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Schillers Jenaer Jahrzehnt

Im Zuge der 15. Lernstatt Demokratie konnten 30 Veranstaltungsteilnehmer am Mittwoch Nachmittag bei einem Stadtspaziergang die Stadt unter dem Aspekt "Schillers Jenaer Jahrzehnt" kennen lernen. Bei sommerlichen Temperaturen und lebendiger Stadtatmosphäre führte Frau Richter die Gruppe auf die Spuren des Freidichters und brachte den Schülern und Lehrern aller Altersklassen, die sich aus Schulen verschiedener Bildungsgänge zusammenfanden und auch aus unterschiedlichen Bundesländern anreisten, die einst innige Beziehung Schillers zum alten Jena näher.

Nach einer kurzen Einführung über die Historie, die wirtschaftliche wie auch die industrielle Entwicklung der Stadt verweilte man schließlich im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts und erlebte in einem ersten Programmpunkt das idyllische Gartenhäuschen des großen Schriftstellers, welches damals noch außerhalb der elf Meter hohen Stadtmauer, nahe der Leutra, lag. Mit kleinen Anekdoten aus seinem Ehe- und Familienleben konnten die Teilnehmer ihr ohnehin sehr umfassendes Wissen über Friedrich Schiller noch ergänzen und dem großen Klassiker auch eine private Seite abgewinnen. So erfuhr man z.B. über Schillers Naturdrang, der Anlass für den Kauf des Gartenhäuschens war, über die Abneigung zu Kochdunst im Wohnhaus, der Grund für ein kleines Küchenhäuschen im Garten. Auch die Funktion der Gartenzinne, in der viele berühmte Werke bearbeitet wurden oder das Verhältnis zu seiner Ehefrau Charlotte, die Schiller 1970 in Wenigenjena heiratete, wurde anschaulich durch Rezitationen beschrieben. Eine weitere Station der Besichtigung war schließlich das Hörsaalgebäude neben dem ehemaligen Griesbachschen Wohnhaus und nahe des alten Hauptgebäudes der Universität, in dem Schiller seine Antrittsvorlesung als Professor für Philosophie zu dem Thema: "Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte" hielt. Zahlreiche Studenten zog er damals in seinen Bann, die Dozenten hingegen, insbesondere die Professoren der Geschichte, distanzierten sich bisweilen kritisch. Auch das Wohnhaus am Markt, das sogenannte Backstein`sche Haus, und das Kirsten`sche Haus, in dem man die erste Begegnung mit Goethe und den Gebrüdern Humboldt dokumentierte, waren von Bedeutung. In letzterem mietete sich Schiller 1795 ein und entwickelte seine Idee von der Metamorphose der Pflanzen. Das Dominikanerkloster des Kollegienhofs, als ursprünglicher Ort des philosophischen Instituts der damaligen Universität Wittenberg und somit Arbeitsstätte Schillers, bot Anlass zum Einblick in das damalige Studentenleben, in dem es üblich war, das Profes orengehalt in Abhängigkeit von der Höhe der Studiengebühren zu bezahlen. Schiller erhielt zudem fünf Jahre lang 1000 Taler des dänischen Fürstenhauses und wurde finanziell von seiner Frau unterstützt. Dennoch ist in Biographien von eher ärmlichen Lebensverhältnissen die Rede. In Jena verweilte Friedrich Schiller zehn Jahre mit seiner Familie. Da seine Theaterstücke jedoch nur am Weimarer Theater aufgeführt wurden und sich auch die anderen großen Schriftsteller wie Goethe und Hegel in Weimar lebten, verlagerte er seinen Lebensmittelpunkt in die Klassikerstadt, wo er 1805 verstarb.

Die Führung regte die Zuhörer zu Unterhaltungen und Diskussionen an, nicht zuletzt weil der Autor gerade wegen des Schiller Jahres in aller Munde ist. So stellte der Stadtspaziergang eine wertvolle Bereicherung der Veranstaltungen der Lernstatt Demokratie dar und wurde von allen Teilnehmern sehr begrüßt.
(Sabine Sondermann, Jena, 16.06.2005)

 
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