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Der 10. Demokratietag in Rheinland-Pfalz auf dem Hambacher Schloss

Unter der Leitidee "Einmischen und Mitgestalten – Die Messe für Kinder- und Jugendbeteiligung" wurde am 2. Oktober 2015 der zehnte Demokratietag in Rheinland-Pfalz veranstaltet. Mit Getrommel und Gesang der Jugendwerkstatt Primasens wurde der Tag feierlich eröffnet. An den musikalischen Auftakt schloss sich die Eröffnungsrede von Hans Berkessel an, einer Initiatoren des Demokratietags und Regionalberater des Förderprogramms Demokratisch Handeln. Er hob die historische und politische Bedeutung des Hambacher Schlosses hervor, erinnerte an das Hambacher Fest 1832 und seine Wegweisung für die moderne Demokratie. Berkessel verwies auf die Bedeutungskraft und das politische Signal des 10. Demokratietags in den Räumen des Hambacher Schlosses. Er skizzierte die aktuelle Situation in Deutschland mit der sich verstärkenden populistischen Neigung zu Ausgrenzung und Abgrenzung von der Pluralität, er forderte tolerantes Auftreten und Handeln sowie soziales Engagement.

Das Grußwort der Schirmherrin des Demokratietags, der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer überbrachte Staatssekretärin Heike Raab. Sie stimmte Hans Berkessel zu, dass die Situation der geflüchteten Menschen und die damit verbundenen Integrationsaufgabe eine aktuelle Herausforderung sei, machte aber gleichwohl deutlich, dass "gerade von hier, vom Hambacher Schloss aus, mit seiner Tradition von Einheit, Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie, ein klares politisches Signal ausgeht." Lobende Worte richtete sie an die Jugendlichen und sprach sich, aufgrund des stetig wachsenden Engagements in beispielsweise Rettungs- und Sportvereinen, für eine Herabsetzung des Wahlalters aus.

Wie rund 40 weitere Initiativen und Organisationen zur Förderung von Jugendlichen und ihren Projekten, hatte auch das Förderprogramm Demokratisch Handeln einen Informationsstand im Rahmen des Markts der Möglichkeiten. Interessierte Kinder und Jugendliche, aber auch Eltern oder Lehrkräfte konnten über das Förderprogramm und über damit verbundene Möglichkeiten von Engagementlernen, Projektdidaktik und demokratischer Schulentwicklung informiert werden. Darüber hinaus hat das Beratungs-Team des Förderprogramms auf dem Markt der Möglichkeiten weitere spannende Initiativen zu den Themenschwerpunkten Partizipation, Demokratiepädagogik und Jugendförderung aus Rheinland-Pfalz kennengelernt. Eine Reihe dieser Projekte bewarb sich dann auch in der Ausschreibung 2015.

Schließlich nutzte das Team die Möglichkeit an einer der Politikerdiskussionen teilzunehmen. Unter Leitung von Thomas Leif, dem Chefredakteur des SWR-Landesstudios in Mainz diskutierten Jaqueline Rauschkolb (SPD), Brigitte Hayn (CDU), Ruth Ratter (Die Grünen), Dr. Sigrid Meinhold (Bertelsmann Stiftung) und Kerstin Sernatinger (Netzwerk Demokratie und Courage) über eine Erweiterung der Partizipationsmöglichkeiten und der Demokratie in Kitas, Schulen und Jugendarbeit.

Ein bildungshistorischer Aspekt der Veranstaltung, war eine Führung durch die Dauerausstellung "Hinauf, hinauf zum Schloss", die die Demokratiegeschichte Deutschlands widerspiegelt. Eine lebendige Ausstellung mit interessanten Exponaten und aufschlussreichen Informationsmaterialien erzählt die Geschichte Deutschlands in Zeiten, in denen der Wunsch der Bevölkerung nach politischer Veränderung in Richtung Gleichheit, Gerechtigkeit und Mitbestimmung immer lauter wird. Das Augenmerk wird in der Ausstellung auf das Hambacher Fest 1832 und seine Bedeutung für die weitere politische Entwicklung Deutschlands gelegt.

Im Anschluss an die Führung durch die Ausstellung wurde im Festsaal die Festrede von Prof. Dr. Peter Fauser gehalten. Zu Beginn stellte er die Verdienste der Veranstalter heraus für eine "bundesweit beispielgebende Energie und Hingabe, mit der er in Rheinland-Pfalz ein demokratiepädagogisches Netzwerk aufgebaut hat" und führte weiter aus: "Hans Berkessel, das ist eine Mischung aus Begeisterung und Organisationswucht, Vision und Handwerk, Idealismus und Realitätssinn, großer historischer Bildung und vitalem Engagement angesichts der Spannungen und Aufgaben der Zeit". Unter dem Titel "Die Einbeziehung des Anderen", legte Prof. Fauser den Schwerpunkt seiner Rede auf die Verbindung von Demokratie und Erziehung, absichtsvoll die diskurstheoretische Fundierung einer breiten Demokratiekonzeption nach der Theorie Jürgen Habermas' anklingen lassend. Im Sinne einer Antwort auf die selbstgestellte Leitfrage seines Vortrages betonte Fauser, dass "die Einbeziehung des Anderen" nicht nur als Inbegriff eines demokratischen Menschenbildes, sondern ebenso als ein pädagogischer Kernanspruch zu verstehen sei, der Demokratie und Erziehung miteinander verbinde. Er ging auf die Aspekte ein, die grundlegend dazu beitragen, eine Demokratie aufrecht zu erhalten sowie zu unterstützen und machte deutlich, dass neben Begeisterung und Durchhaltvermögen auch ein intelligentes Krisenmanagement erforderlich sei, um den zunehmenden Herausforderungen der westlichen Konzepte von Mitbestimmung und universeller Normorientierung an den Menschenrechten und der Gleichheit aller Stand zu halten.

Das vielfältige Programm erfasste den gesamten Tag: So bestand im Spiegelsaal des Schlosses auch die Möglichkeit, an Workshops mitzuarbeiten. Deren Themen reichten von Analyse der Diskussionskultur in sozialen Netzwerken bis hin zu Partizipationsmöglichkeiten an Schulen.

Der Demokratietag in Rheinland-Pfalz, der 2015 zugleich am 25. Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands stattfand, hat viele interessierte, aber vor allem engagierte Kinder, Jugendliche und Erwachsene erreicht und sie darin bestärkt, weiter an ihren Themen zu arbeiten, neue Partner und Unterstützer zu finden und aktuelle Herausforderungen vielseitig und phantasievoll anzunehmen.

(Jena, Lisa Gerhardt, Arila Feurich)

(08.07.2016, DI)

 
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