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Das Langeweilesyndrom und der einsame Rassist

Die Bühne füllt sich. Rund 25 Teilnehmer laufen dort herum, jeder hält ein Blatt mit einem Buchstaben darauf in der Hand, kommt kurz nach vorne uns sagt einen Satz zu seinem Projekt. Ergeben die scheinbar bunt durchgewürfelten Buchstaben zuerst ein heilloses Kauderwelsch, so ergibt sich nach und nach ein Sinn. Und tatsächlich. Am Ende der Vorstellung von einer der sieben Gruppen steht „Demokratie verbindet“.

Demokratie ist auch das Thema einer anderen Gruppe. Die Jungen und Mädchen haben in der kurzen Zeit des Kennenlernens ein Konzept zur Präsentation entwickelt und haben  kurzerhand eine „Demokratiemaschine“ erfunden. Alles geht dort Hand in Hand. Im übertragenen Sinne und auf der Bühne. Macht einer erst den Anfang so kommen immer mehr nach und helfen, am Ende steht die fertige Maschine. Jeder ist wichtig - jedes einzelne Glied der Kette, wie das nun mal bei Projekten so ist. Kluge Sprüche wie „Aller Anfang ist schwer“ oder „Wir schaffen das- Macht mit“ untermalen die Aktionen auf der Bühne. Um das Überwinden der Langeweile geht es bei einer weiteren Gruppe.  

Fünf desinteressierte junge Menschen, die nicht wissen was sie machen sollen betreten die Bühne. Sie sitzen herum und dösen vor sich hin bis ein kleiner Moderator auf den Plan tritt und mit seinen „Herz-Nachrichten“ versucht der Langeweile den Garaus zu machen. Er stellt die einzelnen Projekte der Gruppenteilnehmer im Hintergrund vor, und führt mit jedem ein kleines Interview.

Weiter geht es im Programm, eine andere Gruppe zeigt mit ihrem kleinen Rollenspiel die Probleme auf, die einem jungen Projekt auf dem Weg zum Erfolg begegnen können. Dazu gehören Finanzen, Behörden, Zeitaufwand, das alles sind Stolpersteine, die das Projekt gefährden könnten. Dagegen hilft nur gute Zusammenarbeit - das sagt auch die nächste Präsentation, die den ganzen Aularaum nutzt um dem Publikum die wichtigsten Säulen einer erfolgreichen Projektgestaltung näher zu bringen. Sie stehen sich gegenüber und ihre Worte hallen durch den ganzen Raum. Danach marschieren sie zusammen auf die Bühne. „Wir bewegen“ ist ihr Schlusswort- aus allen Mündern und in beeindruckender Lautstärke. Atemlos geht es weiter: Stühlerücken ist angesagt. Es wird eine Art Bus gebaut. Ein junger Mann spielt den Pöbler, der es nicht lassen kann jeden dumm anzumachen, der den „Bus“ betritt. Doch er ist allein mit seiner aggressiven Art. Es stehen immer mehr Menschen auf und zeigen Zivilcourage. Am Ende ist der Streitsüchtige alleine. Vorurteile machen einsam, scheint die Botschaft der Aktion zu sein. Die letzte Gruppe bei dieser Präsentation beschäftigt sich mit Aussenseitern. Das Gros der Teilnehmer bildet einen Kreis in der Mitte, es erinnert ein wenig an das „Plumpssack“- Spiel aus Kindertagen. Sie drehen sich und nennen die Titel ihrer Projekte. Doch Zweie stehen ausserhalb, sie gehören nicht dazu. Nach und nach werden sie in den Kreis integriert und mit offenen Armen empfangen.

Ein Aspekt kommt bei allen Vorstellungen deutlich heraus: Demokratisches Handeln im Kleinen und Großen benötigt vor allem verschiedene Kompetenzen, das Zusammenmischen und hereinnehmen derer, die Außen stehen - und das ist ja schließlich auch das Motto der Lernstatt Demokratie.

(Katharina Dellbrügger, ConvoS Soest)

01.06.2006 (MF)

 
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