Direkt zum Inhalt springen

Sie befinden sich: Lernstatt 2004 »

"Die kleine Blüte lächelt aus Wassertropfen nach Sommerregen."

Präsentation der Workshops Präsentation der Workshops - DH Team

"Ganz, ganz herzlich Willkommen!" ruft Karlheinz Goetsch dem Publikum zu. Es ist Samstag, der letzte Tag der Lernstatt Demokratie 2004. Die Aufregung ist heute in der Aula mit zu Gast, denn einer der Höhepunkte der Lernstatt steht jetzt an: die Präsentationen der Workshops. Den ganzen gestrigen Tag lang haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den insgesamt zehn verschiedenen Workshops gearbeitet. Da gibt es allerhand zu sehen und zu bestaunen zum Beispiel ...

"Jeder hat das Bild gemalt, das er in seinem Herzen getragen hat"

Präsentation der Workshops - Mal-Atelier

... den Workshop von Katrin Sengewald, die mit ihren TeilnehmerInnen eigenhändig Farben aus Kleister, Quark, Eitemperat und Pigmenten aus Naturmaterialien wie Rosenblättern hergestellt hat. Stolz werden nun die Leinwände hochgehalten. Herzen sind darauf zu sehen, ein Strand mit Palmen, bunte Phantasiebilder. Lukas' Bild zeigt einen Wald unter blauem Himmel. Er hat es "die Natur" genannt, weil er gern in der Natur ist. Pascal hat die Titanic gemalt, weil er die gern sieht -"und das war's eigentlich schon." Stimmt. Echte Künstler erklären ihre Bilder nicht. Allemal zeigt sich jedoch, dass in der Natur ebenso wie im der technischen Katastrophe Dinge sichtbar werden, die für die Kinder mehr sind als die eigene Perspektive - Phänomene, die alle oder mehrere Menschen angehen. Dazu aber haben sie jeweils etwas wichtiges zu sagen mit Bildern, Motiven und Farben.

"Eine gute Debatte ist wie ein Witz"


Präsentation der Workshops - Jugend debatiert

... den Workshop "Jugend debattiert", dessen 12 Teilnehmerinnen und Teilnehmer demonstrieren, wie eine gute Debatte zum Thema "Soll anstelle der Wehrpflicht für Männer ein soziales Pflichtjahr für alle eingeführt werden?" aussehen kann. Das Publikum wird Zeuge von Rhetorik, Regeln und Formvereinbarungen als Voraussetzung für die zielgerichtete und auf Vernunftüberzeugung gerichtete Sprache und Argumentation. Es entsteht eine vielseitige Debatte, in der die Jugendlichen auf das jeweils zuvor Gesagte Bezug nehmen -weit entfernt vom Stil hektischer Politikerbattles im Fernsehen zur Wahlkampf- und zur Talk-Showzeit.

"Demokratie inhalieren"

... den Graphik- Workshop, in dem die Schülerinnen und Schüler Wahlplakate entworfen haben, mit denen Jugendliche angesprochen werden sollen. Die originellen, respektlosen und auch klugen Ergebnisse werden an die Wand projiziert. Da ist Theodor Heuss mit der unvermeidlichen Zigarre zu sehen, die sich im Bilde vom ersten Bundespräsidenten fast unvermeidlich festgesetzt hat: darauf steht "Demokratie" - eben zum Inhalieren. Eine Folgerung aus dem Heuss'schen Verständnis von "Demokratie als Lebensform" ist natürlich die Wahlbeteiligung: Auch hier gab es eine Kampagne und viele witzige und nachdenklich stimmende Vorschläge der Jugendlichen: Da ist ein Kindergesicht mit Essenspuren zu sehen und die Schlagzeile "Lass Dich nicht anschmieren ... Politik ist, was Du daraus machst!" zu lesen. Nicht alle ist perfekt, aber das Wechselspiel von Sprachwitz, forderndem Imperativ, "sich um die Dinge zu kümmern" und witzigen Bildmotiven begeistert das Publikum.

"Ist das Demokratie?"

... den Workshop "Flüstern". Die selbstverfassten Gedichte, Haikus und Geschichten werden auf der Bühne vorgetragen. "Meinungsbeeinflussung - ist das Demokratie?" wird gefragt und zornig gefordert: "Kann mal jemand sein (des Marlboro-Mannes) Grinsen ausknipsen?" In einer zynischen, aber auch witzigen Geschichte ist von Tauben die Rede, die einen "problematisch hohen Konsonantennutzungswert" aufweisen - der "Funktionalismus", in dem die moderne Gesellschaft das Leben betrachtet, wird in Worten greifbar! Und zum Schluss wird es noch wunderschön poetisch: "Die kleine Blüte lächelt aus Wassertropfen nach Sommerregen." Texte sind Zugänge zur Welt und zur Gesellschaft, sie können auch politisch werden und "der Demokratie das Wort reden".

"Das ist meine Welt!"


Präsentation der Workshops - Hip Hop Workshop

... den HipHop -Workshop, dessen zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf der Bühne rappen, tanzen, trommeln - eben mitreißen. "Das ist meine Welt!" wiederholen sie immer wieder. Eine Welt, die besser wäre ohne Nazis, ohne Diskriminierung, das ist klar. Und die sie bereit sind, besser zu machen. So wie heute, wenn sie mit Plastiktüte, Wassersprüher und Curver -Kiste einen Klangteppich für ihre selbstgetexteten Reime bilden und mit dem Mikro in der Hand die Welt auffordern: "Mensch Leute -Courage ist gefragt!"

"Sich über alle Grenzen hinwegsetzen!"


Präsentation der Workshops - Holz Workshop

... den Workshop "Holz". Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Workshops haben aus einem 100 Jahre alten Baum eine fast dreieinhalb Meter lange Holzbank gefertigt. In die Bank sind die Umrisse verschiedener Nationen geschnitzt. Gibt es ein besseres Geschenk für die GHS Stuttgart, in der 74 Nationen miteinander leben, als sich im Gespräch miteinander ganz plastisch "... über alle Grenzen hinwegzusetzen"?

Was bleibt nach all diesen Gruppenaktionen, in denen sich verschiedene Menschen für einen Arbeitsschritt, ein Ziel gemeinsam unter Druck zusammengesetzt haben, zu sagen? Die Herzen schlagen noch ein bisschen höher, als es zum großen Abschiedsfoto auf dem Schulhof geht. In den Gesichtern aller - der Älteren wie der Jüngeren - sind Zufriedenheit und Stolz zu lesen. Was sie geleistet haben, wissen sie selbst am besten.

Präsentation der Workshops Mittlerweile kommt Abschiedsstimmung auf zwischen den Rucksäcken und Taschen. Hier und da umarmen sich Menschen, Zettel mit Telefonnummern werden getauscht. Der Bus kommt, der zu "Galerie und Studio" der baden-württembergischen Landesbank fährt, den öffentlichen Räumen der die Stadt so kennzeichnenden Wirtschaft, in denen die Urkunden übergeben werden.

Dort findet der Vorsitzende der Akademie für Bildungsreform, Peter Fauser, passenden Worte: Die Lernstatt sei die Sicherung für aktiv gelebte Demokratie, sagt er, und unterstreicht seine Ausführungen mit einem Zitat von Theodor Heuss: "Die äußere Freiheit der Vielen lebt aus der inneren Freiheit der Einzelnen". Hildegard Hamm-Brücher erklärt in ihrer Funktion als "Zeitzeugin", diese sei die beste aller Lernstätten gewesen. Natürlich ist aber auch die beste Lernstatt aller Zeiten nur so gut wie die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die sie organisiert haben: Ein großes Danke an das Team des Wettbewerbs "Demokratisch Handeln". Und nebenbei bemerkt: Es geht weiter, im Jahr 2005 in Jena. Wer mitmachen möchte, möge sich bis Ende November 2004 mit Projekten "demokratischen Handelns" bewerben. (30. Juni 2004, Stuttgart/Berlin, Marie Wöpking)

« Kabarett | Urkundenverleihung »

Präsentation der Workshops - Mal Workshop - Bild 1

Präsentation der Workshops - Mal Workshop - Bild 2
 
© 2004 Demokratisch Handeln | Impressum