Hildegard-Hamm-Brücher-Preis für Demokratisches Handeln
Durch eine von Hildegard Hamm-Brücher gestiftete Dotation wurde dem Förderverein Demokratisch Handeln e.V. die Möglichkeit gegeben, einen “Hildegard-Hamm-Brücher-Preis für Demokratisches Handeln” einzurichten, der 2009 erstmals ausgelobt werden konnte und seither jährlich im Zusammenspiel mit der Abschlussveranstaltung des Wettbewerbs Demokratisch Handeln – dem Demokratiefestival – vergeben wird. Seit 2014 wird der Preis von der Heidehof-Stiftung (Stuttgart) finanziell gefördert. Das Ziel dieser Auszeichnung ist es, Personen des öffentlichen Lebens sowie Projekte in Schule und Jugendarbeit zu würdigen, die sich um die Stärkung demokratischen Engagements und einer entsprechenden pädagogischen Praxis in Schule, Lernen und Jugendarbeit verdient gemacht haben.
Der Preis besteht aus einer Auszeichnung für eine Person des öffentlichen Lebens sowie drei schulbezogenen Hildegard-Hamm-Brücher-Medaillen. Die Preise verbinden sich mit einem Geldbetrag und einer Urkunde.
Die Projektgruppen und Preisträger werden aus der jeweiligen Ausschreibung des Wettbewerbes “Demokratisch Handeln” ausgewählt. Hierbei empfiehlt die Jury des Wettbewerbes mehrere Projekte, die dem Ziel des Preises beispielhaft entsprechen.
Hier geht es zu den aktuellen Preisträger:innen
Wer war Hildegard Hamm-Brücher?
Seit der Preis 2009 vom Förderverein Demokratisch Handeln e.V. vergeben wird, trägt er den Namen der Politikerin und Chemikerin Hildegard Hamm-Brücher.
Hildegard Brücher wurde 1921 geboren und konnte während des Nationalsozialismus ihr Abitur absolvieren. Ihre Großmutter war Jüdin, weshalb Gefahr und kaum Perspektiven im Nationalsozialistischen Regime ebenso für sie galten. Mit dem Abitur in der Tasche schrieb sie sich an der Universität München für das Fach Chemie ein und studierte zeitgleich mit den Mitgliedern der “Weißen Rose” im selben Haus. Durch die Deckung ihres Doktorvaters vor der Gestapo konnte Hamm-Brücher sogar promovieren – einen Schritt, den nicht viele Frauen zu dieser Zeit, mitten im Zweiten Weltkrieg, gehen konnten. Danach verschlug es sie aber nicht ins Labor, sondern recht schnell in die Politik und das auch noch auf Zuspruch des ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Heuss. Über längere Zeit war sie auf bayerischer Ebene tätig, unter anderem als Abgeordnete im bayerischen Landtag. Von 1976 bis 1990 machte sie auch auf bundesweiter Ebene Politik in der FDP. Dabei blieb sie nicht ohne öffentliche Ämter: Von 1976 bis 1982 bekleidete sie das Amt der Staatsministerin im Auswärtigen Amt und sie war es auch, die als erste Frau 1976 als Staatssekretätin ins Kultusministerium Hessen berufen wurde. Hildegard Hamm-Brücher stand immer für ihre Meinung ein und sprach es an, wenn sie mit einer Entscheidung nicht d’accord gehen konnte. So hielt sie unter anderem eine Rede, als sie das Misstrauensvotum gegen Helmut Schmidt für undemokratisch empfand – und damit war Hamm-Brücher kein Teil der Mehrheit in ihrer eigenen Partei. Diese verließ sie schließlich nach einem halben Jahrhundert Mitgliedschaft. Ausschlaggebend war die wenig diskutierte anti-isralische Haltung ihres Parteikollegen Möllemann.
Nach dem Austritt aus der FDP blieb ihr Engagement für eine wache Erinnerungspolitik, politische Bildung für Kinder und Jugendliche und Menschenrechte. Lange war sie Mitglied des Kuratoriums des Jüdischen Museums München und Ehrenmitglied in der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch e.V.
Hildegard Hamm-Brücher bleibt würdige Namensgeberin unseres Preises für demokratisches Handeln, da sie eben dieses verkörpert; Engagement zeigte, wo es benötigt wurde und die Demokratie der Bundesrepublik mitgestaltete – auch wenn das bedeutete, Bedenken und Widerspruch zu äußern und als Frau manchmal noch alleine da zustehen.