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Auf den Spuren von Carl Zeiss, Ernst Abbe und der Carl-Zeiss-Stiftung

16 Teilnehmer begaben sich auf den Stadtspaziergang "Auf den Spuren von Carl Zeiss, Ernst Abbe und der Carl-Zeiss-Stiftung". Gemeinsam trafen wir Herrn Dr. Wolfgang Wimmer, den Leiter des ZEISS-Archives am Ernst-Abbe-Denkmal. Der "Abbe-Tempel", wie das Denkmal auch genannt wird, ist ein einzigartiges Kunsterzeugnis aus dem Jahr 1908, das dem Jenaer Physikprofessor Ernst Abbe, dem Gründer der Carl-Zeiss-Stiftung gewidmet ist. Nach der Besichtigung des Denkmals informierte Herr Dr. Wimmer über die Gründungsgeschichte der Stiftung und machte den Zusammenhang zu Ernst Abbe deutlich. Abbe hat vor 125 Jahren die Carl-Zeiss-Stiftung ins Leben gerufen. Bewusst wollte er damit die Verdienste des Mannes ehren, auf den die Firmengeschichte bis 1846 zurückführt, als Carl Zeiss seine Werkstatt für Feinmechanik und Optik in Jena gründete. Erst seit 1866 arbeitete Carl Zeiss mit Ernst Abbe und dem Glasexperten Otto Schott zusammen. Gemeinsam gelang es ihnen eine völlig neue Qualität von Mikroskopen zu erreichen und brachte ihnen rasch internationale Anerkennung. Ein Grundstein für die Wissenschaftsförderung war damit schon vor der Stiftungsgründung gelegt, denn vom erzielten Gewinn ließ Ernst Abbe der Universität Jena erhebliche Mittel zukommen. Nach dem Tod von Carl Zeiss 1888 übernahm Ernst Abbe die unternehmerische Führung. Seine Anliegen konnte Abbe aber erst durch die Carl-Zeiss-Stiftung umfassend verfolgen. Mit ihr schuf er 1889 eine besondere Form der Unternehmensverfassung, die darauf ausgerichtet war, zum einen die Stiftungsunternehmen fortzuführen und zum anderen wissenschaftliche und gemeinnützige Arbeit zu fördern. Das Statut der Stiftung aus dem Jahr 1896 beschreibt dabei das Leitbild eines verantwortlichen Unternehmertums. Ernst Abbe trieb die von ihm erkannte und anerkannte Verantwortung um, die Unternehmen gegenüber ihren Belegschaften haben. In seinen Worten formuliert: "Keine Wohltaten – besseres Recht für die Mitarbeiter". Seine Ideen und Prinzipien der Sozialpartnerschaft und des Kündigungsschutzes waren der Zeit weit voraus und flossen später in die deutsche Sozialgesetzgebung ein.

Vom Ernst-Abbe-Denkmal ging es weiter zum nahegelegenen Ernst-Abbe-Platz, dem heutigen Universitätscampus der Friedrich-Schiller-Universität. Hier fanden wir uns auch auf dem ehemaligen Carl-Zeiss-Firmengelände wieder. Hinter uns lag das Einkaufszentrum Goethe Galerie an das das ehemalige Forschungshochhaus des VEB Carl Zeiss Jena anschließt. Wir erfuhren, wie die Carl-Zeiss-Stiftung über die Jahre des Erfolges weiter gewachsen ist. Dabei ist eines der ersten deutschen Industriebauten, der Bau 7, in Stahlbeton-Skelett-Bauweise auf dem Carl-Zeiss-Firmengelände entstanden, das heute als Zweitbibliothek der Friedrich-Schiller-Universität Jena genutzt wird. Herr Dr. Wimmer ging auch auf die Geschichte Deutschlands ein. Gespannt lauschten wir, wie sich diese auch in der Stiftung und ihrer Unternehmen widerspiegelte. Die Jahre des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs hinterließen ihre dunklen Spuren auch im Betriebsalltag der Carl-Zeiss-Stiftung und die Teilung Deutschlands bewirkte auch die Teilung der Stiftung. Die unterschiedlichen Wirtschaftssysteme und Strukturen in Ost und West konnten nach dem Fall der Mauer überwunden werden, weil beide Seiten die Stiftungsidee von Ernst Abbe einte.

Weiter ging es in Richtung Johannesplatz und Wagnergasse. In der heutigen, belebten Kneipengasse von Jena befanden sich die zweite und dritte Zeiss-Werkstatt. Mit Blick auf Jenas Wahrzeichen, den heutigen Jentower, erfuhren wir von Dr. Wimmer, dass der zylindrische Turm 1967 im Zuge eines städtebaulichen Ideenwettbewerbs für die Umgestaltung des Stadtzentrums von Jena entworfen wurde und wie ein Okular wirken sollte. Ein Symbol für die Stadt als wichtige Produktionsstätte der optischen Industrie und als Forschungshochhaus für den damaligen VEB Carl Zeiss. Ursprünglich sah der Entwurf dabei runde Fenster vor, welche an optische Linsen erinnern sollten, ebenso waren sogar zwei, wie ein Fernglas wirkende, Türme geplant. Aus Geldmangel der Planwirtschaft konnte aber nur eine abgespeckte Version des Original-Entwurfes umgesetzt werden. Nach der Fertigstellung wurde das Gebäude an die Friedrich-Schiller-Universität übergeben, da es sich für die Forschungszwecke von Zeiss als ungeeignet erwies. Daher stammt auch der im Volksmund bekannte Name Uniturm. Den zweiten bei der Jenaer Bevölkerung verbreiteten Spitznamen "Keksrolle" verdankt der Turm allein seiner Optik.

Die letzte Station des Rundgangs war der Planetariumsprojektor "Cosmorama" der von 1985 -1996 im Zeiss-Planetarium in Jena im Einsatz war und heute in der Goethegalerie ausgestellt ist. Zur jeder vollen Stunde setzt er sich auch heute noch in Bewegung und Mr. Spock von der Enterprise erklärt seine Funktionen. Das Zeiss-Planetarium Jena öffnete erstmals 1926 die Türen und verdankt seine Entstehung Oskar von Miller, den Begründer des Deutschen Museums in München.Miller wandte sich zur Realisierung eines "Großen Planetariums" im Jahre 1913 an die Carl-Zeiss-Stiftung. In einer provisorischen Kuppel, auf dem Dach der Zeiss-Werke bestaunten 1924 bereits ca. 80.000 Besucher den künstlichen Sternhimmel. Diese Resonanz sowie die Nachfrage aus anderen Städten und Regionen veranlassten die Carl- Zeiss-Stiftung zum einen zur Planung eines ständigen Planetariums in Jena und zum anderen zur Weiterentwicklung des Projektors. In Jena befand sich damals das weltweit viertgrößte Planetarium. Nach den Zerstörungen während des Zweiten Weltkrieges blieb das Jenaer Planetarium als das älteste der Welt.

In den folgenden Jahren brachten technische Rekonstruktionen und Erneuerungen zahlreiche Fortschritte. Seit 2011 sind eine neue Projektions- und Tonanlage eingebaut. Das neue "POWERDOME-VELVET Projektionssystem" von Carl-Zeiss und ein 3D-Sound-System vom Ilmenauer Fraunhofer-Institut für digitale Medientechnologie.

Wir bedanken uns bei Herrn Dr. Wimmer für die interessanten Einblicke über das Unternehmen und die Carl-Zeiss-Stiftung. Der Erfolg des Unternehmens ist auch heute noch sehr wichtig und bedeutsam für die Stadt Jena und ihre Bewohner.

(Ivonne Merkel, Juli 2014, Jena)

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24.07.2014 (DI)

 
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