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Demokratiebildung, Demokratiepädagogik, Jahr der Demokratie 2009 - Die Kultusminister-konferenz und Thüringen setzen das Demokratie-Thema auf die Agenda

Thüringens Staatssekretär Kjell Eberhardt im Gespräch mit Jan Hofmann

Nachdem die Workshops vom Freitag in den Tagesthemen präsentiert wurden, kam Jan Hofmann, Vorstandsmitglied des Fördervereins Demokratisch Handeln, ins Gespräch mit Staatssekretär Kjell Eberhardt vom Thüringer Kultursministerium. Eberhardt sprach in einer knappen und prägnanten Dialogstellungnahme für das Land Thüringen, zugleich aber auch für die KMK-Initiative "Demokratiebildung".

Was hat das mit der Lernstatt Demokratie zu tun? Aufmerksame Beobachter merken es schon an der Bühnenbeschriftung. Diese Projektwerkstatt ist nicht nur Abschluß und Preisverleihung des Wettbewerbs Demokratie, sondern auch der Praxisteil zu der am 24. und 25. Juni 2009 in Potsdam stattfindenden bundesweiten Tagung zum Thema "Demokratie in der Schule: Partizipation – Historisch-Politische Bildung – Werte". Die in der Lernstatt Demokratie und dem Förderprogramm "Demokratisch Handeln" erarbeiteten Ergebnisse sollen die Diskussionen der KMK-Tagung bereichern und Anhaltspunkte für die weitere Entwicklung im Diskurs der Kultusministerien geben. Dort stehen dann Themen wie "Demokratiepädagogik im Unterricht", "Stärkung der Schülerbeteiligung" oder "Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte" im Fokus.

Thüringen, das "Jahr der Demokratie 2009" und deren Wertschätzung

Die Bedeutung des Förderprogramms "Demokratisch Handeln", nicht nur in Bezug auf die Tagung, unterstrich auch Kjell Eberhardt. Er wies auf die Jubiläen dieses Jahres hin (90 Jahre Weimarer Verfassung, 60 Jahre Grundgesetz, 20 Jahre Friedliche Revolution) und bemerkte zugleich, dass es gerade für die weiter zurückliegenden Ereignisse immer weniger Zeitzeugen gebe. Staatssekretär Eberhardt fragte danach, ob sich Jeder und Jede auch ausreichend der "Demokratie als Wert" bewusst sei und lud die Anwesenden zu dem Gedankenexperiment ein: "Wie wäre es", so fragt der Bildungspolitiker, "wenn wir für 48 Stunden die Mauer wieder errichten würden?". Ein Szenario der Enttäuschung und Bedrohung würde mehrheitlich ganz schnell entstehen, ist der Staatssekretär überzeugt – auch bei denen, die heute so leichtfertig der früheren Unfreiheit das Wort reden, als sei das alles so heimelig und menschenfreundlich gewesen.

Demokratisch Handeln – Eine verlässliche Partnerschaft

Im Zusammenhang mit der Frage, ob die Demokratie noch ausreichend geschätzt werde, betonte Eberhardt die große Bedeutung von Demokratiepädagogik in der Schule. Sie sei zum einen ein Elementarprinzip, ohne dass Schule nicht funktionieren könne, zum anderen helfe sie, demokratische Umgangsformen auch über das Schulleben hinausgehend, einzuüben. "Dabei geht es um die Fragen, wie wir miteinander umgehen und wie wir zu Entscheidungen kommen, das sind pädagogische Elementaria". Gleichzeitig wies Eberhardt aber auch darauf hin, dass Demokratie gewollt sein muss und nicht diktiert werden könne, weshalb manchmal die demokratischen Schritte kleiner ausfallen müssen, als sich das viele vielleicht wünschen.

Das Förderprogramm "Demokratisch Handeln" spielt, laut Eberhardt, in der Demokratiepädagogik, eine nicht unbedeutende Rolle. Es habe eine große Lobby und die "Fangemeinde" in der sogenannten "Amtschef-Konferenz" - der Runde der Staatssekretäre - werde auch immer größer. Viele Bundesländer beteiligen sich bereits an der Unterstützung des Programms und trotz mancher finanzieller Probleme werde erkannt, wie wichtig und unterstützenswert das Programm sei. Dennoch, die Überzeugungsarbeit in dieser Frage müsse weiter gehen: "Es sind noch nicht genügend, die hier mitmachen". Eberhardt schließt mit einem Appell an die Thüringer Gemeinden, die eine größere Verantwortung für Kinder und Jugendliche und deren Bildung übernehmen müssten. Es gehe darum, Partizipationsmöglichkeiten zu schaffen, denn "Demokratie muss man leben, die kann man nicht erzählen."

(Jena, 21.06.2009, Kathrin-Beatrice Tholen)

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