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Inklusion, individuelles Lernen, Teambildung und Demokratielernen - Lernforum in Marl

Ein kooperativ von Demokratisch Handeln und dem Regionalteam-West des Deutschen Schulpreises vorbereitetes Lernforum zur Schulentwicklung fand unter tatkräftiger Mithilfe des Albert-Schweitzer-/Geschwister-Scholl-Gymnasiums im westfälischen Marl am 21. Juni 2012 statt. In der dortigen Aula konnten Begrüßung, Plenum, informelle Beratungsgespräche und auch die Verpflegungspausen stattfinden.

Der helle Saal, der auf bemerkenswerte Weise den Charme der 1960er-Jahre in seiner Innenausstattung bewahren konnte, ohne deshalb alt zu wirken, war von rund 70 Gästen aus 20 Schulen in Nordrhein-Westfalen gut besucht. Dabei waren Gäste aus Ostwestfalen ebenso gekommen wie solche aus dem niederrheinischen Wesel und dem rheinischen Bonn. Nach einer Begrüßung durch Schulleiter Klaus Jürgen Koch und die Projektleiter des Regionalteams-West, Silvia-Iris Beutel sowie des Förderprogramms Demokratisch Handeln, Wolfgang Beutel, ging es gleich zur Sache: Leitthema der Veranstaltung war die vernünftige, professionelle Gestaltung der beständigen Veränderungsprozesse, die gute Schulen immer kennzeichnen.

Change Management – Schule verändern

Roger Henrichs, Geschäftsführer der 2coach Personal- und Unternehmensberatung, Erziehungswissenschaftler und Trainer gelang es auf originelle und fesselnde Art und Weise, die Ambivalenz eigener Erwartungen der Lehrerinnen und Lehrer an sich verändernden Schulenanzusprechen und ihren Blick mit Witz darauf zu lenken, dass Schulreform als mittelfristig wirksame und gestaltbare Veränderung eben auch vernünftig und mit kritisch-aufklärerischem Blick moderiert werden muss. Der beiläufige Gedanke daran, dass nicht nur etymologisch gesehen die Moderation eine Seitenlinie des Wortfeldes "Maß" im Sinne der Mäßigung ist, in der die Erwartungen an schnelle Ergebnisse gezügelt und damit die Logik des Verfahrens sowie die eingesetzten Kräfte effektiv gebündelt werden können, ist letztlich der Dreh- und Angelpunkt davon, Veränderungen zu steuern bzw. Change Management zu betreiben.

Es liegt nach Henrichs auf der Hand, dass die Vielfalt biografischer Erfahrung und persönlicher Temperamente höchst unterschiedliche Handlungsfelder in den Schulen erzeugt. Natürlich gibt es die engagierten Gestalterinnen und Gestalter ebenso wie die kräftigen Verhinderer. Die nur schwer zu bändigende Eigendynamik der Reform in sozialen Institutionen wie der Schule hat aber nicht nur ihre Quelle in unterschiedlichen Erfahrungen und daraus resultierenden Perspektivendifferenzen der beteiligten und berufsständisch sowie professionell gebundenen Personenschaft, der Lehrerinnen und Lehrer. Sie ist auch Ausdruck individueller Triebkräfte und ungebremster – oder milder gesagt: unreflektierter – eigener Erwartungen bei den Akteuren.

Henrichs verstand es blendend, die Zuhörerinnen und Zuhörer mitzunehmen, auf witzige und aktive Art und Weise zu verdeutlichen, dass Reform und Verbesserung durch Veränderung nur möglich ist, wenn die Gruppe der Akteure – in der Schule also die Lehrkräfte insgesamt – zumindest nicht in zu großem Maße das Gefühl entwickeln, zurückzubleiben. Wie man aber alle mitnimmt – die im "Keller der Beständigkeit" sitzenden Querulanten gegenüber jeglichem Neuen ebenso, wie diejenigen, deren Erwartungen das Maß der vorhandenen bündelbaren Kräften in der eigenen Schule deutlich übersteigt – das alleine bleibt dem stets individuellen Kunstgriff von Leitungsgremien und Steuergruppen überlassen, die die Schulentwicklung eben rational moderieren müssen. Es war nicht alles neu, was hier vorgebracht wurde – aber die systemische Bündelung der vielen Beobachtungen und die anschaulichen, die Zuhörerschaft aktiv einbeziehende Präsentationsform des Referenten führte doch in eine Richtung, die den Gästen manchen Tipp und viele Hilfestellungen an die Hand geben konnte...

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