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Münster - das Paradies für Fahrradfahrer

Was wäre die „Fahrradhauptstadt Münster“ ohne die „Leeze“, das meistgenutzte Verkehrsmittel in der Stadt. Täglich sind mehr als 100.000 Einwohner der Stadt mit dem Fahrrad unterwegs – und es gibt doppelt so viele Räder wie Bewohner, nämlich 500.000 Stück. Münster gilt als eine der fahrradfreundlichsten Städte Deutschlands. Wo man hinsieht: Fahrräder! Es ist erstaunlich, wie gelassen die Autofahrer damit umgehen – keinerlei Hupkonzerte oder grimmige Gesichter. Diese Atmosphäre und das sonnige Wetter auskostend, konnten wir die Stadtspazierfahrt per Fahrrad genießen.

Wir trafen uns vor der Friedensschule mit drei Schülern vom Geschwister-Scholl-Gymnasium, die unsere tour-guides waren. Alle Teilnehmer dieses Stadtspaziergangs bekamen Fahrräder, die Mitarbeiter von „Demokratisch Handeln“ mit einem Transporter an die Friedensschule brachten. Nach der Einstellung der Sättel und einigen Instruktionen zur Tour ging es bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen 20 Grad los.

Der Aasee und der Schwan

Von der Friedensschule fuhren wir Richtung Innenstadt – und das ausschließlich auf Radwegen. Die fahrradfreundlichen Verkehrswege in Münster machen die Fortbewegung  per Rad zu einem angenehmen Vorwärtskommen. Die erste Station der acht Kilometer langen Tour war der Aasee. Der Aasee ist einer der zentralen Treffpunkte vieler Münsteraner. Und bei dem herrlichen Wetter an diesem Tag lud er auch diesmal dazu ein, auf der Wiese zu liegen und die vielen Boote zu beobachten. Der Aasee ist ein künstlich angelegter See und wurde als Rückhaltbecken für die Aa, den kleinen Fluss, der die Stadt durchzieht, angelegt, da diese zu früheren Zeiten bei Hochwasser immerhin die Stadt überschwemmte. Heute ist die Aa nur noch ein sehr kleiner Fluss und stellt keine Gefahr für die Innenstadt von Münster dar. Im Zuge der Verlegung und des damit verbundenen Neubaus des Zoos wurde der Aasee in den siebziger Jahren verlängert. Somit ist es heute möglich, mit dem Boot bis in den Zoo zu fahren. Am Aasee begegneten wir Petra, einem schwarzen Trauerschwan, dem deutschlandweit und teilweise international bekannten „Markenzeichen“ des Aasees. Unsere Stadtführer erzählten, dass Petra in das überdimensionale Tretboot in der Form eines Schwanes verliebt sei und diesem auf seinen Fahrten durch den Aasee immer folge.

Die Stadtpromenade

Die Spazierfahrt setzte sich fort zur Stadtpromenade. Sie ist der einzige „Straßenring“ einer europäischen Stadt, der ausschließlich den Radlerinnen und Radlern zur Verfügung steht. Die Stadtpromenade verläuft auf dem einstigen Stadtgraben um Münster, der sich nun als Weg um die Innenstadt legt. Unter Bäumen fuhren wir auf dem „Fahrrad-Straßenring“ zum fürstbischöflichen Schloss von Münster. Kurz vor dem Schloss begegneten wir einer Demonstration engagierter Studentinnen und Studenten, die sich die Entscheidung Hessens als Vorbild nahmen und für die Wiederabschaffung von Studiengebühren friedlich demonstrierten. Wie wir zogen die Demonstranten zum Schloss. Dort angekommen wurden wir von unseren Tourführern darüber aufgeklärt, dass das Schloss im zweiten Weltkrieg zwar völlig zerstört, danach aber wieder aufgebaut wurde. Heute ist es das Hauptgebäude und Wahrzeichen der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Wir hatten Gelegenheit, uns umzusehen und durch die schönen Parkanlagen um das Schloss zu schlendern. Die protestierende Studentenschaft hatte sich auf der Wiese vor dem Schloss ausgebreitet und verfolgte die Abschlusskundgebung ihrer Demonstration.

Münster: Eine Stadt der Kirchen, des seelischen  …

Nach der kurzen In-Augenscheinnahme des Schlosses von außen stiegen wir wieder auf die Räder und fuhren Richtung Altstadt. An der Überwasserkirche (auch Liebfrauenkirche) trafen wir auf die Gruppe eines anderen Stadtspaziergangs. Unser nächster Halt war der St.-Paulus-Dom. Nach einem kurzen geschichtlichen Abriss zur Geschichte des etwa 750 Jahre alten Gebäudes gingen wir hinein und bestaunten das altehrwürdige Kunsthandwerk, den schönen Innenhof, die Orgel und die astronomische Uhr. Vom Dom ging es weiter zur Lamberti-Kirche, die wir von außen bestaunten. Unsere Tourführer erklärten, dass in den drei eisernen Körben am Kirchturm die Leichname der Anführer der „Wiedertäufer“ nach deren Folterung und Hinrichtung aufgehängt wurden. Heute erinnern in den Abend- und Nachstunden Lichter in den Körben an diese 1534 gewaltsam aufgehaltene Bewegung, die selbst die Gewalt nicht scheute.

… und des kulinarischen Wohlergehens

Als kulinarischen Abschluss geleiteten uns die drei Schüler zur vielleicht besten Eisdiele der Stadt. Es war gar nicht so einfach, sich zu entscheiden angesichts der angebotenen Vielfalt. Und was für ein Genuss! Nach dieser tollen Entdeckungstour durch die Stadt radelten wir glückselig zurück zur Friedensschule. Münster muss man wirklich mit dem Fahrrad erkunden! Wäre nicht auch eine „grüne Lernstatt Demokratie“ vorstellbar, bei der alle Teilnehmer ein Fahrrad haben und sich umweltfreundlich durch die Stadt bewegen können? (Münster, 6.6.2008, Torsten Hößler/Veit Polowy)

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30.06.2008 (MF)

 
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