Ein Förderprogramm für Jugend und Schule
Es wird gesungen, getanzt, gerappt, Theater gespielt, Kabarett aufgeführt, Filme werden gezeigt, Radio gehört, debattiert, der längste Linolschnitt der Welt in den Saal getragen und manches mehr. Der Einfallsreichtum und die Professionalität der Darbietungen verblüfft angesichts der kurzen Zeit, die zur Vorbereitung zur Verfügung stand: Kaum mehr als ein halber Tag.
Den Anfang macht Hildegard Hamm-Brücher. Zum dreizehnten Mal sei sie auf der Lernstatt mit dabei und von Jahr zu Jahr gefalle sie ihr besser. Die vertretenen Projekte lieferten einen "Beitrag zu einer lebendigen Demokratie".
Jede der Präsentationen zu beschreiben, die dann folgen, würde hier Rahmen sprengen. Deswegen beschränke ich mich auf vier Beispiele:
Die Alte Börse, der Stadt Leipzig, ist 316 Jahre alt. Hier, in einem kleinen Saal mit einem großen Klavier, ereignet sich die letzte und feierlichste Veranstaltung der Lernstatt: Die Übergabe der Urkunden. Sie seien ein "Ausdruck des Respekts vor euren Leistungen", so ruft es Peter Fauser in seiner Rede den Jugendlichen zu. "Demokratisch Handeln" sei nicht die "Autorität" in Sachen Demokratie, die immer und genau über Demokratie Bescheid wüsste. Man träfe sich mit den einzelnen Projekten auf "gleicher Augenhöhe" und würde einander als "Partner" begreifen. Denn was Demokratie sei, das müssten wir alle immer wieder zusammen klären.
Ähnliche Gedanken gibt auch Friedrich Magirius in seinem Grußwort weiter: Demokratie sei nichts Fertiges, man müsse immer wieder neu lernen, was Demokratie bedeutet. Magirius war früher Pfarrer an der Nikolaikirche und hat während der Wendezeit den ersten Runden Tisch der Stadt Leipzig geleitet. Heute ist er Abgeordneter im Stadtrat. Er findet, dass viele Ideen von damals heute eingeschlafen seien und wünscht sich ein "bisschen mehr Leben in der Demokratie" - so wie in der Lernstatt.
Bei der eigentlichen Übergabe der Urkunden werden die Projekte in Gruppen nach vorne gerufen. Die Zeit drängt, die Luft ist heiß im Saal, und natürlich müssen auch noch viele Fotos geschossen werden, da bleibt es nicht aus, dass alles ein wenig hektisch wird. Peter Fauser versucht, durch schnelleres Lesen der Manuskripte und freie Improvisation entgegenzuwirken. Die Jugendlichen nehmen's gelassen.
Großer Dank wird auch noch ausgesprochen. An die vielen Helferinnen und Helfer dieser Lernstatt, die unermüdlich, freundlich und kompetent jedes Problem, ob groß ob klein, gelöst hätten. Dafür gibt es rote Rosen und das führt zu einem seltsamen, schönen Bild: ein Haufen Leute in knall-orangen T-Shirts mit roten Rosen.
Als Abschluss gibt es Musik, Applaus, und dann haben es alle eilig, nach draußen an die frische Luft zu gelangen und an die Sekt- und Orangensaftgläser, die kühl in der Mittagshitze warten. Es ist eine Stimmung irgendwo zwischen Klassenfahrtsende und Schulabschluss: überall stehen Koffer und Taschen herum, werden Lunchpakete verpackt oder gleich aufgegessen, man ist müde, aufgekratzt, glücklich, und ein bisschen Abschiedsschmerz gibt's auch. Es ist ein allgegenwärtiges Treiben, Lachen, Reden. Leute tauschen ihre Adressen aus, verabschieden sich oder versuchen bloß, an ihren Rucksack zu kommen. Irgendwann machen sich die ersten auf den Weg zum Bahnhof und dann andere und nach und nach leert sich der Platz vor der Alten Börse. Dann sind alle fort und die Lernstatt ist zu Ende. Nur noch Menschen mit orangen T-Shirts stehen da und fangen an aufzuräumen. Sie sind noch so beschwingt von dem Lob, das sie bekommen haben, dass sie gar nicht merken, wie erschöpft sie eigentlich sind.