Direkt zum Inhalt springen

Sie befinden sich: Veranstaltungen & Termine » 2013

Umwege erhöhen die Ortskenntnis: Leistungsbeurteilung als Lernbegleitung und Förderung

Das diesjährige zweite kooperative Lernforum von Regionalteam-West im Dt. Schulpreis mit der Regionalberatung im Förderprogramm Demokratisch Handeln in Nordrhein-Westfalen fand im ostwestfälischen Herford in der Gesamtschule Friedenstal statt. Kurz vor den Sommerferien – zwischen Zeugniskonferenzen und Planungen für das neue Schuljahr – erfreuten die drei Kooperationspartner mehr als 60 Lehrerinnen und Lehrer mit dem Thema "Mehr als Noten: Leistungsbeurteilung als Lernbegleitung und Förderung". Dabei wurde schon in den Begrüßungsworten von Schulleiterin Frau Schmitz-Ibeling deutlich, dass Leistungsbeurteilung mehr als Notengebung ist. Dr. Wolfgang Beutel vom Förderprogramm Demokratisch Handeln zeichnete in seinem Grußwort die Chancen der Teilnahme an Wettbewerben für die Schulen auf und skizzierte die zentrale Bedeutung einer demokratischen Schulkultur für alle an der Schule Beteiligten im Kontext einer innovativen Schulentwicklung. Michael Ridder vom Regionalteam West des Deutschen Schulpreises und der Regionalberatung NRW des Förderprogramms hob hervor, dass der Deutsche Schulpreis Schulen für ihre Leistungen würdigen und ihnen öffentlich Anerkennung schenken will, damit ihre beispielhaften Innovationen allen Schulen in Deutschland zugutekommen. Schulen lernen von Schulen – darin liegt eine Grundidee der Akademie des Deutschen Schulpreises; und dieser Gedanke wurde auch zum roten Faden für dieses Lernforum. Im Hinblick auf den inhaltlichen Schwerpunkt der Tagung forderte Ridder eine "Kultur der Fehlerfreundlichkeit" im schulischen Kontext der Leistungsbeurteilung und eine stärkere Wertschätzung der individuellen Leistungspotentiale jeder einzelnen Schülerin und jedes einzelnen Schülers. Bei allen Überlegungen zur Leistungsmessung, Leistungsbegleitung und Leistungsbeurteilung sollten Schülerinnen und Schülern immer in einer Lernatmosphäre arbeiten, die von einer entsprechenden Grundhaltung – wie sie das Wort "Umwege erhöhen die Ortskenntnisse" gleichnishaft formuliert – geprägt ist.

Lernförderliche Leistungsbeurteilung

Diese beiden Forderungen griff die Hauptreferentin, Prof. Dr. Silvia-Iris Beutel von der TU-Dortmund, in ihrem Vortrag auf. Sie führte weiter aus, dass die pädagogische Leistungsbeurteilung in der Schule immer in einem dialogischen Verhältnis mit den Lernenden begründet werden und die Schülerinnen und Schüler an der Reflexion der Prozesse des Lernens sowie der Dokumentation und Einschätzung beteiligt werden sollten. Sie hob Beispiele von Best Practice an Schulen des Deutschen Schulpreises hervor. Dabei spielten die während des Lernens genutzten Rückmeldungsverfahren wie Logbücher, Kompetenzraster, Lern-und Forschertagebücher, aber auch kompetenzausweisende Zeugnisformen sowie deren Vergabe selbst eine zentrale Rolle. Der sehr praxisorientierte Vortrag führte die Lehrerinnen und Lehrer passgenau in die Thematik ein und bereitete treffend auf die nachfolgenden Workshops vor.

Im Workshop 1-geleitet durch die Schulleiterin Barbara van der Wielen (Gemeinschaftsschule Billerbeck) -stand der Akzent "Lernbegleitung und Leistungsbeurteilung ressourcen-und kompetenzorientiert gestalten" im Mittelpunkt. Hier zeigte die Schulleiterin in einem Wechselspiel von kurzen theoretischen Leitlinien und konkreten schulerprobten Materialien anschaulich auf, welche Bedeutung Lernbegleitung und Leistungsbeurteilung in ihrer Schule für die unterrichtliche Praxis hat.

Herr Rustemeyer,langjähriger Kernseminarleiter und Fachleiter für Katholische Religionslehre im ZfsL Paderborn, dort mit dem Schwerpunkt Sonderpädagogik arbeitend, gestaltete im Workshop 2 verschiedene Lernstationen zum Thema "Leistung aus sonderpädagogischer Perspektive". In diesen verschiedenen Stationen konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ganz persönliche ganzheitliche Erfahrungen zu diesem Thema machen. Auch die aktuellen Herausforderungen der Inklusion und der sich daraus ergebenden Konsequenzen für eine schülerinnen- und schülergerechte Leistungsbeurteilung wurde vor dem Hintergrund der verschiedenen Erfahrungen der Beteiligten diskutiert.

Im Workshop 3 arbeitete Frau Dr. Kroes,Kernseminarleiterin und Fachleiterin für Italienisch im ZfsL Münster mit dem Schwerpunkt Gymnasium und Gesamtschule mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, besondere Aspekte zum Thema "Sonstige Leistungen kooperativ bewerten – Schülerinnen und Schüler in die Verantwortung nehmen" heraus. In ihrer visualisierten Einführung stellte Sie ihre Ideen der Mitwirkungsmöglichkeiten für Schülerinnen und Schüler vor und ermöglichte den Beteiligten einen Austausch auf der Basis praxiserprobter Unterrichtsmaterialien. Es ist deutlich geworden, wie viele Möglichkeiten es gibt, aber auch, welche unvermeidliche Risiken und Vertrauensanforderungen an die eine solche partizipative Leistungsbeurteilung anwendenden Lehrerinnen und Lehrer aufbringen sollten. Hier liegt eine Aufgabe für Professionalisierung und Lehrerbildung – insbesondere auch die Weiterbildung.

Das gemeinsame Plenum machte deutlich: praktische Ideen wurden gefunden und ausgetauscht, Kontakte wurden geknüpft, Visionen wurden konkretisiert und Lernen von und miteinander angebahnt. Das Lernforum eröffnete zum Schluss die Möglichkeit sich über die Wettbewerbe "Deutscher Schulpreis" und "Demokratisch Handeln" intensiv zu informieren. Zugleich bot der didaktische Leiter der Gesamtschule Friedenstal eine Schulführung an, die weit über das Tagungsende hinaus dauern sollte. Auch Baulichkeit und Architektur insbesondere moderner Gesamtschulen sind eben Teile einer partizipativen Pädagogik.

(Michael Ridder, Münster)

(20.08.2013, DI)

 
© Demokratisch Handeln | Impressum