bereit. Die nachfolgende Podiumsdiskussion wird in der Schule intensiv vorbereitet. Auf einer Anschlagtafel in der Schulaula informiert eine Redaktionsgruppe mit aktuellen Presseberichten. Im Unterricht wird das Thema diskutiert, das Parteispendengesetz und die vom Bundestag veröffentlichten Spenden über 20.000 DM des Jahres 1999 werden aufgegriffen. An der Diskussion nehmen immerhin ca. 350 Schülerinnen und Schüler als Mitdiskutanten und Zuhörer teil. Trotz langer Politikerstatements scheint eine lebendige Diskussion zustande gekommen zu sein, die sich punktuell für eine Verständigung zwischen Jugendlichen und Politik günstig auswirken kann. (WB)