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Ober- und Untergärig – benediktinische Brautradition im Kloster Andechs

Erlesene Rohstoffe aus Bayern, modernste Brautechnologie und eine fast 500-jährige Brautradition sind die "geheimen" Zutaten, die aus dem bayerischen Grundnahrungsmittel das allseits beliebte Andechser Klosterbier machen. Da sich in dem Genuss für Leib und Seele benediktinische Gastfreundschaft und Wallfahrtsgeschichte widerspiegeln, lud Herr Schwarz die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Lernstatt 2011 ein, einen Blick hinter die Kulissen des weltweit exportierenden Unternehmens zu werfen.

Vermutlich begannen die Benediktiner-Mönche des Klosters – ihrem Leitspruch "ora et labora – bete und arbeite" folgend – bereits 1445 mit der Braukunst. Heute steht die Brauerei am Fuße des heiligen Berges, zu dem jährlich rund 30.000 Wallfahrer pilgern. Dabei können es sich die Pilger im klostereigenen Bräustüberl gemütlich machen, wo das Bier ausgeschenkt wird, das direkt aus der Brauerei kommt.

Los ging es für die Teilnehmer – wie sollte es anders sein – bei der ersten Etappe, die jedes "Andechser" durchlaufen muss: die Sortiermaschine für das Leergut. Dann stellte Herr Schwarz uns die verschiedenen Biersorten der Klosterbrauerei vor und informierte uns über das Reinheitsgebot, das seit 1516 in Bayern besteht. So kommt in jedes Bier nur Hopfen, Wasser, Hefe und Malz. Trotzdem ist die Brauerei in der Lage, sieben verschiedene Sorten zu brauen – gegen alkoholfreies Bier sträuben sich die acht Benediktinermönche allerdings noch.

Die Teilnehmer waren sehr erstaunt, als sie erfuhren, dass die verschiedenen Sorten immer nacheinander in denselben Behältnissen gebraut werden. Demzufolge nehmen Säuberungs- und Instandsetzungsarbeiten den größten Teil der "Brauzeit" ein. Der eigentliche Gärvorgang dauert dann zwischen vier und acht Wochen – je nachdem wie stark das Bier werden soll. Der jüngste Braumeister Deutschlands wacht über den Brauprozess – angefangen von der Auswahl der Rohstoffe bis hin zur Abfüllung. Unter seiner Aufsicht werden rund 20.000 Flaschen und 90 Fässer pro Stunde abgefüllt und anschließend direkt an das Bräustüberl oder bis nach Russland und Japan verschickt – denn eine zu lange Lagerungszeit würde das Aroma des Bieres verderben.

Das Besondere an der Klosterbrauerei ist, dass es ein eigenständiges Unternehmen ist, dessen Gewinne ausschließlich an das Kloster selbst fließen und es so finanziell autark machen. Die Mönche erhalten weder finanzielle Unterstützung aus Steuereinnahmen noch aus anderen Kirchenzuwendungen. Mit dem Gewinn aus dem Klosterbier finanzieren sie nicht nur den täglichen Klosterbedarf, sondern unterstützen auch soziale Projekte – so können auch Projekte demokratischen Handelns gefördert werden. Ferner leben die Mönche im so genannten "Konvent" eine – naturgemäß stark christlich wertzentrierte, in sich aber durchaus demokratische – Gesellschaft "im Kleinen" vor, da dort alle Entscheidungen für das Kloster und seine Einrichtungen, wie Klosterladen oder der Brauerei, gemeinsam getroffen werden.

Auch wenn der "Bierdurst" der Teilnehmer nicht gelöscht werden konnte, weil aufgrund des Feiertages Fronleichnam der Brauprozess für die Woche bereits beendet war, bemühte sich Herr Schwarz jedoch, den Wissensdurst der jüngsten Teilnehmer in vollem Umfang zu stillen.

(Linda Roeder, Jena, den 3. Juli 2011)

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07.08.2011 (LR)

 
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