Direkt zum Inhalt springen

Sie befinden sich: Startseite » Lernstatt Jena 2009 » Workshops »

Workshop 01 | Bericht

 KLEINE WELTEN als Street Art Objekt

Bei der Lernstatt Demokratie spielt die innovative Arbeit in einer neuen Umgebung eine bedeutende Rolle. Um diese zu fördern, wurden auch dieses Jahr in Jena wieder verschiedene ganztägige Workshops angeboten, bei denen Teilnehmer und Teilnehmerinnen die Möglichkeit hatten, mit verschiedenen Experten und Expertinnen aus Kunst, Medien und demokratischer Öffentlichkeit zusammenzuarbeiten.

Street-Art, öffentliche Räume werden Kunsträume

"Kleine Welten als Street Art Objekt", diesen Titel trug einer der Workshops, welcher von Katrin Sengewald aus Erfurt geleitet wurde und in einem Arbeitszelt auf dem Gelände der IMAGINATA stattfand. An ihm nahmen zehn Schülerinnen und Schüler unterschiedlichen Alters verschiedener Schulen und Herkunftsorte sowie auch mit unterschiedlichen Ideen teil. Ziel des Workshops ist es gewesen, modellhafte Welten aus spontanen Einfällen und Vorstellungen in einer Holzkiste entstehen zu lassen, die im Anschluss auf dem Gelände der IMAGINATA angebracht werden sollten – es ging um eine eigene Praxis öffentlich wirksamer und versteckt-appellativer Ausdruckskunst: die Street-Art, über die wir zugleich die Möglichkeit hatten, bei dieser Arbeit aus dieser Szene vieles zu erfahren.

Wir begegnen dieser Kunstform ja überall: als Graffiti, in der zweckfreien Gestaltung technischer Einrichtungen wie bspw. Stromverteilerkasten, in bemalten Häuserwänden. Vieles ist höchst absichtsvoll, manches davon kontrovers, weil es auch öffentliches oder gar privates Eigentum verändert. Mit Street-Art ist man gleich in der demokratischen Debatte in der Gestaltung öffentlicher Räume, aber auch über die Partizipation möglichst vieler. Denn Street-Art, das heißt auch: jeder kann mitmachen, jeder ist "Künstler" und  – noch wichtiger – jeder hat eine Botschaft, die für alle von Interesse ist. Street-Art ist also eine zeitgenössische Form der Kunst im öffentlichen Raum, die von breiten Teilen der Bevölkerung oft auch als Vandalismus betrachtet wird.

Wir machen mit – Kunst in der Öffentlichkeit

Das erste Treffen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer fand schon am Donnerstagabend statt. Hierbei stellte Katrin Sengewald zunächst sich selbst sowie die Leitidee ihres Workshops vor. Daraufhin hatten die Workshop-Mitglieder die Möglichkeit, sich untereinander bekannt zu machen. Danach verteile Frau Sengewald kleine Zeitungsausschnitte mit einzelnen Wörtern bzw. Wortgruppen wie zum Beispiel "Offene Rechnung" oder "Preisfreiheit". Diese Worte sollten für die Arbeit der Schülerinnen und Schüler am nächsten Tag ausschlaggebend sein.

Am Freitag begann der Workshop um 9.15 Uhr. Nach einer kurzen Einführung erhielt jeder Teilnehmer bzw. jede Teilnehmerin die Aufgabe, ein Plakat mit Ölkreide und Wasserfarbe anzufertigen, auf dem das am vorherigen Tage gezogene Wort so oft wie möglich erscheinen sollte. Diese Plakate wurden dann untereinander ausgetauscht und vervollständigt. Im Anschluss wurden Schablonen zum Besprayen der entstandenen Bilder gemacht, wobei Frau Sengewald den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Methode des sogenannten "Schablonengraffiti" erklärte. Dies veranschaulichte sie, indem sie Bilder des Street-Art Künstlers BANKSY zeigte.

Kunst im Alltagsraum, dennoch abgeschlossen!

Später wurde das Hauptanliegen des Workshops erklärt: Es sollte, durch Einzelarbeit oder Arbeit in einer Gruppe, eine Kiste entstehen, in der am Beispiel verschiedener Street-Art Künstler kleine modellhafte Welten oder Geschichten auftraten bzw. entstehen konnten. Auch hier konnte man sich wieder an dem gezogenen Wort oder der gezogenen Wortgruppe orientieren. Mehrmals stellten sich die Schülerinnen und Schüler während parallel zu ihrer Arbeit gegenseitig ihre Werke vor, um so eventuell auch neue Eindrücke oder Ideen zu gewinnen: Im Workshop begründeten alle, die mitgearbeitet haben, zugleich ihre eigene kleine demokratische Öffentlichkeit – denn die Debatte über den jeweiligen Werkzustand hat deren weitere Gestalt natürlich auch beeinflusst.

Kurz vor Mittag besuchten wir die neben der IMAGINATA gelegene Mülldeponie, um dort unter Umständen Dinge zu finden, die wir für die Arbeit an unserer Kiste nutzen konnten. Bis zum Abend erfolgte dann die Fertigstellung unserer Arbeiten, was von den Kindern und Jugendlichen mit viel Spaß und Engagement geleistet wurde. Abschließend hat sich jeder aus unserer Gruppe einen eigenen Platz für sein Werk auf dem Gelände des Umspannwerks ausgesucht, auf dem die Kunst-Kiste angebracht werden sollte. Wir wollten zwar öffentliche Räume gestalten und verändern, wir wollten aber nicht öffentliches und fremdes Eigentum irreversibel beschädigen!

Präsentation der Kunst-Kisten

Zwei Teilnehmer konnten sich nicht für einen bestimmten Platz entscheiden, so dass ihre beiden Kisten bei der Präsentation gezeigt wurden. Diese Präsentation fand am folgenden Tag um 10 Uhr statt. Hierzu hatte Katrin Sengewald Fotos unserer Raum-installationen gemacht, die sie im Plenum zeigte. Außerdem erklärte sie noch einmal unsere Arbeitsweise und das Anliegen demokratischer Gestaltungskräfte in einer offenen Gesellschaft. Auch Kunst gehört zur Demokratie, gerade die, an der sich jeder mit seinen kreativen Kräften beteiligen kann.

Ich persönlich habe einen sehr positiven Eindruck von diesem Workshop mitgenommen. Die gemeinsame Arbeit mit Kathrin Sengewald und den restlichen Mitstreitern hat mir sehr viel Spaß gemacht und Freude bereitet. Frau Sengewald hatte viele Ideen, die mit gutem Material unterlegt waren und die sie uns auf interessante Art und Weise näher brachte. Ob es darum ging, das Interesse an Kunst ebenso wie an Handarbeit und der Herstellung persönlicher Dinge zu erweitern oder ob es sich darum drehte, mehr zum Thema Street-Art zu erfahren – jeder von uns hatte bei diesem Workshop beste Gelegenheit dazu.

(Jena, 07.07.2009, Shanice Danz)

Bilder und Ergebnisse

 
© 2009 Demokratisch Handeln | Impressum