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Liberale Bürger – engagierte Stiftungen: „Die Lernstatt Reportage“ – ein Video-Workshop

Ein Workshop der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg

Moderation: Götz Gerhardt (Hamburg); Ort: GHS Ostheim

"Ist der Redakteur noch so fleißig, der Beitrag dauert drei-und-dreißig!" Mit diesen Worten begrüßte Götz Gerhardt am Donnerstag Abend die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Videoworkshops zum Thema: Liberale Bürger - engagierte Stiftungen. In einer gemeinsamen Vorstellungsrunde stellte sich schnell heraus, dass fast jeder schon einmal mit einer Videokamera zu tun hatte, jedoch die Erfahrung im Umgang mit Programmen zum Schneiden von Filmen fehlte und hier gesammelt werden sollte. Normalerweise wäre dies ganz zur Freude des Workshop-Leiters gewesen, wenn nicht die Laptops Probleme beim Erkennen der Kameras hätten. Aber von Rückschlägen soll man sich ja bekanntlich nicht entmutigen lassen und bis zum nächsten Tag war es ja schließlich auch noch lange hin. Mit der Aussicht auf Schichtarbeit als Bedingung eines fertig zu stellenden Films überlegten sich die Teilnehmer ein letztes Mal, ob sie in diesem Kurs wirklich bleiben wollten.

Nachdem sich nun aber keiner entmutigen ließ, wurden drei Arbeitsgruppen gebildet, denn es sind drei Stuttgarter Stiftungen vorzustellen, von denen aber nur auf eine näher eingegangen wird. Zum einen war dies die Robert-Bosch-Stiftung (Marvin, Otto, Moritz, Bastian, Richard, Katarina), dann die Stiftung der Ehemaligen vom Eberhard-Ludwig-Gymnasium (Katarina, Christian, Isolde) und schließlich die Rudolf-und-Hermann-Schmid-Stiftung (Jacey, Michael, Janine, Julia). Bei allen drei Stiftungen wurden Gesprächstermine vereinbart. In Vorbereitung auf den kommenden Tag wurden noch grundsätzliche Fragen des Filmens besprochen: Wie gestaltet man einen Beitrag aus Interviews spannend? Welche Fragen stellt man? Welche Fehler kann man beim Filmen machen (z.B. zoomen, schneiden, etc.)? Der erste Tag wurde abgeschlossen mit ersten Probeaufnahmen auf dem Flur und Befragungen von Bürgern in der näheren Umgebung der Schule zu den verschiedenen Stiftern und ihren Stiftungen.

Als die Gruppe am nächsten Morgen um 9.30 Uhr erfrischt nach der Morgengymnastik wieder zusammentraf, war das Problem zumindest teilweise gelöst - drei von vier Laptops waren funktionstüchtig. Es wurden letzte Einzelheiten zum Tagesablauf besprochen und dann konnten die Taxen bestellt werden. Nachdem der Taxifahrer endlich verstanden hatte, welches Fahrziel die Schmid-Stiftungs-Gruppe hat und er unter anderem zwei rote Ampeln sowie eine Schwangerschaftsunterbrechungsstrecke passiert hatte, kam die Gruppe endlich am Generationenhaus an. Da es jedoch für den Interview-Termin noch etwas zu früh war, versuchten die Schülerinnen und Schüler noch weitere Bürger-Stimmen zur Schmid-Stiftung einzufangen. Leider waren sie mit Ausnahme eines Kioskbesitzers nicht sehr erfolgreich. Der für 11.00 Uhr angesetzte Termin mit dem Geschäftsführer des Hauses, Herrn Ralf Boeddingmeier, wurde aufgrund von dessen Krankheit kurzfristig von der Sozialarbeiterin Renate Böhnlein und der Sozialpädagogin Gabi Miller übernommen.

Zunächst befragte die Gruppe die beiden Frauen ohne Kamera, um Näheres über die Stiftung zu erfahren und so weitere Fragen für das Interview zu erarbeiten. Alle Fragen wurde ausführlich beantwortet und es herrschte ein angenehmes Gesprächsklima. Das Generationenhaus im Stuttgarter Süden Heslach ist nur eines von fünf Häusern, das mit den Mitteln der Gebrüder-Schmid-Stiftung gebaut wurde. Als die beiden Unternehmer Rudolf und Hermann Schmid zu Beginn der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts im Abstand von nur zwei Jahren verstarben, hinterließen sie ein Privatvermögen von 75 Millionen Euro. Dieses Geld wurde testamentarisch der Stadt Stuttgart mit der Auflage vermacht, es für den Bau einer Einrichtung für alte Menschen zu verwenden. Neben dem Generationenhaus konnten aber nicht nur das geforderte Seniorenheim, sondern auch zwei weitere Häuser, die ähnlich funktionieren, wie das in Heslach sowie eine Kindertagestätte gebaut werden. Diese Vielfalt drückt sich aber auch innerhalb des Hauses aus. So gibt es ein Mütterzentrum, in das Frauen mit ihren Kindern kommen können, um sich zu unterhalten, während die Kinder spielen. Weiterhin gibt es die Wohngemeinschaft "Wabe", in der mehrere Menschen gemeinsam leben, jeder jedoch sein eigenes Zimmer hat.

Im Pflegebereich des Hauses werden sowohl jüngere als auch ältere Menschen zum größten Teil von Ärzten und der Diakonie versorgt, die sich im gleichen Haus befinden. Die beiden interviewten Frauen schließlich betreuen das Initiativzentrum des Generationenhauses. Dieser Teil des Gesamtkonzeptes soll ein Haus des Stadtteils, ein Haus der Bürger sein. Interessierten Vereinen und Organisationen stehen Büros und andere Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung und auch einzelne Personen können z.B. den großer Veranstaltungsraum für private Feierlichkeiten gegen Entgeld nutzen. Die Finanzierung muss jede der vier Einrichtungen für sich organisieren. Das Mütterzentrum erhält Vereinsbeiträge, während der Pflegebereich ganz normal über die Pflegeversicherung abgerechnet wird und das Initiativenzentrum erhält Gelder vom Sozialamt und aus dem Stiftungsvermögen. Im Anschluss an diese Vorinformationen wurde im Freien das Interview aufgezeichnet. Die beiden Frauen berichteten, wer die Gebrüder Schmid waren und welche Generationen im Haus zusammen leben. Im Mütterzentrum wurden spielende Kinder aufgenommen und eine Mutter erzählte, warum sie immer wieder hierher kommt. Frau Miller erklärte noch kurz den Pflegebereich und zum Abschluss zeigte sie der Gruppe noch die verschiedenen Veranstaltungs- und Computerräume.

Die Gruppe bedankte sich für die ausführlichen Informationen und verabschiedete sich. Auf dem Rückweg mit den öffentlichen Verkehrmitteln wurde ein kurzer Stopp beim "Rice-Man Fast Food" in der Fußgängerzone eingelegt und die Kalorien wurde bei einem kleinen Inliner-Rennen in einem Sportgeschäft gleich wieder abtrainiert. Nun ging es aber zurück zur Schule, denn das Rohmaterial musste ja schließlich noch bearbeitet und präsentationsbereit gemacht werden. Es wurde Musik ausgewählt, kritisch jeder Satz auf seine Wichtigkeit geprüft und kleine Zwischenmoderationen aufgenommen. Nach langer, mühseliger aber in jedem Fall lehrreicher Arbeit ist der Film pünktlich zur Präsentation in den "Tagesthemen" am Samstag Vormittag fertig geworden und die Gruppe kann mit Stolz behaupten einen guten Reporter-Job gemacht zu haben. (Timo Feierabend)

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