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Pädagogik, Geist und junge Ambitionen…

Ein richtiges Gewusel macht sich in den Gängen der Akademie für Politische Bildung in Tutzing am Starnberger See breit: Schülerinnen und Schüler fragen nach dem Ort, an dem sie ihren Projekt-Stand aufbauen können. Andere sind schon fleißig dabei, ihre Ausstellungswand kreativ zu gestalten. Wer früh anreist, findet sich im Garten für erste Gespräche auf der 26. Lernstatt Demokratie zusammen. Der Veranstaltungsort der Akademie für Politische Bildung, die nach einem Wort der die Gründung des Hauses 1957 mittragenden Hildegard Hamm-Brücher als "geistig-pädagogisches Kraftzentrum" dienen sollte, ist eine herausragende Umgebung dafür, um sich über gesellschaftliche Entwicklungen und demokratische Werte auszutauschen. Die Akademie für Politische Bildung ist ein traditionsreicher Ort, bereits zweimal – 2011 und 2013 – eine besondere Umgebung für die Lernstatt Demokratie Tutzing. Dass die kommenden Tage jedoch nicht nur Entspannung, sondern Anstrengung mit sich bringen werden, zeigt ein Blick in das Programmheft. Fächerverbindende und themenbezogene Projekte werden vorgestellt, die sich mit der Demokratie, den öffentlichen Diskursen, den aktuellen Themen unserer Politik auseinandersetzen. Das wird gleich in der Gesprächsrunde zum Auftakt der Tagung angesprochen.

Die Lernstatt Demokratie 2016 wird ein Erfolg, wenn…

…die Schülerinnen und Schüler, die gebührende Anerkennung für ihre Leistungsbereitschaft erhalten, sich Fragen des gesellschaftlichen Miteinanders stellen und diese in Eigenregie gestalten, sagt Manfred Schwarzmeier von der Akademie. Darüber hinaus betont Christoph Behrens (Regionalberater in Hamburg und Lehrer), dass sich die Spanne und Vielfalt neuer Wege in den Projekten wiederspiegeln und er sich wünsche, dass bei dieser Lernstatt gemeinsam über weitere Ideen und Möglichkeiten von Partizipation und Politik nachgedacht werde.
Erfolg zeige sich dann, wenn junge Menschen, die wach durch das Leben gehen, Mitbestimmung bei gesellschaftlichen Prozessen einfordern und die Beteiligungskultur mit eigenen Ideen gestalten würden, so Jonny Bonk, Schüler aus Hildesheim und im dortigen Stadtrat engagiert. Das Spannungsfeld gesellschaftlicher Entwicklung und schulischer Möglichkeiten ist eine Frage der Gegenwart und Zukunft, die ohne die Vergangenheit gar nicht zu denken wäre. In diesem Sinne regt Paula, eine Schülerin aus dem thüringischen Apolda, die anwesenden Lehrer an, ihren Wunsch nach mehr "Tiefgang" in Sozialkunde, Geschichte, aber auch den anderen Fächern, in die Schulen mitzunehmen und zu verbreiten.
Die anfängliche Unsicherheit in der noch unbekannten und großen Gemeinschaft wurde spielerisch mit einem Kennenlernen-Bingo gebrochen, um dann in die erste Runde des Erfahrungsaustauschs zu starten. Doch die Lernstatt Demokratie ist nicht nur für engagierte Jugendliche und demokratiepädagogisch versierte Lehrkräfte offen. Eingeladen werden auch die Bürgerinnen und Bürger der Umgebung und die Presse, um Eindrücke von dieser Form des Lernens in der Schule zu erhalten.

Die Grenzen zwischen Schule und dem Leben "der Erwachsenen" sind fließend

Dieses Wechselspiel zwischen jugendlichem Willen zur Zukunftsgestaltung und dem Erfahrungswissen der Erwachsenen wird auf der Lernstatt Demokratie sichtbar und offen thematisiert. Über die schulischen Grenzen hinaus sucht das Förderprogramm Demokratisch Handeln jeweils ein Jahr lang innovativen Projekten zur Förderung demokratischer Werte und Handlungsmöglichkeiten, so Geschäftsführer Wolfgang Beutel. 58 herausragende Projekte aus 268 Bewerbungen der Ausschreibung 2015 wurden nach Tutzing eingeladen um sich über das soziale und gesellschaftliche Engagement hinaus auszutauschen, spannende Menschen kennenzulernen und sich gegenseitig in Wissen und Erfahrung zu bereichern. Die Moderatorin der Gesprächsrunde am ersten Nachmittag thematisiert das diesem Programm innewohnende Zusammenwirken von Demokratie und Wettbewerb. Wettbewerb, so Wolfgang Beutel, sei aber nicht nur Marktkonkurrenz im Feld des Wirtschaftens, sondern auch Lösungsstrategie für Herausforderungen von Politik und Demokratie, ein Instrument, um gute und effiziente Lösungen für gesellschaftliche Aufgaben zu finden.
Ergänzt wird der Erfahrungs- wie Gedankenaustausch in den kommenden Tagen durch ein breitgefächertes Workshop-Programm – von stark politisch bis eher spielerisch gestalteten Angeboten, von kulturellen und auch entdeckungsbezogenen Stadtspaziergängen. Der Höhepunkt der Tagung wird die Verleihung des "Hildegard Hamm-Brücher-Förderpreises für Demokratie lernen und erfahren" am Mittwochabend sein. Abgerundet wird die Lernstatt Demokratie mit einer multikulturell fundierten Mischung aus Comedy und Kabarettkunst: der türkischstämmige Schwabe Özcan Cosar aus Stuttgart nutzt seine interkulturell geprägte Vita für einen ganz spezifischen Beitrag zum Thema "Umgang mit Migration" und den verschiedenen Perspektiven eines solcherart globalisierten Lebens.

Wir wünschen allen Teilnehmern und Interessenten ein herzliches und bereicherndes Miteinander in den nächsten Tagen auf der 26. Lernstatt Demokratie in der Akademie für Politische Bildung am Starnberger See.

(Laura von Hirschhausen, Wolfgang Beutel, 7. Juni 2016, Tutzing)

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09.06.2016 (DI)

 
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