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Ein Besuch in drei Workshops | Bericht

Demokratiepädagogik in der Praxis: Workshops zu Themen und Herausforderungen der Politik und des Gemeinwesens

Demokratisches Handeln soll während der Lernstatt Demokratie nicht nur Thema, sondern auch grundlegende Methode sein. Deshalb arbeiten am Freitag die Teilnehmenden zusammen mit Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Professionen – Künstlerinnen, Journalisten, Theaterfachleute, Videoexperten, Rundfunkjournalisten, ein Grafikdesigner, Schulentwicklungsexperten und andere – im Rahmen von zwölf ganztägigen Workshops an "Themen und Herausforderungen der Politik und des Gemeinwesens". Neben den verschiedenen Inhalten soll jedoch vor allem Eines den Workshops gemeinsam sein: die Arbeit in neuen Kontexten und mit einem Fokus auf ein demokratisches Miteinander; es ist durchaus eine Aufgabe, in einer solch heterogenen und neuen Umgebung in einem Tag zu einem gemeinsamen Ziel und Produkt zu kommen. Schon in dieser Aufgabe liegt eine Problemlösungskompetenz für den demokratischen Umgang im Alltag. Dabei reicht die Spanne der Kontexte von kreativen über spielerische bis hin zu kognitiven Herangehensweisen.

Laura presst eine Sperrholzplatte auf die Leiste, die sie gerade gesägt und angeschliffen hat. Sophia steht neben ihr und schraubt mit hoch konzentrierter Miene die beiden Teile zusammen. Sie haben sich den Workshop "Die Box und der Raum – Das Individuum und die Gesellschaft" ausgesucht, weil sie kreativ sein wollen und die handwerkliche Arbeit sie reizt. Wichtig ist beiden dabei, dass sie gemeinsam entscheiden, wie sie die Box bei dem Holzdesigner und Handwerkslehrer Kord Winter bauen und gestalten. Teamwork ist für sie das zentrale demokratische Element des Workshops.

Für Katrin Sengewald, Leiterin des Workshops "KLEINE WELTEN als Street Art Objekt", dagegen steht das Selbst-Bewusstsein der Künstler und Künstlerinnen im Vordergrund. Sie sieht einen politischen Anspruch in der Street Art nach dem Motto "Ich bin da, ich zeige, was ich denke und wer ich bin!". Dazu bekommt jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer ihres Workshops Anregungen, wie er oder sie vorgehen kann, entscheidet dann aber schließlich selbst, wie die eigene Idee umgesetzt wird. Teilnehmerin Ines bastelt gerade an einem Spielzeug, das Teil ihres Kunstobjekts werden soll. "Graffiti? Nee, das ist nicht politisch und das hat auch nichts mit Demokratie zu tun", antwortet sie überrascht auf meine Fragen, "Aber Spaß macht es. Und man hat die Freiheit, sich selbst ausprobieren und sich zu entwickeln". Demokratisches Handeln wirkt vielleicht auch, ohne große Worte zu benutzen.

Mit der Presse- und Meinungsfreiheit als wichtigem Teil demokratischer Kultur und Gesellschaft beschäftigt sich der Workshop "Ein Flugblatt für Heute". Durch historische Beispiele angeregt, entwerfen die Teilnehmenden eigene Botschaften und gestalten Flugblätter. Dazu diskutieren sie die Flugblätter der Weißen Rose im Widerstand gegen den Nationalsozialismus von 1942/43. Sie werden zudem konfrontiert mit dem Engagement Rainer Müllers, der 1988 in der DDR Flugblätter für Demokratie und gegen Neonazis und Diktatur erstellte und verteilte. Dabei steht die Frage im Raum, ob Flugblätter noch ein modernes Protestmittel sind, was sie erreicht haben und was sie heute noch erreichen können.

Neben diesen drei Beispielen laufen noch neun weitere Workshops, in denen Demokratie-Schwerpunkte wie Partizipation, Protest oder Mitbestimmung thematisiert werden. Am Samstagmorgen sollen dann die Ergebnisse der einzelnen Workshops im großen Plenum präsentiert werden. (Jena, 19.06.09, Kathrin-Beatrice Tholen)

Bilder und Ergebnisse

 
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23.06.2009 (LR)