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Bertini-Preis – Ein Preis für junge Menschen mit Zivilcourage

Am 27. Januar 2014 fand im Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg die Verleihung des Bertini-Preises statt. Dieser Preis wird an junge Hamburgerinnen und Hamburger verliehen, die sich für zivigesellschaftliches Engagemnt eingesetzt haben. Dies kann im Rahmen der Schule, aber auch darüber hinaus sein. Die Ausschreibung ist offen für Einzelteilnehmende oder Gruppen. Schon anhand der drei Kriterien wird sichtbar, dass den Bertini-Preis und das Förderprogramm Demokratisch Handeln einiges verbindet. Besiegelt durch eine Kooperation nehmen die beim Hamburger Bertini-Preis eingereichten Beiträge auf Bundesebene zugleich auch an der Ausschreibung des Förderprogramms teil.

Nach der Begrüßung durch die Intendantin des Ernst-Deutsch-Theaters, Frau Isabella Vértes-Schütter und einer musikalischen Eröffnung durch The Mighty Lachs Quartett, ließ es sich der Hamburger Senator für Schule und Berufsbildung, Ties Rabe, nicht nehmen, ein Grußwort an die Preisträgerinnen und Preisträger zu richten. Der Senator ermutigte die Jugendlichen sich weiterhin für Zivilcourage einzusetzen und dankte den Lehrkräften für ihre Anregungen und die Motivation, die ihre Begleitung für die Schülerinnen und Schüler darstellt.

Die anschließende Festrede von Wolf Biermann zeigte nicht nur den Ursprung des Preises auf, sondern beinhaltete auch einen Exkurs zum Engagement des Liedermachers und Schriftstellers. Dabei stellte er die Behauptung auf, dass Engagement nur für Dinge möglich ist, die einem fremd seien, denn Engagement verweise auf den Mut, sich auf neue Wege zu begeben und ausgetretene Pfade zu verlassen. Gleichwohl brauche unsere Gesellschaft diesen Mut, um Kritik und Missstände aufzuzeigen und Unmut darüber sichtbar werden zu lassen. Gewohnt kritisch und sarkastisch äußerte er sich zu aktuellen Themen, wie etwa den Demonstrationen in der Ukraine, der Situation in Afghanistan, aber auch ganz speziell in Hamburg und bettete dies in einen imaginären Dialog mit Heinrich Heine. Abschließend sprach er das Gedicht Heines "Auf verlor'nen Posten in dem Freiheitskriege".

Es folgte nun die Auszeichnung der Preisträgerinnen und Preisträger. Mit Kurzfilmen erhielten alle Besucher der Preisverleihung einen Einblick in die Aktivitäten der ausgezeichneten Beiträge. Zu den Preisträgerinnen gehörten auch Nicole Diez, Chantelle Hajduk und Carmela Orlowski. Die drei jungen Frauen vom Gymnasium Allermöhe in Hamburg erinnerten mit ihrer Arbeit an Frieda Johanna Fiebiger – ein Mädchen, das während der NS-Zeit aufgrund seiner Behinderung deportiert wurde. Sie recherchierten in Archiven und arbeiteten den Lebenslauf auf. Abschließend verlegten sie einen Stolperstein für Frau Fiebiger im benachbarten Stadtteil Bergedorf. Hinzukommend dokumentierten sie ihre Arbeit filmisch und fotografisch.

Die Einzelleistung von Jessica Köster fand bei der Jury des Bertini-Preises ebenfalls großen Zuspruch. Die Schülerin der Stadtteilschule Eidelstedt schrieb auf Grundlage einer realen Reise eines Prinzen aus Kamerun ein fiktives Zeitzeugendokument mit dem Titel "Samson Didos Tagebuch". Sie thematisiert die Völkerschauen des Zoobetreibers Carl Hagenbeck. Jessica stellt das Werk auch der Öffentlichkeit, im Rahmen der "Altonale 15" vor und leistet mit ihrem Perspektivwechsel einen wichtigen Aufklärungsbeitrag zur bisher kaum erforschten Kolonialgeschichte Hamburgs.

Eine größere Gruppe stellte den dritten Preisträger. 25 Schülerinnen und Schüler des AK Erinnerungsarbeit und die Schülerschaft des Profils [you:sful] der Ida-Ehre-Schule unterstützen den Bau eines Denkmals zur Erinnerung an die Opfer der Hamburger NS-Militärjustiz und erarbeiteten dazu eine Broschüre sowie eine Ausstellung. Die Gruppe führte ein Zeitzeugengespräch mit Ludwig Baumann, einem Überlebenden der NS-Militärjustiz, der ebenfalls zur Preisverleihung gekommen war und das herausragende Engagement der Jugendlichen lobte. Gemeinsam schrieben sie Briefe an den Ersten Bürgermeister von Hamburg, wendeten sie sich an die Presse und führten Gespräche mit Lokalpolitikern. Sie tragen wesentlichen Anteil daran, dass im Jahr 2012 der Bau eines solchen Denkmals von der Hamburger Bürgerschaft einstimmig beschlossen wurde. Auch für die Gestaltung des Denkmals haben die Jugendlichen Ideen, die sie in einer Broschüre und Ausstellung der Öffentlichkeit präsentierten.

Bevor das Mighty Lachs Quartett die Veranstaltung beendete, gab Ralph Giordano – Pate und Namensstifter des Preises – einen Ausblick für den Preis. Auch er würdigte die "Herzensarbeit" der Jugendlichen. Er zeigte anhand vergangener nationalsozialistischer Verbrechen in den letzten Jahren und Monaten außerdem auf, dass auch heute noch immer wieder ein Zeichen gegen Rechts gesetzt werden müsse. Die Verbotsdiskussion um die NPD und die Verbrechen des NSU sowie die Erinnerung an die eigene Verfolgung während des Nationalsozialismus kosteten den 91-jährigen Kraft, waren gleichwohl beeindruckende Elemente seines Ausblicks.

(Jena, Arila Feurich)

(25.03.2014 , MBu)

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