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Offene Fragen und abschließende Thesen

Am Thema vorbei oder an den Erwartungen der Teilnehmerschaft?

"Soziales Lernen" als pädagogisches Thema der Schule bietet eben mehr Sprengkraft, als man auf's Erste vermutet. Nach einem bis dato für Moderator und Experten interessanten und inhaltlich intensiven Verlauf brachte die Bündelung der Ergebnisse und die rückspiegelnde Einschätzung des Tagungsertrages am Ende der Veranstaltung doch eher ernüchternde Aspekte des Tagungserfolgs ans Licht. Mehr als zehn der knapp 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren inhaltlich eher unbefriedet: "Ich nehme nichts Neues mit" lautet eine Teilnehmermeldung aus den Projekt-Workshops. Verwunderlich ist dieser Ton dort schon, angesichts bspw. der zweifellos vorhandenen Einzigartigkeit jeder pädagogischen Konstellation, die in einer Projektdokumentation sichtbar wird. Oder weiß der bzw. die entsprechende Person schon alles? Sind die Mühen pädagogischer Intervention bei Mediations-Verfahren und die der didaktisch-methodischen Planung sowie der schulbezogenen Dokumentation von Projekten allen Ernstes so wenig mit Erwartungen von Praktikerinnen und Praktikern aus der Schule kompatibel?

Eine Diskussion und Analyse dieses unbefriedigenden Ergebnisses jedoch fand bedauerlicherweise nicht mehr statt. Das mag auch dem frühlingshaften Wetter und dem zwischenzeitlich erreichten Samstag-Nachmittag geschuldet gewesen sein. Die Rückmeldungs-Ergebnisse der Arbeitsgruppen immerhin sind dokumentiert: Workshop 1 », Workshop 2 ».

So bleibt außer der Einsicht in die Diskrepanz zwischen Angebot und Erwartung an die Ergebnisse doch immerhin ein Blick auf die Vielfalt und Aktualität des Themas "Soziales Lernen innerhalb und außerhalb der Schule". Die Tagung hat in ihren Beiträgen und in den Diskussionen gezeigt:

  • Soziales Lernen ist kognitives Lernen, reflektiertes Lernen und handelndes Lernen zugleich. Soziales Lernen ist nicht nur eine spielerische, empathische Ergänzung bzw. ein Nebeneffekt von Schule.
  • Soziales Lernen ist ein zentraler Bezugspunkt für eine auf Mündigkeit und demokratisches Handeln zielende pädagogische Praxis in der Schule. Es ist somit ein wichtiger Bestandteil von schulischer Allgemeinbildung und insbesondere einer demokratischen politischen Bildung.
  • Soziales Lernen ist "Miteinander Lernen", "Voneinander Lernen" und auch ein Lernen "für sich und von sich selbst". Es geschieht in Gruppen, aber nicht nur dort, sondern auch am einzelnen Subjekt.
  • "Soziales Lernen" ist in besonderer Weise ein Element des Lernens in Projekten, der fächerübergreifenden Auseinandersetzung mit zentralen Aufgaben und Themen des Gemeinwesens.
  • "Soziales Lernen" ist eine der bedeutenden Funktionen von Formen der "Peer-Education", der "Kommunikativen Kompetenzstärkung" und der "Selbstwirksamkeitserfahrung", ebenso wie diese Ausdruck intentionalen sozialen Lernens sind.

In der Gesamtheit betrachtet bot das Symposium eben doch ergebnisreiche Tage und der Sächsischen Akademie für Lehrerbildung möchte man wünschen, dass sie solche "Symposien" als Foren, die die Anstrengung des Begriffs nicht scheuen und zugleich dieser Anstrengung die Bodenhaftung der alltäglichen Empirie von schulpädagogischer Praxis beimengen, weiterführen möge. Themen gibt es dafür zuhauf! (Jena, 19. April 2005, Wolfgang Beutel)

Programm

Ergebnisse

Materialien

  • Möglichkeiten und Erfahrungen des sozialen Lernens
    als PDF-Datei »
  • Vier-Ebenen-Modell
    als PDF-Datei »
  • Fotos

Informationen

  • Literaturhinweise:
    Bandura, A.: Sozial-koginitve Lerntheorie. Stuttgart (Klett) 1979.

    Schermer, F.: Soziales Lernen. In: Rost, D. (Hrsg.): Handwörterbuch Pädagogische Psychologie. Weinheim/Basel (Beltz) ²2001, S. 663-668.

 
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