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AG 3
Mitwirkung mit Wirkung an Brandenburger Schulen

Eine Reportage zu Arbeitsgruppe 3 von Anita Milardovic (Berlin)

Was es ausmacht, zu wissen wie man ein Projekt macht!

Drei junge und motivierte Mitarbeiter des LISUM (Landesinstitut für Schule und Medien Brandenburg) stellten an diesem Nachmittag ihr Wissen und ihre Erfahrung im Bereich Projektmanagement einer kleinen, aber feinen Runde von Schülern und Lehrern zur Verfügung, um künftige Projektarbeit zu erleichtern. Zu Beginn war der Teilnehmerschaft - anwesend war eine bunte Runde von elf Konferenzbesuchern - der Inhalt dieses Workshops allein aus dem Titel nicht sofort ersichtlich. Man wartete also mit großer Neugier auf die Dinge, die geschehen sollten.

Wir starteten mit einer Vorstellungsrunde, in der unter anderem ein Grund für die Teilnahme an dieser Jugendkonferenz für demokratisches Handeln genannt werden sollte. Vier Gruppen kristallisierten sich heraus. Die erste Gruppe, eine Lehrerin mit vier ihrer Schüler, hatte sich mit dem Thema "Wasser und Ernährung" befasst. Da Wasser in unserer Umwelt allgegenwärtig ist, beschäftigten sich die Schüler und ihre Lehrer intensiv mit der Qualität dieses lebenswichtigen Elements. Ihr Engagement beeindruckte nicht nur Lehrerkollegen, sondern auch Mitarbeiter eines chemischen Labors, die mit ihrer Unterstützung dazu beitrugen, dass z. B. die Wasserqualität eines Badesees untersucht wurde. Für diese Analyse waren bei den zuständigen örtlichen Behörden keine finanziellen Mittel vorhanden, so dass der Einsatz der Schüler bei den Anwohnern des Badesees große Anerkennung fand!

Die zweite Gruppe waren die beiden Schüler des Projekts "Freie Fahrt für Fische". Im Rahmen einer Schulpartnerschaft war ein länderübergreifendes Umweltprojekt entstanden, das sich mit den Folgen für Tiere und Natur nach einer Flussbegradigung befasst und ganz konkret einen solchen Eingriff in die Natur nahe der Partnerschule in Sachsen zu verhindern versucht.

Die vierte Gruppe wurde durch das Projekt "PSI-21" die Schüler mit "praktischer" Demokratie in Verbindung bringen möchte, repräsentiert. Politik, Schule, Internet und die Agenda 21 sind daher die Werkzeuge. Die Kombination aus diesen Elementen soll den Schülern einen neuen Horizont öffnen, der es ihnen ermöglicht, demokratische Prozesse durch Partizipation besser zu verstehen. - Und wer versteht, der akzeptiert auch leichter!

Das Programm des Workshops war gut vorbereitet und direkt auf Jugendliche zugeschnitten. Die Schülerinnen und Schüler aus Berlin zeigten schnell, dass ihnen das Thema Projektmanagement durchaus vertraut war. Ebenso informiert waren sie über die Mitwirkungsmöglichkeiten von Schülergremien in Berlin. Zusätzliches Wissen wurde ihnen noch von den Leitern des Workshops vermittelt, die den verfügbaren Gestaltungsrahmen aus der Sicht der Brandenburger Schüler darstellten.

Da die Teilnehmer bereits erfahrene Projektmanager waren, zeigte sich schnell, dass die Erörterung der Punkte "Problemformulierung - Zielkonkretisierung" keinen Wissensgewinn brachten. Kurzfristig wurde dann das Augenmerk auf die Projektmanagementanalyse gelenkt und in Gesprächen das Vorgehen bei den einzelnen Projekten beleuchtet und untersucht. Hierbei stellte sich ebenfalls bald heraus, dass die Schüler einen nicht unbeachtlichen Erfahrungsschatz besitzen, der auch aus der teilweise langen Laufzeit der bestehenden Projekte resultiert.

Mit einem Feedback schloss der Workshop - was sich als nicht sehr einfach herausstellte. Zum einen waren die Teilnehmer etwas überrascht und nicht gleich in der Lage, eine Aussage zur Qualität der Veranstaltung zu machen. Zum anderen stellten sich die vorbereiteten Ansätze, durch die auf kreative Art eine Bewertung erzielt werden sollte, als ungeeignet dar. Eine gewisse Ratlosigkeit entstand: Man einigte sich dann auf eine graphische Darstellung der Beurteilung im Sinne einer Kurve, die in Abwesenheit der Leiter im Gespräch entstehen sollte.

Jetzt zeigte sich auch der Grund der Probleme. Die Jugendlichen machten deutlich, dass an der Art, wie dieser Workshop durchgeführt wurde, nichts auszusetzen war, sie jedoch bereits zu gut Bescheid wussten, was Projekte, deren Entstehung und Durchführung betrifft, um aus den vergangenen zwei Stunden einen konkreten Nutzen zu ziehen. Man war sich einig, dass eine solche Arbeitsgruppe nur dann sinnvoll ist, wenn "Projektanfänger" daran teilnehmen, denen daraus dann auch ein Nutzen entstehen kann!

Aus der Sicht des stillen Beobachters zeigte sich mir sehr früh, dass es sich in diesem Fall um ein grundlegendes Kommunikationsproblem zwischen den Leitern der Arbeitsgruppe und den Teilnehmer handelte. Da die Schüler zu Beginn angemerkt hatten, dass sie sich über den Inhalt allein aus dem Titel der Veranstaltung kein genaues Bild machen konnten, so hätte der Hinweis darauf, dass die Zielgruppe, die man zu erreichen beabsichtigte, projektunerfahrene Schüler sein sollten, ihre Entscheidung wohl geändert. Anstelle einer konstruktiven und auch produktiven Zusammenarbeit, gab es für beide Seiten deshalb Verwirrung und auch Ansätze von Frustration. Besonders bei den Leitern des Workshops war dies zu spüren. Trotz sehr guter Vorbereitung und vorhandener Motivation, waren sie nicht erfolgreich. Sie hatten nicht das richtige Publikum! Ergo: Hinweise auf Zielgruppen und Lernvoraussetzungen sind hilfreich.

Dennoch, die Konferenz ist gut gelungen und das Interesse und Engagement der anwesenden Schüler lobenswert. Selbst wenn die Teilnehmer nur einen kleinen Anteil der gesamten Berliner Schüler darstellten, so zeigten sie doch deutlich, dass sie nicht von der allgemeinen Politikverdrossenheit zeugen: Man kann also hoffen, dass sie mit ihrem Beispiel Schule machen und ihre Begeisterung auch auf andere Jugendliche übergeht.

Sich die Entscheidung nicht abnehmen lassen, ein häufig genannter Satz an diesem Tag, sondern sich einmischen und die bestehenden Strukturen ausnutzen, für ein besseres Funktionieren des gesamten Systems - dieses Bewusstsein haben diese jungen Menschen entwickelt und begonnen, da an Veränderungen zu arbeiten wo es eine Chance auf fruchtbare Entwicklungen gibt. An der Basis!

 
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