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Was trägt die Demokratiepädagogik zur Lösung des Transferproblems bei?

Was lässt sich aus diesem vielfarbigen Skript zusammenfassend festhalten? Die Demokratiepädagoginnen und -pädagogen treffen auf eine thematisch gesättigte Fortbildungslandschaft und müssen den eigenen Beitrag, den sie leisten können, als einen Gewinn für Schulen darstellen. Sie sind darin gefordert, ihre besondere Kompetenz und Beratungsleistung z.B. gegenüber MediatorInnen und TrainerInnen für neue Unterrichtsmethoden deutlich zu machen. Sie verfügen über einen Gesamtblick auf demokratiepädagogische Möglichkeiten und aktuelle Prozesse in diesem Bereich. Durch die Verbindung von Praxisbegleitung und Praxisreflexion koppeln sie im Idealfall Training und Reflexion. Grundlage für die Arbeit von Demokratiepädagogen ist die Beleuchtung des Ist-Zustandes einer Schule und der Präsenz von Partizipation der Schülerschaft. Sie treten in den Schulen als „externe Evaluatoren“ auf. Außerdem stellen die Beraterinnen und Berater für Demokratiepädagogik ein Vorbild und ein soziales Modell dar. Ihre Kernkompetenz liegt im therapeutisch-psychologischen Bereich. Damit wird die Frage aufgeworfen, wie diese Kompetenz erlangt wird.

Konsens der Diskussion ist auch, dass Schulen ihre vorhandenen Probleme häufig aus einer anderen als einer demokratiepädagogischen Perspektive betrachten und deshalb zur Problemlösung von sich aus keine Demokratiepädagogen heranziehen werden. Die Schule wartet also nicht auf Demokratiepädagogik, sondern die Beraterinnen und Berater müssen die Bereitschaft an Schulen wecken, sich mit Demokratiepädagogik zu befassen. Die Nachfrage entsteht nicht naturwüchsig. Man kann den Schulen Serviceangebote machen, die immer punktuell sein sollten. Die Passfähigkeit des Angebots zu der einzelnen Schule ist entscheidend. Übereinstimmung herrscht auch darüber, dass dem Erstkontakt von Beraterinnen und Beratern zu den Schulen eine große Bedeutung zukommt. Interessant wäre es daher, die Startsituation erfolgreicher demokratiepädagogischer Projekte zu betrachten.

Unabhängig von allen bis dahin reichlich vorgebrachten Aspekten, Handlungsmöglichkeiten und -vorschlägen bleibt die Einschränkung, dass die Beraterinnen und Berater für Demokratiepädagogik das Transferproblems nur bedingt lösen können. Es sind (relativ zur Schullandschaft insgesamt gesehen) nur wenige Personen ausgebildet worden. Hinzu kommt, dass nach aktuellen Studien nur rund 20 Prozent der Lehrkräfte (Schaarschmidt 2005) zu Innovationen bereit sind.

Die Präsentation der vier Landesbeispiele hat überdies gezeigt, dass Transferkonzepte sich nur als regional differente adaptive Konzepte darstellen lassen. Der Transfer wird dabei begünstigt durch die Integration eines entsprechenden Moduls „Demokratiepädagogik“ in die Lehrerausbildung in der Erstausbildungsphase, durch die bekannten „Sickereffekte“ (Hellmuth Becker) von Bildungsreformen, durch Leidensdruck, durch „Leitbilder einer guten Schule“, die Demokratiepädagogik voraussetzen und letztlich durch „Ansteckung über gute Beispiele“, wie Wolfgang Harder die Diskussion gewohnt souverän zusammenfasste. Gerade das Bild der Ansteckung rekurriere, so Harder, auf den Kontakt von Mensch zu Mensch, indem es darum gehe, „die ansteckende Gesundheit guter Schulen zu nutzen“ und damit ein Wort zu variieren, das Theodor Fontane zugeschrieben ist: „Bildung ist wie Katarrh bei Ostwind. Sie lässt sich nicht vermeiden“. Ein heilsamer und ansteckender Katarrh, so möchte man abschließend hoffen, der sich weiter verbreiten möge!

Literatur:

Beutel, W.; Buhl, M.; Fauser, P.; Veith, H.: Demokratieverstehen. Ansatz und erste Ergebnisse zu einer Evaluationsstudie. In: Beutel, W.; Fauser, P. (Hrsg.): Kerngeschäft oder Beiwerk? Demokratie als schulpädagogischer Entwicklungsbegriff. Schwalbach/Ts.:  Wochenschau-Verlag 2007 (in Vorbereitung).

Beutel, W.; Fauser, P. (Hrsg.): Demokratiepädagogik. Lernen für die Zivilgesellschaft. Schwalbach/Ts.:  Wochenschau-Verlag 2007

Schaarschmidt, Uwe (Hrsg.): Halbtagsjobber? Psychische Gesundheit von Lehrerinnen und Lehrern. Analyse eines veränderungsbedürftigen Zustandes. Weinheim: Beltz 2005.

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