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World-Café - Was kann Demokratiepädagogik für die politische Bildung in der Schule leisten?

Im Anschluss an den Ausstellungsrundgang ruft Antje Ipsen-Wittenbecher zum Beginn des World-Cafés auf. Die runden Tischchen, vormals schon Anlaufpunkte für Begegnung, Gespräche und Debatten, bekommen mittels beschreibbaren Tischdecken die Funktion eines flexiblen Protokollanten: Bis zu sechs Teilnehmerinnen und Teilnehmer versammeln sich um einen Tisch und diskutieren die Frage, was "Demokratiepädagogik für die politische Bildung in der Schule leisten" könne. Drei Gesprächsrunden gibt es, nach jeweils fünfzehn Minuten wechseln die Teilnehmer - bis auf einen "Gastgeber", der die neu Hinzugekommenen über das bisherige Gespräch informiert - an andere Tische. Gedanken, Ideen, Meinungen und Erfahrungen sollen dabei auf den Papierdecken festgehalten werden. "Hören Sie auf die tiefer gehenden Fragen, auf das, was gesagt wird, ohne dass es gesagt wird", rät Ipsen-Wittenbecher und eröffnet das World-Café mit dem Wunsch nach "guten Gesprächen".

Gerade in der Anfangsphase werden von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern - meistens Lehrerinnen und Lehrer - Probleme und Ärger formuliert: "Ob die, die da oben philosophieren, die Schule kennen?", fragt eine Lehrerin rhetorisch und die anderen stimmen ihr zu. Die ganze theoretische Diskussion ginge ihr auf den Keks, meint eine andere, weil sie nicht förderlich sei, und: "Die Demokratiepädagogik müsste die Schule richtig kennen - was sind die Ziele, dazu Konzepte entwickeln - das ist das Ding!" ruft ein Lehrer. Die Ziele sind allen hier bekannt, entsprechend fallen dann die Kommentare auf den Tischdecken aus: "Orientierung an Demokratiedefiziten und Beseitigung dieser" steht da als Wunsch oder auch: "Veränderung des Rahmens (Schulkultur, Schulalltag, Lebenswelt)". Fast hat es den Anschein, als wäre Politikverdrossenheit nicht nur ein bei Schülern auftretendes Phänomen. "Grundkompetenz zur politischen Bildung nicht vorhanden (nur Chaos!)" steht - wenig Hoffnung verheißend - auf einem der Tische. Aber gleich nebenan wird schon wieder energisch die Eigeninitiative ergriffen: "Nicht auf die Politik schauen", wird da gefordert, "sondern fragen, wo muss sich was ändern!" Und dabei wird auch Selbstkritik geübt: "Die Abwendung von der Solidarität - das haben wir mit zu verantworten, weil wir es offensichtlich nicht weiter tragen können", formuliert eine Lehrerin nachdenklich. Eine andere Gesprächsrunde ist bei dem gleichen Thema angelangt und sagt: "Wir miteinander müssen den ganzen Komplex ändern" - und: "Da müssen wir was machen, vom Ich zum Du zum Wir" -das sei etwas Politisches!

Und nebenbei werden auch lustige, motivierende und unglaubliche Geschichten erzählt. Etwa die des Lehrers, der von seiner Schule sagt: "Vor 30 Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, dort 30 Jahre unterrichten zu können." Und dann brachten die desolaten Ausgangszustände eine "Dynamik von Veränderungen" in Gang, Konzepte wurden geändert, das Kollegium arbeitete zusammen, Partizipationsprozesse der Schülerinnen und Schüler fanden statt - Demokratie habe man dort "gelebt".

Am Ende der dritten Gesprächsrunde werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gebeten, ihre Diskussion in einem Satz zusammenzufassen. Das gibt wieder Anlass zum Schmunzeln. "Irgendjemand der Gäste hat meine Stifte geklaut!", ruft eine Frau amüsiert und: "Das ist ja gar nicht neue Rechtschreibung!", bemerkt eine andere mit kritischem Seitenblick auf ein anderes Plakat und ruft damit allgemeines Gelächter bei den Umstehenden hervor.

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