Demokratisch Handeln

Demokratisch Handeln - Projekt 102/99

Schatten-Licht

Themen:

• Zusammenleben, Migration, Minderheiten
• Praktisches Lernen, Kunst, Ästhetik, Theater

Hinter der Dualität "Schatten-Licht" verbirgt sich ein Projekt mit Literatur und Bewegungstheater an der Grundschule am Pulverberg in Bremen. Die 3. Klasse der Schule hat eine literarische Vorlage geschrieben, und die Theater-AG hat daraus Szenen entwickelt. Das Thema der Arbeit ist zugleich Sinnbild für das eigene Kinderleben. Denn im Wohngebiet am Pulverberg leben und lernen Kinder vieler unterschiedlicher Nationen, Weltanschauungen und Religionen. Unterschiede, Konflikte und Verständnisschwierigkeiten gehören zwangsläufig zum Schulalltag. In dieser Perspektive werden Schatten und Licht als Problem und zu bearbeitende Aufgabe verstanden. Schatten und Licht kennen die Kinder jedoch nicht nur aus ihrem eigenen Leben, sondern verbinden es auch mit den Schicksalen von den Kindern dieser Welt. Angeregt durch die alljährlichen Aktionen der Sternsinger am Dreikönigstag, die Geld für hilfebedürftige Kinder sammeln, wollen sie selbst auch etwas zu tun. Sie erkundigen sich über laufende Hilfsprojekte und beschliessen, einen Teil ihres Taschengeldes für Kinder auf der "Schattenseite der Welt" zu spenden. Doch dabei bleibt es nicht. Mit ihrem selbstverfassten Gedicht "Schatten-Licht", das vom Bremer Senat mit dem Kinder- und Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde, zeigen die Kinder, dass sie ihre Gedanken und Empfindungen auch in literarisch-ästhetischer Form zu präsentieren wissen. In der klassenübergreifenden Theater-AG schliesslich, in der auch Schüler der dritten Klassen mitwirken, wird dieses Gedicht zum Anlass der szenischen Darstellung: Licht- und Schattenbilder von und mit Kindern entstehen. Diese Arbeit fragt nach dem eigenen Standort und dem eigenen Empfinden in kindzugewandter Weise und thematisiert damit auch die Lebensverhältnisse anderer Menschen. Wer hier mittut, lernt Rollenwechsel, Auseinandersetzung und damit grundlegende Voraussetzungen für Verständnis und Toleranz kennen. Er erfährt durch die Form der Ästhetisierung die Möglichkeit zur Ausdrucksvielfalt, eben Licht und Schatten oder besser: das Licht im Schatten. Das Projekt zeigt einen altersentsprechend auf sinnliche Wahrnehmung und Gestaltung ausgerichteten Zugang zum Thema, erlaubt Distanzierung und Lernen im Spiel und verknüpft unmittelbar lebensweltliche Gesichtspunkte von Konflikt und Zusammenleben mit einer für Kinder nachvollziehbaren Handlungsschiene. (SB)