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Workshop 11 | Bericht

Kommunikation als Schlüssel des gemeinsamen Handelns

Der Workshop "Werkzeuge für die Demokratie"

Demokratie basiert auf dem Zusammenwirken vieler Menschen oder setzt es voraus. Koordiniert wird eine solche Zusammenarbeit über den Dialog, das Gespräch, die ganz alltägliche Kommunikation. Wolfgang Wildfeuer, Beteiligungsexperte des Sächsischen Bildungsinstituts im Bereich Schulevaluation und  Regionalberater im Förderprogramm "Demokratisch Handeln" war Moderator und Impulsgeber zugleich.

Vier Projektgruppen wurden in dem elf bis fünfzehn Teilnehmer zählenden Workshop repräsentiert. Hinzu kamen "projektlose", aber sehr interessierte Lehrkräften. So fand der Workshop eine gesunde Mischung aus Jung und Alt.

Wir wählen Projekte aus

Die Arbeit in der Lerngruppe lässt sich in fünf Phasen unterteilen. Als Einstieg erarbeitete sich die Gruppe mit einer angenehmen Vorstellungsrunde schnell ein vertrautes Klima, welches sich für die kommenden Stunden als essentiell erwies. In der zweiten Phase begann nun die eigentliche Workshoparbeit. So war es die Aufgabe der Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines der vier durch Vertreter anwesenden Projekte auszuwählen  (nicht das Eigene!) und eine Art "Laudatio" – also eine die Besonderheiten und stärken würdigende knappe Rede – zu diesem Projekt zu erarbeiten; als wäre es das eigene Werk. Ziel sollte es sein, sein Projekt auch gegen Widerstände durchzuboxen und eventuell andere von seinen Qualitäten und Stärken zu überzeugen. Folgende vier Projekte mussten in der "Jury-Simulation" verteidigt werden:

  1. Polit-Café – politisches Denkerstübchen in geselliger Runde (170/08)
  2. Kreis OHNE Rassismus – Kreis MIT Courage (18/08)
  3. Miteinander Lernen – Füreinander Handeln  (84/08)
  4. contraPUNKT! (100/08)

Jede Kleingruppe von vier bis fünf Teilnehmer bekam eine knappe Stunde Zeit, sich in "ihr" Projekt einzulesen. Hierzu standen sowohl Stellwand und Projektflyer, sowie die komplette eingesendete Projektdokumentation zur Verfügung. Anschließend musste die Gruppe wichtige und besonders gute Aspekte hervorheben, um eine Laudatio zu "befeuern". Als zentrales Problem aller Gruppen erwies sich die Bearbeitung der Materialien, die häufig einen Romanumfang nahe kamen – es war in der gegebenen Zeit jedenfalls nicht vollständig und gründlich zu lesen und zu erarbeiten.

Wir präsentieren Projekte

Auch die Präsentationsform musste in diesem Zeitraum festgelegt werden. Von Plakat- über Stellwandpräsentation bis hin zum sich aufbauenden Rahmenstruktur des Projekts mit Hilfe zentraler Begriffe ließen sich die Teilnehmer so einiges einfallen. Neben der inhaltlichen Ebene spielte auch die rhetorische Darbietung eine große Rolle. Wie präsentiere ich mein Projekt? Wie sieht es mit meiner verbalen sowie meiner nonverbalen Kommunikation aus? Spreche ich laut genug? Spreche ich deutlich, nicht zu schnell und nicht zu langsam? Wie sieht es mit meiner Körperhaltung aus? Beziehe ich alle Jury-Mitglieder mit ein (Augenkontakt)? Ist mein Vortrag strukturiert und verständlich? All diese Aspekte der Präsentation sollten ebenfalls berücksichtigt werden.

Nach der Präsentation bekamen die Referenten in der Phase der Evaluation somit zweierlei Rückmeldung: Zum einen zur ihrer rhetorischen Präsentation, zum anderen inhaltlich von den Mitgliedern der Projektinitiativen. "Durchweg überraschend wie gut sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer solch kurzen Zeit in die Projekte einlesen konnten um dann auch noch rhetorisch sehr ordentliche Leistungen ab zu liefern. Das war schon allerhand", freute sich der Moderator Wolfgang Wildfeuer.

Umgang mit Problemen

In der dritten Phase sollte anschließend die Problembehandlung im Mittelpunkt stehen. Das markanteste und am besten zu bearbeitende Herausforderung ließ sich im Projekt "Polit-Café" des westfälischen Gymnasium Nottuln finden. Ihr zentrales Problem war die Projektwerbung an anderen Schulformen. So vermerkte das Organisationsteam des Cafés, dass trotzt intensiver Werbung an den Schulenformen in Nottuln, kaum (Realschule), bis gar keine (Hauptschule) Schulvertretung anwesend waren. Nach der Schilderung des Problems durch die drei Projektvertreter wurden zwei Kleingruppen von vier bis fünf Personen gebildet, die  fünfzehn Minuten Zeit bekamen, um konstruktive Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Im Anschluss erklärten die beiden Gruppen ihre Vorschläge der Projektvertretung. Daraufhin kommentierten die Gesandten des Polit-Cafés die Vorschläge. "Damit hatte ich nicht gerechnet. So detaillierte Ergebnisse hätte ich nicht erwartet. Ich denke, dass wir von den Ergebnissen einige mit nach Hause nehmen werden und dort ohne Veränderung direkt umsetzten werden", zeigte sich Nico Beacker vom Gymnasium Nottuln begeistert. "Besonders das 'Provozieren statt Informieren' hat mir gefallen. Gut fand ich auch den Vorschlag, den Kontakt über die Schülersprecher anstatt über die Lehrerschaft zu wählen. Das sind Dinge, die einfach und schnell umsetzbar sind."

Methodenschulung „Reflecting team“

In der vierten Phase stellte Wolfgang Wildfeuer ein besonderes Instrument des demokratischen Handelns vor: Die reflektierenden Teams. Hierzu wurde ein weiteres Problem aufgegriffen, bei dem die demokratischen Grundstandards wie Gleichberechtigung und Partizipation von Lehrern und Schülern im Lehrerkollegium an der Schule Schloßgymnasium Gützkow unterschiedlich gesehen werden. In einem zehnminütigen Interview stellt die betroffene Person ihr Problem dar. Daraufhin durchläuft ein Gespräch über diese Problemfrage die drei zuvor gebildeten Kleingruppen, die jeweils in fünf Minuten mögliche neue Lösungswege erarbeiten und diskutieren sollen. Die beiden anderen Gruppen hören das Gespräch, solange sie nicht dran sind. Zudem sitzt die Person, die das Problem vorgestellt und preisgegeben hat, mit dem Rücken zu den drei Gruppen und macht sich Notizen über die in den Gruppengesprächen entstehenden Lösungsvorschläge. Im Anschluss zieht die betroffene Person ihr Fazit und stellt – weiterhin mit dem Rücken zur Gruppe gewandt – die für sie interessantesten Vorschläge zusammen. "Auch Lehrer können von Schülern lernen. Gerade im Bereich Computer und anderer moderner Technik sind uns unsere Schüler weit vor raus. Hier sind Ansatzpunkte um meinen Lehrern vor Augen zu führen, dass eine gleichberechtigte Teilnahme am Schulleben viele Vorteile birgt und zudem  gerecht wäre", so Kleinsorg.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass aufgrund einer unglaublich entspannten Arbeitsform und ein angenehmes Gruppengefühl produktive Arbeit geleistet werden konnte. Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde deutlich, dass demokratisches lernen und handeln in Schulen und natürlich auch außerhalb von Schulen sehr facettenreich sein kann. Auch die Kombination von kommunikativen Kompetenzen und inhaltlichen Schwerpunkten beim Demokratielernen und beim Einüben solcher "demokratischer Werkzeuge" erwies sich als äußerst gelungen. "Ich habe ein unglaublich gutes Gefühl etwas mitgenommen zu haben", freute sich Frau Wulf vom Schloß Gymnasium Gützkow .

(Henning Simmes)

Bilder und Ergebnisse

 
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22.06.2009 (LR)