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6 | Alltag in der Antike - eine Zeitreise

Die Stadtspaziergänge bilden einen besonderen Höhepunkt während der 25. Lernstatt. Sie sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit der Stadt Jena vertrauter machen. Der Spaziergang zur umfangreichen Antikensammlung der Friedrich-Schiller-Universität Jena entführte uns nicht nur in den Alltag der Menschen der Antike, sondern ließ auch viel Raum aktuelle gesellschaftliche Problematiken in neuem Licht zu betrachten. Wir durchwanderten dabei einen "Vitrinenpfad" mit Funden aus über 2000 Jahren Geschichte und zahlreichen, bedeutenden geographischen Räumen (Ägypten, Kleinasien, Zypern, Griechenland und Italien).

Der Rundgang begann bei den Relikten einer der ersten menschlichen Hochkulturen: den alten Ägyptern. Besondere Bewunderung wurde dabei den zahlreichen, leider durch jahrelangen Missbrauch als Apothekermumie stark zerstückelten, Mumienköpfen zu teil. Was ging wohl in den Köpfen dieser Menschen vor, die in einer so anderen Lebensrealität als wir ihren Alltag bestritten? Die erste spannende Diskussion entstand. Der Weg führte uns weiter nach Zypern, Troja und Mykene. In den Vitrinen konnte zum Teil wertvolle Keramik aus den beiden Kulturen betrachtet werden, die vor allem durch den Trojanischen Krieg hohen Bekanntheitsgrad erlangen. Unser Fazit: Die Griechen hatten eindeutig schönere Keramik, als die Trojaner. Weiter ging es zu einem kleinen Ausflug in die Wirtschaftgeschichte der Athener. Politik und Krieg waren von jeher Antrieb oder Hemmschuh für verschiede Märkte und lokale Produktion. Die Welt, so wird klar, funktioniert seit jeher nach den gleichen Regeln. Ein weiterer besonderer Moment war die Erkenntnis, dass alle Statuen und Tempel der Antike nicht weiß marmorstrahlend, sondern kunterbunt bemalt waren. Das "klassisch-athenische" Weiß - eine Fehlinterpretation! Den Abschluss bildete die Welt der Etrusker und Römer. Wörter wie Integration, Minderheiten und Massenproduktion sind die Schlagworte dieser Epoche. Es blieb die Frage - Wer waren eigentlich DIE Römer. Die überraschend liberale Antwort der Antike: Alle die im Reichgefüge lebten und sich an grundlegende steuerliche, kultische und gesetzliche Normen hielten. Die Römer waren Meister der Integration. Man übernahm bzw. lernte von Fremden Völkern und akzeptierte fast uneingeschränkt ihre Eigenheiten. Im Gegenzug erhielten sie einen einheitlichen Wirtschaftraum, Infrastruktur, medizinische Grundversorgung und Bäder. Kein Wunder, dass die meisten sich freiwillig dem Römischen Reich anschlossen. Mit diesen Gedanken im Kopf und der Frage, wie offen unsere eigene Gesellschaft wirklich ist, beendeten wir unseren Streifzug durch die Geschichte und diskutierten auf dem Rückweg angeregt weiter.

(Sophia Fruth, 18. Juni 2015, Jena)

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18.06.2015 (DI)

 
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